Erste Bilanz zum Hochwasser

Juni-Hochwasser: Außergewöhnlich viel Regen auf großer Fläche

Von Ort zu Ort gab es in den letzten 60 Jahren häufiger heftige Niederschläge, sagen Forscher. Als großflächiges Ereignis übertrifft die Regenmenge im Mai und Juni 2024 demnach aber selbst die beim Ahrtal-Ereignis.

Das Hochwasser des Flusses Schussen überschwemmt Teile von Meckenbeuren. Das Gebäude einer Schule (vorne) steht dabei im Wasser (Aufnahme vom 2. Juni).

© dpa/Felix Kästle

Das Hochwasser des Flusses Schussen überschwemmt Teile von Meckenbeuren. Das Gebäude einer Schule (vorne) steht dabei im Wasser (Aufnahme vom 2. Juni).

Von Von Markus Brauer/dpa

Der lang anhaltende und starke Regen im Mai und Juni in Süddeutschland entspricht Forschern zufolge einem Ereignis, das statistisch seltener als einmal in hundert Jahren vorkommt. Lokal seien solche Ereignisse in Deutschland in den letzten 60 Jahren durchaus häufiger beobachtet worden.

„Betrachtet man aber die Niederschlagssummen über einem größeren Gebiet, beispielsweise von rund 35 000 Quadratkilometern, was der Fläche Baden-Württembergs entspricht, dann waren die Niederschlagsmengen durchaus außergewöhnlich“, stellen Wissenschaftler des Center for Disaster Management and Risk Reduction Technology (CEDIM) fest.

Lang, viel und weiträumig

Das Besondere sei gewesen, dass über einen relativ langen Zeitraum und eine große räumliche Ausdehnung viel Niederschlag gefallen sei - von Oberschwaben bis zum Donaumoos. Eine Studie des CEDIM hat das Ereignis nun historisch eingeordnet.

Vor allem die Ausdehnung unterscheide das Ereignis von der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal im Juli 2021, so Michael Kunz, wissenschaftlicher Sprecher des CEDIM und Co-Autor der Studie.

Eine umfangreiche Faktensammlung zum #Hochwasser in Süddeutschland durch @CEDIM_KIT. 1/4 https://t.co/EQjRnVyM0B — Oscar Ritter (@Snab_LE) June 7, 2024

Deutlich mehr Niederschlag als im Ahrtal

Im Ahrtal sei Regen in kürzerer Zeit und über einem deutlich kleineren Gebiet mit sehr steilen Hängen niedergegangen, an denen das Wasser schnell ins Tal floss. „Die großräumigen Niederschlagssummen im Mai/Juni 2024 überstiegen die vom Juli 2021 dagegen deutlich“, stellt Kunz fest.

Innerhalb von 48 Stunden sind demnach im Süden und Westen Bayerns sowie im Osten Baden-Württembergs Regenmengen von mehr als 100 Litern pro Quadratmeter gefallen. „Binnen 120 Stunden kamen nicht selten mehr als 200 Liter pro Quadratmeter zusammen.“ Was die Schäden angeht, sehen die Forscher insbesondere „die Region Günzburg und das Gebiet darum in Bayern“ besonders betroffen.

Nutzen der Katastrophen-Forschung

Das CEDIM ist eine interdisziplinäre Einrichtung am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), das zu Katastrophen, Risiken und Sicherheit forscht. Ziel ist es, natürliche und menschengemachte Risiken in einer sich rasch verändernden, von Bevölkerungswachstum, Urbanisierung und Klimawandel geprägten Welt genauer zu verstehen, früher zu erkennen und besser zu bewältigen.

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Erstellt:
7. Juni 2024, 18:04 Uhr
Aktualisiert:
7. Juni 2024, 18:10 Uhr

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