Stuttgarter Kickers

Jugend forsch bei den Blauen

Jugend forsch heißt seit der Winterpause verstärkt das Motto bei den Stuttgarter Kickers. Woran liegt es, dass beim Regionalligisten immer mehr Eigengewächse zum Einsatz kommen? Was bedeutet das für die kommende Saison?

Mario Borac (re.) beglückwünscht gemeinsam mit Christian Mauersberger Doppel-Torschütze Nevio Schembri (li.).

© Baumann

Mario Borac (re.) beglückwünscht gemeinsam mit Christian Mauersberger Doppel-Torschütze Nevio Schembri (li.).

Von Jürgen Frey

Vor dem Start nach der Winterpause hatten die Stuttgarter Kickers in der Fußball-Regionalliga acht Punkte Rückstand auf Spitzenreiter TSG 1899 Hoffenheim II. Drei Spieltag später beträgt die Differenz nur noch drei Zähler. Lutz Siebrecht hat dies als Augenzeuge der Hoffenheimer 2:3-Heimniederlage am Sonntag gegen den SGV Freiberg gerne zur Kenntnis genommen. „Das ändert aber nichts an unserer Herangehensweise“, sagt der Geschäftsführer Sport der Blauen.

Verjüngung seit der Winterpause

Diese Strategie heißt vor dem Spiel am kommenden Samstag (14 Uhr) beim TSV Steinbach Haiger zum einen auf sich selbst zu schauen, zum anderen verstärkt auf den eigenen Nachwuchs zu setzen. Beim jüngsten 3:0 gegen den 1. Göppinger SV schnürte der 18-jährige, noch für die U19 spielberechtigte, Nevio Schembri einen Tore-Doppelpack. Den dritten Treffer erzielte der 19-jährige Linksverteidiger Mario Borac, der zudem das erste Schembri-Tor per Flanke vorbereitete. „Wir hatten ein Durchschnittsalter von 24,7 Jahren, in der Hinrunde waren wir im Schnitt fünf Jahre älter“, sagte Trainer Marco Wildersinn und ergänzte: „Auch das ist eine Entwicklung dieser Mannschaft in dieser Saison.“

Im Tor stand der 20 Jahre alte Leon Neaime. Als Ersatzkeeper tauchte mit dem 19-jährigen David Mitrovic ein weiteres Eigengewächs auf dem Spielberichtsbogen auf. Zudem drängte sich der 17 Jahre junge Oskar Hencke auf. Der Mittelfeldmann gehört zum jüngeren A-Junioren-Jahrgang und kam gegen Göppingen wie schon gegen den FC Gießen zu einem Kurzeinsatz. „Es ist generell der Weg der Kickers, Spieler aus dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum im Herrenteam zu integrieren“, sagt Siebrecht.

Hoher Aufwand im NLZ

Schließlich betreibt man auch einen beachtlichen Aufwand mit hohen Kosten. In ihrer Bilanz für die Saison 2023/24 wiesen die Blauen für den Posten Fußballschule/NLZ Ausgaben in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro aus, wobei die zurückfließenden Einnahmen aus der Fußballschule und die Erträge aus Transfer- und Ausbildungsentschädigungen die Ausgaben mehr als ausgleichen.

Perspektive der Spieler spielt eine Rolle

Damit kein falscher Verdacht aufkommt: Nevio Schembri oder Mario Borac spielen nicht in erster Linie an Stelle von Flamur Berisha (25) und David Kammerbauer (28), weil sie jünger sind. „Die Einsätze haben sich die jungen Spieler durch ihre Leistungen verdient“, betont Siebrecht. Sollten sich zwei Spieler auf gleichem Niveau präsentieren, dann könne es jedoch sein, das der Vorteil der Jugend den Ausschlag gibt. Auch Wildersinn stellt klar: „Ich stelle die Youngster nicht auf, weil ich es machen muss, sondern weil sie es erzwingen.“ Er räumt aber ein: „Auf der anderen Seite spielt perspektivisches Denken auch stets eine Rolle.“

Wie auch immer: In der Hinrunde hätte zum Teil nicht mehr viel passieren dürfen, und es wäre eng geworden, die vorgeschriebenen vier U-23-Spieler für den Regionalliga-Spieltagskader zu nominieren. Die Zeiten sind vorbei. Seit der Winterpause standen zwischen sieben und neun U-23-Spieler auf dem Spielberichtsbogen, was auch an den Winter-Neuzugängen Louis Lord (21), Arlind Rexhepi (21) und David Stojak (20) liegt. Zudem hat sich – zumindest in der ersten beiden Spielen 2025 – auch Konrad Riehle (23) wieder zurückgemeldet.

Schwere Zeit für Behrendt und Tekerci

Routiniers wie Brian Behrendt (33) und Sinan Tekerci (31) schafften es 2025 noch nicht einmal in den Kader. Doch Wildersinn erwähnt bei jeder Gelegenheit, dass sich keiner hängen lässt: „Alle geben Gas. Die, die draußen sind, treiben die anderen an.“ Dennoch lässt die aktuelle Situation der einzelnen Spieler Schlüsse mit Blick auf die kommende Saison zu.

Schembri ist jetzt schon vollwertiges Mitglied des Regionalligakaders, auch mit Hencke wird für die neue Saison in der ersten Mannschaft geplant. Und dann gibt es noch das Toptalent Lirjon Abdullahu. Der Offensivmann, der am 6. April erst 17 wird, ist für die Play-off-Spiele in der Nations League der A-Nationalmannschaft des Kosovo gegen Island (20. und 23. März) nominiert worden.

Darauf sind die Kickers stolz, und sie tun alles dafür, um den Ausnahmespieler langfristig an den Verein zu binden – und die Chancen stehen auch sehr gut. Dass er früh in die erste Mannschaft integriert werden soll, versteht sich von selbst. Ganz nach dem Kickers-Motto: „Vom Talent, ins NLZ, ins Stadion! “

Freiberg-Spiel wird verlegt

Regionalliga Das für den 2. April geplante Heimspiel der Kickers gegen den SGV Freiberg muss verlegt werden. Grund ist das Youth-League-Spiel der U19 des VfB gegen den FC Barcelona an diesem Tag im Gazi-Stadion. Die Blauen spielen gegen Freiberg nun am 8. oder 9. April. Der exakte Termin hängt von den zeitgenauen Ansetzungen der Regionalligapartien am Spieltag davor und danach ab. (jüf)

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Erstellt:
10. März 2025, 14:12 Uhr

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