Kein Platz für Tarzan und Indianer
Abenteuerspielplatz im Sulzbacher Gebiet Ziegeläcker ist geschlossen – Beanstandete Bauteile müssen ersetzt werden
Wo eigentlich richtig Trubel sein sollte, herrscht seit Monaten Ruhe – der Abenteuerspielplatz im Gebiet Ziegeläcker in Sulzbach an der Murr ist geschlossen. Die Spielgeräte sind nicht freigegeben, die Eltern aus der Gegend dementsprechend genervt

Kann schon seit Monaten nicht genutzt werden: Abenteuerspielplatz Ziegeläcker mit seinem Fort, an dem die Rampe fehlt, und einer Tarzanbahn ohne Seil und Gondel. Foto: U. Gruber
Von Ute Gruber
SULZBACH AN DER MURR. Vom Kindergarten schallt das fröhliche Lachen der spielenden Kinder herüber. Unter Hämmern, Quietschen und Brummen werden im Neubaugebiet Ziegeläcker II derzeit die letzten Wohnträume fertiggestellt. Neben längst bewohnten Häusern mit gepflegten Gärten ragen surrende Baukräne.
Daneben liegt der Abenteuerspielplatz Ziegeläcker verwaist und still in der Mittagshitze. Die stabilen, neuen Pfosten der beliebten Seilbahn stehen zwar bereits seit Monaten. Ohne das essenzielle Stahlseil dazwischen und ohne Gondel ist eine Benützung freilich nicht möglich. Auch die Rampe zum kleinen Indianer-Fort ist abgebaut, die Zugänge zur Hängebrücke sind seit Monaten verrammelt. So wie der künstlich angelegte Bachlauf derzeit vergeblich auf Wasser wartet, warten die elastischen Ruten der Haselnussbüsche ringsum auf bogenschnitzende Rothäute (oder eher auf Lara Croft und Co.?).
Wann denn die Spielgeräte endlich wieder frei gegeben würden, möchten mehrere genervte Eltern aus dem Neubaugebiet anlässlich der Bürgerfragestunde in der jüngsten Gemeinderatssitzung wissen. Gerade bei (Grund-)Schülern ist die Anlage neben dem alten Hohlweg beliebt – diese „Schlucht“ mit den uralten Obstbäumen zum Klettern im verwilderten Gelände bildet mit dem Wild-West-Fort und der Tarzan-Schwinge eine ideale Kulisse für nicht-digitale Abenteuerspiele. Dazu gibt es einen Bolzplatz für die vielen Ronaldos und Messis im Quartier und einen großen Sandkasten mit Klettertürmchen für die Kleinen.
„Das war der Top-Spielplatz in Sulzbach“, berichtet Bärbel Bastian-Woelke, die ihre lebhaften Jungs gerne von der Straße weg und auf den Spielplatz schickt – zum Schutz von Kindern und Karossen. „Meine Kindern wollten immer dorthin, als der Spielplatz neu war“, bestätigt Dorothee Diem, eine Mutter aus der Ortsmitte, deren Nachwuchs inzwischen freilich schon im Berufsleben steht. Gerne hatte sie vor Jahren den weiten Weg auf sich genommen. Zuletzt nun waren jedoch Gerüchte laut geworden, der Spielplatz solle ganz geschlossen werden.
Daran sei momentan nicht zu denken, beruhigt Beate Jakob, die in der Gemeindeverwaltung für die Kinderspielplätze zuständig ist. Schließlich sei die Anzahl Spielplätze je Einwohner gesetzlich vorgeschrieben und letztere nähme ja derzeit stetig zu. Problem sei vielmehr die boomende Bauwirtschaft, durch diese sei die vorgeschriebene jährliche sogenannte sicherheitstechnische Überprüfung der Kinderspielgeräte trotz zeitigem Auftrag erst mit erheblicher Zeitverzögerung durchgeführt worden.
„Im Juli ist jetzt endlich der Mängelbericht gekommen“, stellt sie erleichtert fest, „jetzt können wir mit dem Bauhof und unserer Vertragsfirma die beanstandeten Gefahrenstellen abarbeiten.“ Dies könnten zum Beispiel brüchige Bretterböden oder morsche Holzpfosten sein. Bei der gut 20 Jahre alten Anlage durchaus möglich. „Deshalb geht die Tendenz auch zu mehr Metallkonstruktionen, die sind langlebiger.“ Beate Jakob verweist die weniger Geduldigen an die zahlreichen anderen Spielplätze im Ort.
Fürs nächste Jahr ist die Sachbearbeiterin jedenfalls schlauer: Dieses Mal wird sie den Antrag zur Hauptprüfung bereits im Herbst stellen. Dann bleibt zu hoffen, dass Tarzan schon ab Ostern wieder seine Liane zur Verfügung hat, um Lara Croft zu beeindrucken. Und die vielen Pokemon-Jäger ihre Kampfarena zum Kräftemessen.