Kay Schloe will mit Lebenserfahrung etwas Neues wagen

Von Anja La Roche

Großerlach. Kay Theodor Schloe aus Wüstenrot will Bürgermeister in Großerlach werden. Für seinen Wahlkampf nimmt er sich gerade viel Zeit für die Einwohner der Gemeinde: „Bürgernah, das bedeutet für mich, zuzuhören“, sagt er. Wenn er sein Vorgehen im Wahlkampf beschreibt, lässt er den Begriff „Multi-Channel-Marketing“ fallen. Damit zeigt Schloe: In Sachen Marketing bewegt er sich auf gewohntem Terrain. Immerhin war der promovierte Biologe, der außerdem noch Betriebswirtschaftlehre, Landwirtschaft und Umwelttechnik studiert hat, bereits im Marketingbereich tätig. Das kann er nun einsetzen und bespielt die unterschiedlichsten Kanäle, um möglichst viele Großerlacher zu erreichen: Er verteilt zum Beispiel Flyer, bespielt eine Website und ein Profil auf Facebook und Instagram, besucht Unternehmer und Vereine und lädt interessierte Bürger zum gemeinsamen Flammkuchenessen ein. Dieses Wochenende will er sich beim Haustürwahlkampf weiteren Leuten persönlich vorstellen. „Mir liegt das sehr, mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen“, sagt er.

Derzeit ist Schloe noch freiberuflich für verschiedene Pharma- und Medizintechnikunternehmen tätig. Nachdem der 59-Jährige lange Zeit in dieser Branche gearbeitet hat, ist er nun bereit, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. „Ich finde es schön, noch einmal eine Herausforderung zu haben“, sagt er über seinen Wunsch, als Bürgermeister künftig die Geschicke einer Gemeinde mitzugestalten.

Er könnte eine Kläranlage konzipieren

Dabei ist er sich sicher, dass sein Wissen als Mikrobiologe auch als Bürgermeister gefragt sein wird, besonders wenn es um die Abwassertechnik geht. Immerhin hat er bereits im Bereich der öffentlichen Wasser- und Abwasserreinigung gearbeitet. Nun sei er in der Lage, eine Kläranlage zu planen, sagt er. „Es ist gut, wenn man dafür einen Blick hat.“ Die Abwasserkonzeption wird in den kommenden Jahren eines der größten Projekte in der Gemeinde darstellen.

Als vermutlich sehr nützlich für das Amt des Bürgermeisters bezeichnet er zudem seine beruflichen Erfahrungen in den verschiedenen Bereichen wie Marketing, Vertrieb und Entwicklung, mitunter in leitenden Positionen. Er war auch schon Vorstand eines Diagnostikunternehmens und hat als Projektleiter den Bau eines Coronatestzentrums verantwortet.

Er ist auf einem Bauernhof aufgewachsen

Aufgewachsen ist Kay Schloe in Norddeutschland auf einem Bauernhof. „Mein Vater hatte dort einen Hof, den mein Bruder übernommen hat“, erzählt er. Nach wie vor mache er mit seiner Familie dort jedes Jahr Urlaub. Seine norddeutschen Wurzeln scheinen dem Kandidaten am Herzen zu liegen; im Gespräch über seine Herkunft präsentiert er sogar ein hölzernes Familienwappen. In den Süden Deutschlands hatte es Schloe damals wegen seines Biologiestudiums an der Universität Hohenheim in Stuttgart verschlagen. In der Landeshauptstadt hat er auch seine jetzige Frau Silke kennengelernt, mit der er inzwischen sechs Kinder im Alter zwischen zwölf und 21 Jahren hat. 2012 ließ er sich mit seiner Familie in Wüstenrot nieder.

Dort ist Schloe auf unterschiedliche Weise engagiert. Seit fünf Jahren sitzt er zum Beispiel im Wüstenroter Gemeinderat. Dadurch hat er schon mit vielen kommunalpolitischen Themen zu tun gehabt. „Meine größte Tat im Gemeinderat war der Naturkindergarten in Oberheimbach“, sagt er. Den Bau des Naturkindergartens habe er mit seiner Frau angestoßen. Drei seiner eigenen Kinder seien ebenfalls in einen Waldkindergarten gegangen, allerdings in Spiegelberg. Der Schlüssel für gute Bildung liegt für ihn in der frühkindlichen Förderung. Des Weiteren ist Schloe stellvertretender Vorsitzender im FDP-Ortsverband Weinsberger Tal. Diese Position will er aufgeben, sollte er die Wahl als unabhängiger Kandidat in Großerlach gewinnen.

