Krieg der Zölle
Kanadas König kämpft mit Stuhlbeinen und Ahornblättern
Charles III. schlägt sich in Donald Trumps „Krieg der Zölle“ diplomatisch auf die Seite Kanadas, dessen Staatsoberhaupt er ist.

© dpa/Aaron Chown
Zur Feier des Commonwealth in Westminster Abbey war Prinzessin Kate ganz in Rot gekleidet erschienen. Charles und Königin Camilla hatten auf Stühlen mit dem Ahornblatt-Motiv Platz genommen.
Von Peter Nonnenmacher
Offen äußern darf sich King Charles ja nicht gegen die Politik des US-Präsidenten. Erst jüngst sah er sich von „seiner“ Regierung veranlasst, Donald Trump zu einem beispiellosen zweiten Staatsbesuch nach Großbritannien einzuladen – und ihm schon vorher Bed and Breakfast in Balmoral Castle anzubieten, damit Trump bei Golfpartien auf seinen schottischen Ländereien standesgemäß untergebracht ist.
Aber das hat die britischen Royals nicht davon abgehalten, mit den ihnen zur Verfügung stehenden diplomatischen Mitteln zumindest ansatzweise zu signalisieren, was sie von der Drohung eines erzwungenen Anschlusses Kanadas an die USA und vom „Krieg der Zölle“ halten, den Trump gegen Kanada entfesselt hat.
Charles III. ist König der Kanadier
Immerhin ist Charles III. auch König der Kanadier, also Staatsoberhaupt des Landes mit der Ahornblatt-Flagge. Und im Buckingham-Palast ist man sich sehr bewusst, dass viele Kanadier von ihm und den Seinen erwarten, sich auf ihre Seite zu schlagen, zumindest in der Frage kanadischer Souveränität.
Der frühere Regierungschef der Provinz Alberta etwa, Jason Kennedy, hat Großbritanniens Premierminister Sir Keir Starmer bereits scharf dafür kritisiert, bei seinem jüngsten Besuch im Weißen Haus „auf schändliche Weise“ zu Trumps Plänen für Kanada geschwiegen zu haben. Nun müssten die Kanadier über ihre eigene Regierung dafür sorgen, dass wenigstens König Charles „die Unabhängigkeit und Selbstständigkeit Kanadas unterstreicht“, sagte er.
Genau dieses Thema hatte Charles offenbar mit dem bisherigen kanadischen Premier Justin Trudeau besprochen, als er Trudeau Anfang März zu einem Abschiedsbesuch in Schloss Sandringham empfing. Auch ein baldiges erstes Treffen mit Trudeaus Nachfolger Mark Carney – den Charles aus dessen Zeit als Gouverneur der Bank von England gut kennt – ist geplant.
Während solche Gespräche vertraulich bleiben müssen, sucht der Monarch „seine“ Kanadier mit kleinen Gesten nach Kräften zu unterstützen. Bereits am Montag, zur jährlichen Feier des Commonwealth in Westminster Abbey, war Prinzessin Kate ganz in Rot gekleidet vor den Kameras erschienen – was im Urteil britischer Royalisten „kein Zufall“ war. Charles selbst und Königin Camilla hatten bei der Veranstaltung demonstrativ auf Stühlen Platz genommen, die den Großeltern des Königs einmal von Kanada zur Erinnerung an die im Zweiten Weltkrieg gefallenen Kanadier überreicht worden waren. In die Stuhlbeine, aus kanadischem Birkenholz, waren Ahornblatt-Motive eingeschnitzt.
Kleine, aber bezeichnende Gesten
Schon im Februar, anlässlich des 60. Jahrestags zur Feier der kanadischen Fahne, hatte König Charles das Ahornblatt als „Symbol für ein stolzes und robustes Land, ein Land voller Mitgefühl“ gewürdigt. Das war, nachdem Donald Trump den Kanadiern verkündet hatte, er sähe sie als 51. Staat der USA.
„Was mich betrifft, ist es ein Symbol, das unfehlbar immer ein Gefühl des Stolzes und der Bewunderung auslöst“, hatte Charles damals erklärt. Diese Erklärung stand von Anfang an in deutlichem Kontrast zur Drohung des US-Präsidenten, die Kanadier „mit wirtschaftlichem Druck“ ins Knie zwingen zu wollen, bis sie endlich dem Anschluss zustimmten an die USA.
So klein solche Gesten seien, so bezeichnend seien sie doch, meinen dazu Historiker und Adelsexperten beider Länder. Hilfreich fänden es viele Kanadier unter den neuen Umständen zudem, wenn Charles, den sie bei sich über so viele Jahrzehnte hin immer nur als Kronprinzen zu Gast hatten, ihrem Land nun auch bald schon einen ersten Besuch als dessen Monarch abstatten würde.
Verständnis hat man natürlich dafür, dass der 76-Jährige wegen seiner Krebserkrankung voriges Jahr seine Reisen erst einmal einschränken musste. Aber schaden könne es nicht, ist aus Kanada zu hören, wenn Donald Trump deutlich gemacht werden könne, wer immer noch Staatsoberhaupt des nördlichen Nachbarn sei.