Kenianischer Berglauf im Plattenwald

Laufend BKZ: Marcel Fehr und sein Trainer Uwe Schneider geben Tipps, wie knackige Anstiege optimal zu erklimmen sind

Nächsten Sommer bei den Olympischen Spielen in Tokio über 5000 Meter am Start zu stehen, ist der Traum von Marcel Fehr. Dafür schuftet der Leichtathlet aus Schorndorf hart, seit heute im vierwöchigen Trainingscamp in Kenia. Am Abend vor dem Flug nach Nairobi schauten der 27-Jährige und sein Trainer Uwe Schneider allerdings noch bei der Laufend-BKZ- Gruppe im Plattenwald vorbei. Das Duo stellte den optimalen Laufstil am Berg in den Mittelpunkt der intensiven Einheit.

Mehr als nur ein Aufwärmprogramm: Die Koordinationsübungen schulen laut Marcel Fehr die Lauftechnik und die Laufökonomie.Foto: A. Becher

© Sportfotografie Alexander Becher

Mehr als nur ein Aufwärmprogramm: Die Koordinationsübungen schulen laut Marcel Fehr die Lauftechnik und die Laufökonomie.Foto: A. Becher

Von Steffen Grün

Passend zum anstehenden Trip nach Ostafrika wählten Fehr und Schneider eine „kenianische Berglauf-Variante“, die das Hauptaugenmerk auf die Ausdauer legte. Nicht im Sprint, sondern nur in zügigem Tempo sollten die Laufend-BKZ-Sportler den letzten Abschnitt des Anstiegs im Zeller Weg erklimmen und sich bergab im lockeren Trab erholen. Drei Wiederholungen ergaben eine Serie, vom Streckenrand kamen viele gute Tipps. „Kurze Schritte, die Frequenz erhöhen“, lautete Schneiders Rat für die Bergauf-Passage. „Bleibt aufrecht und leichtfüßig“, schob Fehr hinterher und betonte die Bedeutung von Schulter- und Armarbeit. Sein Coach mahnte zudem an, „am Berg bewusst auszuatmen, der Gegner darf euch hören“. Es sei kein Zeichen von Schwäche, die Anstrengung zu zeigen, sondern eine Notwendigkeit. „Atmet tief ein und aus, um den Dreck raus- und den Sauerstoff reinzukriegen“, erläuterte Marcel Fehr. Denen, die nicht auf Anhieb hören wollten und auch deshalb ordentlich keuchten, galt Uwe Schneiders trockener Kommentar zum Ende der ersten Serie: „Jetzt atmen sie alle freiwillig laut aus.“

Er sagte es mit einem Schmunzeln und nahm die Einsteiger und Fortgeschrittenen nach der dritten Serie gleich noch einmal auf die Schippe: „Ich habe vergessen, euch zu sagen, dass wir noch zwei Serien dranhängen.“ Tatsächlich war damit das Training beendet, das wie sonst auch bei Brigitte Würfel, der eigentlichen Kursleiterin bei Laufend BKZ und AOK-Sportpädagogin, mit dem intensiven Aufwärmen angefangen hatte. Wer mit Koordinationsübungen wie dem Hopser- oder Kniehebelauf oder dem Zehenspitzengehen auf Kriegsfuß steht, dem verdeutlicht Fehr die Wichtigkeit: „Wir machen es nicht nur, um uns warmzumachen, das ist sogar nur ein Nebeneffekt. Es geht vor allem um die Lauftechnik und die Laufökonomie.“ Ein effizienterer Schritt, das kraftsparende Laufen und die Rumpfstabilität werden geschult, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Trotzdem sind es vor allem die Männer, die ein ums andere Mal erleichtert aufatmen, wenn sie endlich einfach nur laufen dürfen – und sei es einen Anstieg hinauf wie am vergangenen Dienstag. Schneiders Tipp: Bergläufe in das Training einbauen, um den Laufstil zu verfeinern, denn „einen Berg kann man fast nicht falsch hochlaufen. Das ist auch ein gutes Training für das Flache“. Fehr legte den Sportlern zudem Treppenläufe ans Herz, dafür böten sich nicht zuletzt die Weinberge an. Mit Blick auf den Silvesterlauf in Backnang, der aus vier Schleifen mit dem knackigen Anstieg in der Marktstraße besteht, empfahlen die Experten eine bestimmte Taktik: „Die erste Runde ist nicht so entscheidend. Ruhig reinrollen, dann steigern.“

