Kein On-Demand-Verkehr im Schwäbischen Wald

Das Landratsamt hebt zwei Ausschreibungen auf, weil die eingegangenen Angebote zu teuer sind. Nun werden Alternativen geprüft.

Der Anschluss an den bestehenden Linienverkehrs sollte durch das neue Angebot sichergestellt werden. Symbolfoto: Alexander Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Der Anschluss an den bestehenden Linienverkehrs sollte durch das neue Angebot sichergestellt werden. Symbolfoto: Alexander Becher

Von Lorena Greppo

Rems-Murr. Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) hat es in ländlichen Regionen schwer. Lange Strecken sind zu bewältigen, die Zahl der Fahrgäste ist hingegen oft überschaubar. Ein lohnendes Geschäft sieht anders aus. Um den Bewohnerinnen und Bewohnern der ländlichen Regionen dennoch Alternativen zum Individualverkehr zu bieten, gibt es den sogenannten On-Demand-Verkehr („On demand“ ist Englisch und steht für „bei Bedarf“).

Bei diesem Konzept gibt es keine festgelegte Linie oder einen fixen Fahrplan. Innerhalb eines definierten Verkehrsraums und Bedienungszeitraums kann der Fahrgast eine Route über eine spezielle Buchungsplattform buchen. Die Buchungsplattform bündelt die Fahrtwünsche der Fahrgäste und steuert den Fahrzeugeinsatz. Zum Schutz des Linienverkehrs stellt die Software sicher, dass keine On-Demand-Fahrt buchbar ist, wenn innerhalb der Reaktionszeit eine zeitlich und räumlich passende Busverbindung besteht.

„Die Stärkung des ÖPNV, insbesondere im ländlichen Raum, ist mir ein großes Anliegen.“

Ein solches Konzept war in zwei Regionen im Rems-Murr-Kreis angedacht: in Winnenden und im Schwäbischen Wald, genauer gesagt in Welzheim, Kaisersbach und Alfdorf. Als Startzeitpunkt war dieser Sommer angepeilt worden, die Testphase war für anderthalb Jahre ausgelegt. Die Gemeinderäte der betroffenen Kommunen hatten im vergangenen Jahr bereits der probeweisen Einführung eines On-Demand-Verkehrs zwischen 18 und 24 Uhr zugestimmt (wir berichteten).

Doch daraus wird wohl vorerst nichts. Wie das Landratsamt mitteilt, wurden die Ausschreibungen für die beiden Pilotprojekte aufgehoben. Der Grund: „Das günstigste Angebot überschritt den Marktwert so deutlich, dass die Projekte in einem angemessenen Preis-Leistungs-Verhältnis nicht umsetzbar waren.“ Landrat Richard Sigel äußert diesbezüglich sein Bedauern: „Es ist schade, dass wir keinen passenden Anbieter für die Projekte gefunden haben. Denn wir brauchen einen innovativen ÖPNV, das ist wichtiger denn je.“

Geplant war, dass der On-Demand-Verkehr im Schwäbischen Wald den Anschluss an den bestehenden Linienbusverkehr sicherstellt. Der Abholort sollte frei wählbar sein. Die Verwaltungen hatten den Wunsch geäußert, das Angebot nach einer Pilotphase insofern auszuweiten, dass auch die Städte mit Bahnanschluss zu Zeiten, in denen der Linienbusverkehr schlecht aufgestellt ist, angefahren werden können.

Im Landratsamt möchte man das Projekt auch nicht direkt begraben, sondern sucht nun nach Alternativen. Landrat Sigel äußert sich zuversichtlich: „Die Stärkung des ÖPNV, insbesondere im ländlichen Raum, ist mir ein großes Anliegen“, sagt er. „Deshalb sind wir für neue Wege aufgeschlossen, um hier voranzukommen und innovativen ÖPNV im Landkreis voranzubringen. Dafür suchen wir nach alternativen Lösungswegen und prüfen derzeit bereits eine angepasste Umsetzung der Projekte“, so der Landrat weiter.

Bislang gibt es nur Ruftaxis

Aktuelle Regelung Aufgrund der geringen Fahrgastnachfrage gibt es insbesondere im ländlichen Raum und dort insbesondere am Abend beziehungsweise am Spätabend sowie am Wochenende ein reduziertes ÖPNV-Angebot, das im Rems-Murr-Kreis in der Regel in Form von Ruftaxis angeboten wird. Ruftaxiverkehre sind so konzipiert, dass der Fahrgast 60 Minuten vor Abfahrt das Fahrzeug telefonisch bestellen muss. Durch die lange Voranmeldezeit ist die Nutzung dieses Angebots weniger attraktiv für die Fahrgäste. Um die Verkehrswende auch in ländlichen Gebieten voranzubringen, können On-Demand-Verkehre einen wichtigen Beitrag leisten.

Zusatz On-Demand-Verkehre sind sehr flexibel und können auf Routen oder zu Zeiten, die mangels Nachfrage unzureichend durch den klassischen Linienverkehr angebunden sind, eine attraktive Alternative zum motorisierten Individualverkehr bieten.

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Erstellt:
29. Juni 2023, 11:30 Uhr

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