Jede zweite Woche wird ein jüdischer Friedhof geschändet

dpa/lsw Berlin/Stuttgart. Mindestens jede zweite Woche wird in Deutschland durchschnittlich ein jüdischer Friedhof geschändet. Die Polizei stellte im vergangenen Jahr 27 antisemitisch motivierte Angriffe auf die letzten Ruhestätten von Juden fest - darunter mit fünf Fällen in Baden-Württemberg die höchste Anzahl in einem einzelnen Bundesland. Nur drei Fälle konnte die Polizei aufklären; dabei keinen der fünf im Südwesten. Das geht aus der Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage von Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) hervor. Zunächst hatte der Berliner „Tagesspiegel“ (Samstag) darüber berichtet.

Etwas geringer ist demnach die Zahl der Attacken auf Synagogen. Das Ministerium berichtet für 2018 über „21 antisemitische Straftaten mit dem Angriffsziel „Religionsstätte/Synagoge““. Bei fünf Delikten gelang es der Polizei, Täter zu ermitteln. In Baden-Württemberg wurden zwei solcher Angriffe registriert - jeweils in Pforzheim am 27. September und am 11. November 2018, beide Male ohne Aufklärung.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, reagierte bitter. „Regelmäßige Schändungen von jüdischen Friedhöfen und Angriffe auf Synagogen sind leider Alltag in Deutschland“, sagte Schuster dem „Tagesspiegel“. Vielen nicht-jüdischen Bürgern werde dies vermutlich gar nicht bewusst sein. „Deutschland darf sich nicht an diese Situation als Normalzustand gewöhnen“, betonte er. Schuster mahnte auch die Sicherheitsbehörden zu mehr Wachsamkeit.

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Erstellt:
2. August 2019, 16:59 Uhr

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