Kakao-Zeremonie

19 Menschen sitzen um ein Muster aus Teelichtern auf dem Boden. Eine Kakaofrucht wird weitergereicht. Jeder soll berichten, wonach er sucht. Roher Kakao ist zum Trend geworden. Fast jede Woche gibt es in Berlin Kakao-Zeremonien. Bei Lucid-Partys (auf Deutsch: „klaren Partys“) treffen sich teils Hunderte Menschen und trinken Kakao. Serap Karas Zeremonien sind familiärer. Die Frau mit den langen, schwarzen Haaren nennt sich im Netz „Cacao Mama“ .

Dick ist die hellbraune Flüssigkeit in der Tasse. Der säuerliche Geruch erinnert eher an Früchtetee als an Kaba. Mit Trinkschokolade aus dem Supermarkt, die meist nur einen recht geringen Kakao-Anteil hat, ist roher Kakao nicht zu verwechseln. Bei Kara gibt es heute wilden Kakao aus Kolumbien.

Nachdem alle ausgetrunken haben, legen sich die Teilnehmer hin. Kara macht Musik an. Vögelzwitschern, Grillenzirpen, Urwaldklänge. Das Erste, was man spürt, ist eine ungeheure Schwere. Dämmerung im Hirn, wie kurz vor dem Einschlafen. Später das Gefühl, relativ weit weg zu sein, eher in dem Urwald als hier in Berlin-Kreuzberg.

Dass roher Kakao leichte Rauschgefühle auslösen kann, bestätigt auch der Mediziner. Der im Kakao enthaltene Wirkstoff Theobromin habe einen aufputschenden, beschleunigenden Effekt. Andere Wirkstoffe im Kakao führen dazu, dass Glückshormone ausgeschüttet werden und das Belohnungssystem angesprochen wird, sagt Maurice Cabanis vom Klinikum Stuttgart. Wie stark das Rauschgefühl sei, hänge von dem Empfinden der jeweiligen Person und der Umgebung ab, so Cabanis. Bei solchen Zeremonien sei man weniger abgelenkt als im Alltag und deshalb fokussierter auf die eigene Gefühlswelt.

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Erstellt:
16. Februar 2019, 03:04 Uhr

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