Automobilzulieferer in der Krise
Jobabbau schlimmer als während Pandemie
In dreieinhalb Jahren sind 86 000 Jobs bei den europäischen Automobilzulieferern verloren gegangen. Der Stellenabbau setzt sich fort, vor allem in Deutschland. Eine Analyse zeigt nun: Das erste Halbjahr übertrifft sogar die schlimmste Phase von Corona.
Von Veronika Kanzler
Autozulieferer stecken zunehmend in einer kritischen Lage, weil viele Hersteller mit einem schwachen Absatz von Elektroautos, einem dümpelnden Chinageschäft und schwachen Wachstumsprognosen kämpfen. Der europäische Branchenverband für Autozulieferer Clepa warnt nun, dass der Stellenabbau noch nicht vorbei ist. Seit 2020 sollen bereits 86 000 Jobs europaweit in der Zuliefererbranche bereits abgebaut worden sein, analysiert der Verband.
Deutsche Zulieferer trifft es am schlimmsten
Selbst wenn Prognosen berücksichtigt würden, dass aufgrund neuer Arbeitsgebiete – etwa durch Elektromobilität – auch neue Jobs geschaffen werden, bedeute dies nach Angabe von Clepa noch immer einen Verlust von 56 000 Stellen. Auch der Verband der Automobilindustrie (VDA) beobachtet insbesondere in der Zuliefererindustrie, „dass durch die Transformation in Richtung Klimaneutralität und Digitalisierung weniger Beschäftigung benötigt wird und nicht automatisch woanders aufgebaut wird.“
Nach Angaben von Clepa wurden allein in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 weitere 32 000 Stellenstreichungen angekündigt, „was die schlimmste Zeit der Pandemie übertrifft“, beklagt der Branchenverband. Demnach wurden in der zweiten Jahreshälfte 2020 insgesamt 29 000 Stellen bei europäischen Autozulieferern gestrichen.
Deutsche Autozulieferer sind hierbei am stärksten betroffen. 60 Prozent der gestrichenen Stellen entfallen demnach auf Deutschland. Dort sollen zwischen 2020 und heute fast 52 000 Arbeitsplätze verloren gegangen seien.
„Die jüngsten Daten sind ein klarer Weckruf“, betont auch Clepa-Generalsekretär Benjamin Krieger. Er fordert eine Anpassung der gesetzlichen Bestimmungen, auch auf europäischer Ebene. Dazu gehöre etwa, dass CO2-Vorgaben, „technologieoffen“ gestaltet werden. Gemeint ist, dass auch Technologien wie synthetische Kraftstoffe, die Verbrennerfahrzeuge klimafreundlicher machen, eine Chance bekommen sollten. Ansonsten laufe Europa Gefahr, „seine Führungsrolle in der Automobilbranche zu verlieren“, ist sich Krieger sicher.