Junge Biker rocken den Backnanger Hugotrail
Beim Kurs „Kids on Bike“ kommen sowohl geübte Nachwuchsfahrer als auch blutige Anfänger voll auf ihre Kosten: Bastian Burr erklärt die Grundlagen der Mountainbikefahrtechnik und nimmt die Kinder mit auf den neuen Trail im Backnanger Plattenwald.
Von Valentin Schmid
Backnang. Das Zwitschern der Vögel wird vom surrenden Geräusch einer Fahrradnabe übertönt. Bemerkenswerterweise ein Geräusch, an dem sich viele Fahrer erfreuen, da es für die Qualität eines Mountainbikes steht. Manch einer kann darüber sogar sein eigenes Rad identifizieren. Auch die Kinder, die sich an einem Dienstagabend im Plattenwald versammeln, sind zum Großteil erstaunlich gut ausgerüstet: Da funkeln grüne und rote Mountainbikes in der Abendsonne, gepaart mit sportlichen Helmen und bunten Handschuhen. Bastian Burr stellt eine Flagge auf dem Parkplatz vor dem Waldfriedhof auf, „damit man uns auch gleich sieht“. Sie zeigt das Logo der TSG Backnang Mountainbike, eine Sparte, die 2019 von Burr gegründet wurde und zur Abteilung Ski gehört. Seit Mai lädt der 38-jährige Backnanger regelmäßig zu „Kids on Bike“ ein. Die Arbeit stecke noch in den Kinderschuhen, erklärt Burr, bis zur Eröffnung von „Hugos Family Trail“ habe es ja auch keine „passende Sportstätte“ gegeben.
Beim Mountaibiken steht der Spaß im Vordergrund
Seine Tochter möchte das Mountainbiken testen, erklärt ein Vater, während er ihr Fahrrad vom Dachträger hievt, „sie sieht, der Papa machts auch“. Unter den 13 gespannt wartenden Kindern im Alter von sieben bis zwölf Jahren sind die Jungs eindeutig in der Überzahl. Einige von ihnen schwärmen von „Wheelie“, „Barspin“ oder „Backflip“, ihren Lieblingstricks auf dem Fahrrad, die sie schon können oder gerne einmal beherrschen wollen. „Ich bin überwältigt und freue mich riesig“, sagt Bastian Burr strahlend, nachdem er die Namen der Kinder durchgegangen ist, „vor allem über die Neuen heute“. Beim Mountainbiken stehe nicht Leistungsdruck, sondern der Spaß im Vordergrund, erklärt er. Zunächst steht jedoch ein Bikecheck an (siehe Infokasten). Dabei wird deutlich, dass man nicht das teuerste Mountainbike benötigt, wenn die Grundlagen stimmen. Zwischendrin wird Burr kurz unterbrochen: „Du hast den Luftdruck vergessen“, merkt ein Mädchen an, das offenbar nicht zum ersten Mal am Treffen teilnimmt.
Auf dem Trail ist die richtige Körperhaltung entscheidend
Danach fixiert der MTB-Trainer sein Bike in einer Fahrradhalterung, um den Kindern die richtige Grundposition während der Abfahrt zu demonstrieren. Auf dem Trail müssen die Pedale immer in waagerechte Stellung gebracht und der Körperschwerpunkt über den Sattel verlagert werden, erklärt er und macht es direkt vor. Die Ellenbogen sollten „wie Außenspiegel“ zu den Seiten zeigen und die Knie leicht eingeknickt sein. Burr vergleicht diese Körperhaltung mit der eines Gorillas, der „ganz lässig“ durch den Wald schlendert. Dann ist es endlich so weit und die jungen Biker können sich in Begleitung von drei weiteren TSG-Helfern auf den Trail stürzen. Währenddessen baut Burr einen kleinen Übungsparcours aus blauen Hütchen für die weniger geübten Kinder auf. „Manchmal fehlt es etwas an Geduld“, weiß ein Vater, der seine Tochter vom Streckenrand aus zum Weiterüben ermutigt.
