Keine Passion, keine Lacke: Einbruch bei Kuckucksuhren

dpa Schonach/Wiesbaden. Die Corona-Pandemie und ihre vielschichtigen Folgen haben zahlreiche Gewerke lahmgelegt. Das spüren selbst die Kuckucksuhren-Hersteller im Schwarzwald. Eine Rolle spielen dabei auch die Passionsspiele in Oberammergau.

Die Außenaufnahme zeigt ein großes Ziffernblatt an einer Kuckucksuhr. Foto: Patrick Seeger/dpa/Symbolbild

Die Außenaufnahme zeigt ein großes Ziffernblatt an einer Kuckucksuhr. Foto: Patrick Seeger/dpa/Symbolbild

Die Produktion von Kuckucksuhren in Deutschland ist im vergangenen Jahr um mehr als die Hälfte eingebrochen. Die Hersteller fertigten rund 20.100 Kuckucksuhren im Wert von 4,1 Millionen Euro, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Im Jahr 2019 seien es noch rund 43.600 Stück im Wert von 8,5 Millionen Euro gewesen.

Dass der Rückgang von fast 54 Prozent den Angaben nach deutlich über dem Minus bei anderen Wanduhren (etwa 17 Prozent) liegt, erklären die Statistiker vor allem mit am ausbleibenden Tourismus wegen Corona - und dürften damit richtig liegen. Gerade die großen Hersteller, die vorrangig für Urlauber produzierten, habe es sehr hart getroffen, sagte Andreas Kreyer vom „Verein die Schwarzwalduhr“ in Schonach (Schwarzwald-Baar-Kreis). „Die leiden immer noch darunter.“ Auch der Export habe gelitten.

Ein wichtiger Grund liegt dabei nach Kreyers Aussagen gar nicht im Schwarzwald, sondern in den bayerischen Alpen: In der Regel alle zehn Jahre finden seit Jahrhunderten in Oberammergau die Passionsspiele statt. „Das Event treibt die Verkaufszahlen in die Höhe“, sagte Kreyer, der mit seiner Frau die Firma Rombach & Haas in Schonach leitet. Wegen Corona wurde das Laienspiel vom Leben, Sterben und von der Auferstehung Jesu im vergangenen Jahr allerdings abgesagt und auf 2022 verschoben.

Das hatte immerhin die Folge, dass die Lager gut gefüllt waren. Davon profitieren die Unternehmen später, weil jetzt auch das Kuckucksuhren-Handwerk von den allgegenwärtigen Lieferengpässen betroffen ist. Gerade kleinere Hersteller und Zulieferer etwa von Uhrwerken hätten während der Lockdowns Kurzarbeit gehabt, sagte Kreyer. Zudem stiegen die Preise für Holz, davon würde auch weniger geschlagen. „Uns fehlt das Material, das wir vor der Haustür haben.“

Preisanstiege schlügen ebenso bei Messing für Uhrwerke oder Gusseisen für Gewichte zu Buche. Da diese aus Stahl unter hohem Energieaufwand hergestellt würden, spielten steigende Energiekosten eine weitere Rolle. „Man bekommt auch keine Lacke und Beize mehr“, schilderte Kreyer. Und selbst bei Wellpappe und Kartonagen für den Versand warte er mehrere Monate auf Bestellungen. „Sogar da haben wir Engpässe.“

Dass sich das Statistische Bundesamt Ende Oktober mit Kuckucksuhren befasst, hat neben einer möglichen Liebe fürs Handwerk auch eine ganz praktische Bewandtnis: In der Nacht zum Sonntag (31. Oktober) werden die Uhren eine Stunde zurückgestellt - dann gilt die Winterzeit. „Die Menschen haben daher rein rechnerisch eine Stunde mehr Schlaf“, erklärten die Statistiker - „wenn der Kuckuck sie nicht weckt“.

© dpa-infocom, dpa:211026-99-740647/4

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Erstellt:
26. Oktober 2021, 12:36 Uhr

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