Gefährliches Rauchen
Jede Zigarette kostet bis zu 22 Minuten Lebenszeit
Zigaretten verkürzen das Leben laut einer neuen Studie deutlich: Eine einzige Schachtel soll rund sieben Stunden weniger Lebenszeit bedeuten. Damit senkt das Rauchen die Lebenserwartung deutlich stärker als bisher angenommen.
Von Markus Brauer/AFP
Dass Rauchen gesundheitsschädlich ist und potenziell tödlich, ist allgemein bekannt. „Es gibt kaum eine Erkrankung, die nicht negativ mit Zigarettenrauch korreliert“, sagt der Kardiologe Ulrich Laufs, Direktor der Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig. Doch obwohl Zigaretten nachweislich Tumore, Schlaganfälle und Herzinfarkte verursachen, fällt der Rauchstopp vielen Menschen schwer.
- 1 Packung Zigaretten kostet sieben Stundenzeit
Eine neue Studie am University College in London zeigt nun, wie stark sich das Rauchen auswirkt. Beim Konsum einer einzigen Zigarette, wird demnach die Lebenserwartung bei Männern um 17 Minuten und bei Frauen um 22 Minuten verkürzt. Bei einer ganzen Packung sind es der Analyse zufolge ganze sieben Stunden.
‘Single cigarette takes 20 minutes off life expectancy, study finds’https://t.co/p6JaffmBct Report published in @AddictionJrnl here: https://t.co/pfOVmykkxh — Sarah Jackson (@DrSarahEJackson) December 30, 2024
„Die Leute wissen im Allgemeinen, dass Rauchen schädlich ist, neigen aber dazu, zu unterschätzen, wie sehr“, sagt Sarah Jackson, leitende wissenschaftliche Mitarbeiterin der Alkohol- und Tabakforschungsgruppe des UCL. „Im Durchschnitt verlieren Raucher, die nicht aufhören, rund ein Jahrzehnt ihres Lebens. Das sind zehn Jahre kostbarer Zeit, Lebensmomente und Meilensteine mit ihren Lieben.“
Zwei Drittel der Raucher erliegen wegen ihrer Sucht einer Krankheit
Raucher können mit einem konsequenten Verzicht mannigfaltige Ursachen für Krankheiten und Todesfälle aktiv verhindern. Laut Studie sterben viele Raucher an ihrer Sucht: Bis zu zwei Drittel der Langzeitkonsumenten erliegen einer Krankheit, die mit dem Tabakkonsum in Verbindung gebracht werde.
„Manche Leute denken vielleicht, es mache ihnen nichts aus, ein paar Jahre ihres Lebens zu verlieren, da das Alter oft von chronischen Krankheiten oder Behinderungen geprägt ist. Aber Rauchen verkürzt die ungesunde Zeit am Ende des Lebens nicht“, erklärt Sarah Jackson. „Es geht in erster Linie auf Kosten der relativ gesunden Jahre in der Lebensmitte und verzögert den Beginn von Krankheiten. Das bedeutet, dass ein 60-jähriger Raucher typischerweise das Gesundheitsprofil eines 70-jährigen Nichtrauchers hat.“
Aufhören ist die einzige vernünftige Option
Immer wieder werden Raucher als Vorbild genommen, die trotz ihres Konsums ein hohes Lebensalter erreichen. Fakt ist: Viele Konsument entwickeln mehr rauchbedingte Krankheiten und sterben daran in ihren Vierzigern.
Der Grund: unterschiedliche Rauchgewohnheiten. Unter anderem ist dafür ausschlaggebend die Art der verwendeten Zigaretten, die Anzahl der Züge und die Inhalationstiefe. Generell seien Menschen unterschiedlich anfällig für die giftigen Substanzen im Zigarettenrauch.
Um die Lebenszeit nicht weiter zu verkürzen und die Gesundheit zu erhalten, gebe es nur ein einziges Mittel: Mit dem Rauchen aufzuhören, mahnt Sarah Jackson. Frühere Studien zeigen, dass es kein Rauchniveau gibt, das weniger schädlich ist. „Mit dem Rauchen aufzuhören ist in jedem Alter von Vorteil.“
Welche Risiken reduzieren sich mit dem Rauchstopp?