Ein Reiseleiter und Bademeister

Der Mikrobiologe springt überdies als ehrenamtlicher Bademeister im Wüstenroter Freibad ein und ist seit nun schon 30 Jahren nebenberuflich als Reiseleiter tätig. Er verreist dafür zweimal im Jahr und führt Wandergruppen durch Länder im Nahen und Mittleren Osten. „Damit habe ich mir mein Studium finanziert“, erklärt er, wie er dazu gekommen ist. Wandern geht er aber auch gerne in seiner Heimat gemeinsam mit seiner Familie. „Großerlach hat auch schöne Wanderwege“, merkt er an.

Noch ist das Ende der Liste an Engagements und Tätigkeiten von Kay Schloe nicht erreicht, denn er ist auch Vorstand bei der evangelischen Freikirche in Neuhütten, einem Teilort von Wüstenrot. Er lobt die besonders lebendige Jugendarbeit in dieser Gemeinde. Im Zuge seines Wahlkampfs in Großerlach ist es für Schloe auch wichtig, noch mit der Kirchengemeinde Großerlach/Grab ins Gespräch zu kommen.

Gewerbeansiedlung für einen besser aufgestellten Haushalt

Das Gespräch gesucht hatte er zudem bereits mit verschiedenen in der Gemeinde ansässigen Unternehmern. Der Kandidat betont die Rolle der Gewerbeansiedlung bei einer nachhaltigen Finanzierung des Gemeindehaushalts. Die Verwaltung müsse sich ins Zeug legen, um die expandierenden Firmen im Ort zu halten, „indem man ihnen passende Flächen zuweist“. Hinzu komme die Bereitstellung einer entsprechenden Infrastruktur, was Schloe wieder zu der Abwasserthematik führt, die der Gemeinde neben anderen infrastrukturellen Herausforderungen noch bevorsteht.

Potenzial für weitere Einnahmequellen für die finanziell nicht gerade rosig aufgestellte Gemeinde sieht Kay Schloe außerdem in der Produktion regenerativer Energie. „Das muss man prüfen, ob sich Biogas, Windräder oder PV-Anlagen am besten eignen.“ Auch für die Großerlacher und Großerlacherinnen würden der Ausbau regenerativer Energien eine gute Möglichkeit bieten, zu investieren.

Er hat erst später von der Wahl erfahren

Überraschen mag angesichts der Überzeugung, mit welcher Kay Schloe sich nun in das Amt des Bürgermeisters wünscht, dass er zu den Kandidaten gehört, die ihre Bewerbung erst am letztmöglichen Tag innerhalb der Bewerbungsfrist eingereicht haben. Dafür hat er eine Erklärung: Dass in Großerlach Wahlen anstehen, habe er zunächst nicht mitbekommen. „Wir sind hier eher nach Heilbronn orientiert“, erklärt er. Erst an Weihnachten sei er darauf aufmerksam gemacht worden. Nach den Feiertagen und dem Familienurlaub habe er die letzten Tage benötigt, um die Bewerbungsunterlagen zusammenzubekommen.

Er kann sich aber schon längere Zeit vorstellen, Bürgermeister zu werden. „Ich hatte auch schon überlegt, in Wüstenrot zu kandidieren“, erzählt er. Dort fand zuletzt 2022 eine Bürgermeisterwahl statt. Er habe sich dann aber gegen eine Kandidatur in der eigenen Gemeinde entschieden, „weil ich hier lebe und dann sehr auf dem Präsentierteller wäre“, erklärt er. Nun ist er gespannt auf die weiteren Gespräche mit den Großerlachern, auch im Zuge seines Haustürwahlkampfs dieses Wochenende – der Rest liegt in der Hand der Wähler und Wählerinnen.