Josef Ferstl rast im Super-G knapp an der Medaille vorbei

Der Skirennfahrer freut sich trotzdem: über Rang sechs und den Sieg von Paris

ÅRE /SID - „Mann!“, schimpfte Josef Ferstl wütend, legte den Kopf in den Nacken und verzog zerknirscht das Gesicht. „Mann!“, schrie der Kitzbühel-Sieger noch einmal in die eiskalte Luft am Berg Areskutan – und sagte später: „Wenn man als Vierter abschwingt, ist das natürlich Scheiße.“

Vierter blieb Ferstl nicht, er belegte am Ende des WM-Rennens im Super-G Rang sechs, doch sein Ärger war da schon wieder verraucht. „Klar, es zählen die Medaillen, da kann man sagen, das habe ich verhauen“, meinte er, „aber ich bin eigentlich happy.“

Nur 0,39 Sekunden hatten dem 30-Jährigen vom SC Hammer zu seinem Kumpel gefehlt, dem Südtiroler Kraftpaket Dominik Paris, der in Schweden die erste Männer-Goldmedaille abräumte, nur 0,30 Sekunden lag Ferstl hinter den zeitgleichen Silbermedaillengewinnern Johan Clarey (Frankreich) und Vincent Kriechmayr (Österreich). „Das Glück“, sagte er auch mit Blick auf den vierten Rang von Viktoria Rebensburg am Vortag, „ist nicht auf unserer Seite.“ Aber: „Bei der WM unter den Top Sechs zu liegen, da kann ich zufrieden sein.“

Dominik Schwaiger (Königssee) belegte einen respektablen 15. Platz, Manuel Schmid (Fischen) schied aus. Ferstl bekannte allerdings auch, dass mehr drin gewesen wäre. Die chaotische Anreise nach Åre, für die er und andere mehr als 24 Stunden inklusive einer neunstündigen Zugfahrt durch die Nacht benötigt hatten, erwies sich letztlich als zu anstrengend. Ferstl wollte aber nicht jammern: „Ich war wirklich ein bisschen fertig und habe mich zusammenreißen müssen. Ein Tag mehr hätte nicht geschadet.“ Als Ausrede mochte er diesen Umstand indes nicht hernehmen, auch andere seien betroffen gewesen. Und: „Wir sind selbst schuld, wir hätten die Flüge anders legen können.“

Statt sich weiter zu ärgern, freute sich Ferstl anschließend lieber mit Paris: „Er ist ein guter Freund von mir, ein super Kerl.“ Im Sommer werde er den Südtiroler in dessen Heimat besuchen, um dessen großen Sieg zu feiern. Womöglich werden es auch zwei werden – Paris ist der dominierende Schussfahrer des Winters. Er hat auf der brutalen Stelvio in Bormio Abfahrt und Super-G gewonnen, siegte zudem auf der Streif in Kitzbühel. Der Weg zu Gold in der Königsdisziplin wird an diesem Samstag (12.30 Uhr) nur über Paris führen. „Schön zu hören, dass sich Pepi mit mir freut“, sagte der strahlende Sieger von Åre, „die Freude ist riesig, zumal ich lange gezittert und erst nicht daran geglaubt habe, dass es reichen würde.“

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Erstellt:
7. Februar 2019, 03:14 Uhr

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