Auch ein Puls von 180 möglich
Gut eine Stunde nach Beginn passieren dann auch die letzten Kinder den Start von „Hugos Family Trail“. Zwei Monate nach Eröffnung ist dieser in hervorragendem Zustand. „Hier gibt es nur natürliche Hindernisse, die man alle überrollen oder umfahren kann“, erläutert Burr. Trotzdem könne man gut auf einen „Puls von 180“ kommen, wenn man die Strecke in hoher Geschwindigkeit fährt.
Zwischendurch wird der Fahrfluss von einer Gruppe Trailrunner aus einer anderen Abteilung der TSG unterbrochen. „Jeden Dienstag haben wir diese Doppelbelegung“, kommentiert Bastian Burr. Kurz darauf erkundigt sich eine Spaziergängerin danach, ob man den Trail nur in eine Richtung befahren könne (die Antwort ist eindeutig ja). Eine andere nimmt beim Vorbeigehen ihren Hund auf den Arm, um Konflikte mit einer kleinen Gruppe wartender Mountainbiker zu vermeiden.
Die Mountainbikearbeit mit Kindern hat Perspektive
Ganz gewöhnt haben sich die Waldbesucher anscheinend noch nicht an den neuen Trailtourismus, davon lassen sich die Kinder jedoch nicht aufhalten. Nur schwerlich schaffen es Burr und seine Unterstützer, die Teilnehmer für eine Trinkpause zu bremsen. Auch als um 19 Uhr die ersten Eltern bereitstehen, um ihre Kinder abzuholen, sind diese allesamt noch im Wald verteilt. Auch ein Junge, der gerade in der Nähe ist, kehrt ihnen schnell den Rücken. „Ich will noch eine Runde fahren“, ruft er und verschwindet wieder im Wald.
Um die Hemmschwelle niedrig zu halten, ist für die Teilnahme am „Kids on Bike“-Kurs keine Mitgliedschaft in der TSG Backnang nötig. Bastian Burr plant sogar ein Angebot nur für Mädchen, um auch den schüchternen Nachwuchsfahrerinnen einen guten Einstieg zu ermöglichen. Bis jetzt hat noch keine der Zielgruppen feste Trainingszeiten. Am meisten freut er sich daher natürlich über regelmäßige Teilnehmer, um die Arbeit der MTB-Sparte auch auf lange Zeit etablieren zu können.
Termine Weitere Informationen und aktuelle Termine unter www.tsg-backnang-ski.de/mountainbike.html. Kontakt: mtb@tsg-backnang-ski.deUm zu prüfen, ob sich ein Fahrrad für Trailfahrten eignet, empfiehlt Bastian Burr ein paar einfache Tests.
Bremsen Am wichtigsten sind die Bremsen: Wenn man die vordere (normalerweise links am Lenker) drückt und das Rad nach vorne schiebt, sollte das Hinterrad vom Boden abheben. Selbiges Prinzip gilt für die hintere Bremse. Dabei darf der Bremshebel jedoch nicht am Lenker anliegen.
Lenker Griffe, Bremshebel, Vorbau und Lenker müssen absolut fest sitzen. Um Letzteres zu testen, klemmt man das Vorderrad zwischen den Beinen ein und versucht, den Lenker nach links und rechts zu drücken.
Schnellspanner Damit man nicht am Boden hängen bleiben kann, dürfen die Schnellspanner an den Radachsen nicht beweglich sein und sollten immer nach oben zeigen.
Luftdruck Dieser stimmt, wenn sich die Stollen leicht in den Reifen eindrücken lassen. Dafür einmal mit dem ganzen Körpergewicht auf den Reifen lehnen.
Helm Er sollte so eng anliegen, dass er auch dann nicht herunterfällt, wenn man den Kopf bei geöffnetem Kinnriemen zum Boden neigt. Trotzdem ist dieser unverzichtbar: Maximal zwei Finger dürfen zwischen Kinn und Kinnriemen passen.