Marcel Fehr muss es wissen, hat er das traditionsreiche Rennen in der Murr-Metropole doch schon viermal gewonnen und hält mit 29:47 Minuten für die 10 Kilometer auch den Streckenrekord. Er kennt neben den Anstiegen auch die Abschnitte, in denen es wie in der Dilleniusstraße bergab geht, und kann auch hierfür einige wertvolle Ratschläge erteilen: „Schwung mitnehmen und nicht abbremsen, aber die Kurven und die anderen Läufer beachten. Nicht ins Hohlkreuz fallen, leichte Vorlage.“ Damit waren aber noch nicht alle Fragen beantwortet. Was man vor dem Wettkampf essen solle, wollte ein Gruppenmitglied wissen. „Ein voller Magen läuft nicht gerne“, antwortete Schneider und Fehr betonte: „Keine Experimente – zum Beispiel ein leichtes Nudel- oder Reisgericht.“

Etwas bedeckter hielt sich der 18. über 5 000 Meter bei der EM in Berlin im vergangenen Jahr, als es um seinen Start am 31. Dezember in Backnang ging. Er habe das „im Hinterkopf, die Chancen stehen nicht schlecht“. Bietigheim dürfte wohl die andere Option sein. Egal, wo für Fehr das Sportjahr 2019 endet: Richtig wichtig wird es erst 2020. „Olympia ist mein Traum, dafür mache ich das Ganze“, sagt der 27-Jährige und denkt nicht zuletzt an Trainingsreisen wie die nach Kenia. Vielleicht darf sich Laufend BKZ nächstes Jahr auf den Besuch eines echten Olympioniken freuen.

Info
Trainingsplan für Einsteiger: Wochen sechs bis neun

Einsteigern, die sich alleine auf den Silvesterlauf vorbereiten, bieten wir mit den AOK-Trainingsplänen, an denen sich auch Laufend BKZ orientiert, einen Extra-Service.

6. Woche, 16. und 17. Einheit: 25 bis 30 Minuten Dauerlauf. – 18. Einheit: 30 Minuten Dauerlauf.

7. Woche, 19. und 20. Einheit: 30 bis 35 Minuten Dauerlauf. – 21. Einheit: 35 bis 40 Minuten Dauerlauf.

8. Woche, 22. und 23. Einheit: 35 bis 40 Minuten Dauerlauf. – 24. Einheit: 40 bis 45 Minuten Dauerlauf.

9. Woche, 25. Einheit: 50 Minuten langsamer Dauerlauf. – 26. Einheit: 45 Minuten Dauerlauf, ein kurzer Abschnitt in erhöhtem Tempo. – 27. Einheit: 40 Minuten Dauerlauf in hügeligem Gelände.

Für alle Einheiten gilt: 5 Minuten locker Einlaufen mit Koordinationsübungen aus dem Lauf-Abc wie dem Hopserlauf; Laufen im errechneten Pulsbereich (Männer: 220 minus Alter, davon 75 Prozent; Frauen: 226 minus Alter, davon 75 Prozent; jeweils für gesunde Menschen, +/- 10 Schläge); 5 Minuten Auslaufen, Dehn- und Kräftigungsübungen. Zwischen den Einheiten sollte jeweils mindestens ein Tag Pause liegen.

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Erstellt:
17. Oktober 2019, 06:00 Uhr

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