Karlsruher Zoo will bei Vogelgrippe Vorbild werden
dpa/lsw Karlsruhe. Weil viele seiner Tiere in Zuchtprogrammen zur Arterhaltung sind, muss der Karlsruher Zoo sie trotz der grassierenden Vogelgrippe nicht töten. Die Stadt hat nach Angaben vom Mittwoch bis auf weiteres einer Ausnahmeregelung zugestimmt.
„Wir werden ganze Einheiten positiver Tiere durchseuchen lassen dürfen, warten also ab, dass sich das Immunsystem der Tiere mit dem Virus auseinandersetzt und dieses eliminiert“, sagte Zootierarzt Lukas Reese demzufolge. „Damit sind wir der erste Zoo in Deutschland, der in dieser Form vorgeht“, sagte sein Kollege Marco Roller. „Dieses Vorgehen, wenn es erfolgreich ausgeht, könnte auch Vorbild für ähnliche Fälle in anderen deutschen Zoos und Veterinärämtern sein.“
Wegen des Ausbruchs der Tierseuche ist der Zoo seit fast zwei Wochen geschlossen. 27 Tiere verendeten an der hochansteckenden Krankheit, rund 90 waren oder sind infiziert. Seit Tagen gebe es aber keine neuen Todesfälle. Zoodirektor Matthias Reinschmidt zeigte sich „vorsichtig optimistisch“. Die Vögel können als frei von Vogelgrippe eingestuft werden, wenn zwei Tests im Abstand von 42 Tagen negativ sind.
Die auch Geflügelpest genannte Infektionskrankheit kommt vor allem bei Wasservögeln vor. Sie gilt als für Menschen ungefährlich.
Der Zoo hat alle Vögel in 25 streng getrennten Einheiten in Ställe untergebracht. Je Probenrunde würden mehr als 500 Tupfer untersucht, hieß es. Vogelgrippefälle habe es nur in zwei der Gruppen gegeben.
Wegen dieser hohen Biosicherheitsmaßnahmen genehmigte die Stadt - unter Widerrufsvorbehalt - die Ausnahme von der EU-Gesetzgebung, wonach Tiere vorbeugend hätten getötet werden müssen. „Diese greift für bestimmte Tierkategorien, wie geschützte oder gefährdete Arten oder Tiere mit hohem genetischem, kulturellem oder pädagogischem Wert.“ Im Karlsruher Zoo werden den Angaben zufolge zahlreiche hoch bedrohte Arten gehalten, „deren Verlust unwiederbringlich wäre“.
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