- Wer die Finger von der Zigarette lässt, verringert generell das Risiko für verschiedenste Erkrankungen. So ist Rauchen für etwa ein Fünftel aller Krebserkrankungen direkt verantwortlich, aber auch Herzkrankheiten, Bluthochdruck, Schlaganfälle oder chronische Bronchitis lassen sich häufig auf das Rauchen zurückführen. Raucher haben beispielsweise ein um 65 Prozent höheres Risiko für einen Herzinfarkt als Nichtraucher.
- Jedes Jahr sterben in Deutschland rund 127.000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums, wovon rund ein Drittel auf das Konto von Herzkreislauferkrankungen geht. Zudem erkranken jährlich 85.000 Menschen als Folge des Rauchens an Krebs.
- Wer raucht oder rauchte, zeigt zudem ein viel höheres Risiko, eine chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD) oder eine rheumatoide Arthritis – eine Gelenkentzündung – zu entwickeln. Rauchen schädigt auch Augen, Zähne, den Verdauungstrakt und wirkt sich auf die Fruchtbarkeit aus.
Was bringt der Verzicht konkret?
- Schon drei Tage nach der letzten Zigarette verbessert sich nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) die Funktion der Atemwege.
- Nach einer Woche sinkt der Blutdruck und damit das Herzinfarktrisiko.
- Nach einem bis neun Monaten gehen Hustenanfälle, Verstopfungen der Nasennebenhöhlen und Kurzatmigkeit zurück. Die Lunge wird allmählich gereinigt, indem Schleim abgebaut wird. Die Infektionsgefahr verringert sich.
- Zwei Jahre nach einem Rauchstopp hat ein früherer Raucher fast das gleiche Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie ein Nichtraucher.
- Wer fünf Jahre rauchfrei ist, liegt beim Herzinfarktrisiko gleichauf mit Nichtrauchern. Nach fünf Jahren sinkt auch das Risiko für Krebserkrankungen in Mundhöhle, Rachen, Speiseröhre und Harnblase auf die Hälfte. Auch das Schlaganfallrisiko kann bereits nach zwei bis fünf Jahren auf das eines Nichtrauchers sinken.
- Bis zu 85 Prozent der Lungenkrebstodesfälle lassen sich auf Tabakkonsum zurückführen. Bei keiner anderen Krebsart kann ein Rauchstopp so viele Sterbefälle vermeiden. Zehn Jahre nach dem Aufhören hat ein ehemaliger Raucher ein nur noch halb so hohes Risiko für Lungenkrebs, als wenn er dauerhaft weitergepafft hätte.
Wie wirkt sich der Rauchstopp auf die Lebenszeit aus?
Nach DKFZ-Berechnungen verkürzt starkes Rauchen das Leben im Schnitt um zehn Jahre. Der schlimmste Fall ist ein fettleibiger starker Raucher, der viel Alkohol trinkt und viel rotes Fleisch isst. Er büßt gegenüber besonders gesund lebenden männlichen Altersgenossen rund 17 Jahre an Lebenserwartung ein. Bei einer Frau liegt der Unterschied bei fast 14 Jahren Lebenszeit.
Nikotin beschleunigt die Stoffwechselvorgänge und „verbrennt“ etwa 200 Kalorien zusätzlich am Tag. Zudem wirkt Nikotin appetithemmend. Nach dem Rauchstopp verbrennt der Körper weniger Energie, gleichzeitig greifen viele statt zur Zigarette verstärkt zu Süßem und Snacks. Möglicherweise erhöht auch eine bestimmte genetische Veranlagung das Risiko für eine Gewichtszunahme.
Sind E-Zigaretten eine Alternative?
Experten sagen ganz klar nein. Dem DKFZ zufolge sind E-Inhalate im Vergleich zum Tabakrauchen zwar wahrscheinlich etwas weniger schädlich, weil die Liquids nicht verbrannt, sondern erhitzt werden. Eine Gefahr für die Gesundheit sind sie trotzdem.
Nach Angaben der Bundesärztekammer kann das in den meisten dieser Produkte enthaltene Nikotin die Hirnentwicklung negativ beeinflussen und abhängig machen. Zudem enthalten die auch bei Kindern und Jugendlichen beliebten E-Zigaretten demnach krebserregende Substanzen und können die Atemorgane und das Herzkreislaufsystem angreifen. Das Risiko, später auf Tabakzigaretten umzusteigen, ist bei jungen E-Zigaretten-Konsumenten dreimal höher als bei ihren abstinenten Altersgenossen.