Tropischer Wirbelsturm
Kann ein echter Hurrikan Deutschland erreichen?
Könnte ein Hurrikan Deutschland erreichen? Wir erklären, warum Hurrikane Europa nur sehr selten treffen.
Von Lukas Böhl
Hurrikane sind typischerweise Naturphänomene, die wir in Europa eher aus den Nachrichten kennen, wenn sie in den USA oder der Karibik für Verwüstung sorgen. In Europa hingegen treten sie nur selten auf. Tatsächlich ist die direkte Bedrohung durch voll ausgebildete Hurrikane in Deutschland fast ausgeschlossen, da Hurrikane normalerweise nicht in den kühleren Gewässern des Nordatlantiks überleben. Doch die Situation ist komplexer, als es zunächst scheint.
Warum Hurrikane Europa selten erreichen
Hurrikane bilden sich über warmem tropischem Wasser, das sie mit der nötigen Energie versorgt. Meist entstehen sie vor der Küste Westafrikas und ziehen dann westwärts über den Atlantik, angetrieben von den Passatwinden. Auf ihrem Weg nach Norden, Richtung Europa, verlieren sie in der Regel an Stärke. Sobald sie den 30. Breitengrad überschreiten, treffen sie auf den subtropischen Jetstream, der ihre Richtung nach Osten lenkt. Die kühleren Wassertemperaturen des Nordatlantiks entziehen den Stürmen jedoch die Energie, wodurch sie sich abschwächen und ihre tropischen Merkmale verlieren. In Europa angekommen, handelt es sich meist um sogenannte post-tropische Zyklone – ehemalige Hurrikane, die sich zu gewöhnlichen Tiefdruckgebieten gewandelt haben.
Ausnahmefälle: Wenn Ex-Hurrikane Europa erreichen
Gelegentlich erreichen die Überreste von Hurrikanen Europa, insbesondere Großbritannien, Irland und sogar Skandinavien. In den letzten zwei Jahrzehnten kamen über 30 solcher Stürme nach Europa, darunter bekannte Fälle wie der Ex-Hurrikan Ophelia im Jahr 2017, der in Irland für schwere Schäden sorgte. Auch wenn diese Stürme offiziell nicht mehr als Hurrikane gelten, können sie dennoch starken Regen, hohe Windgeschwindigkeiten und gelegentlich sogar Tornados mit sich bringen.
Die Rolle des Klimawandels
Es gibt Hinweise darauf, dass der Klimawandel die Situation in Zukunft verändern könnte. Steigende Meerestemperaturen im Nordatlantik könnten es Hurrikanen ermöglichen, ihre Intensität über größere Distanzen aufrechtzuerhalten. Manche Forscher gehen davon aus, dass Europa in den kommenden Jahrzehnten häufiger von starken Stürmen betroffen sein könnte, da wärmere Ozeane eine günstigere Umgebung für die Stürme bieten.
Fazit: Deutschland ist nicht völlig immun
Auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass ein Hurrikan in seiner ursprünglichen Form Deutschland erreicht, bleibt die Gefahr durch Ex-Hurrikane bestehen, die mit hoher Windgeschwindigkeit und starkem Regen über das Land ziehen können. Die meisten solcher Stürme konzentrieren sich auf die Monate August bis November, die Hauptsaison für Hurrikane im Atlantik. Dennoch bleibt die Wahrscheinlichkeit, dass Deutschland direkt von einem echten Hurrikan getroffen wird, sehr gering.