SPD-Generalsekretär
Kevin Kühnerts Nachfolger: Miersch ist geeignet für den Höllenjob
Der Rücktritt von Kevin Kühnert hat die schwierige Lage der SPD nicht leichter gemacht. Für Nachfolger Matthias Miersch liegt die Latte hoch. Für ihn wird es nun vor allem auf eines ankommen, kommentiert unser Hauptstadtkorrespondent Tobias Peter.
Von Tobias Peter
Am nettesten wird immer über einen geredet, wenn man geht. Während vor kurzem in Teilen des SPD noch viel über den Generalsekretär Kevin Kühnert genölt wurde, wird er jetzt von vielen zur Lichtgestalt erhoben. Richtig ist: Kühnert ist eines der größten politischen Talente seiner Generation. Er hat im Amt des Generalsekretärs, etwa bei der Europawahlkampagne, auch Fehler gemacht. Unterm Strich spielt er aber schon allein rhetorisch in einer Liga, der sich nur wenige zugehörig fühlen dürfen. Kurz: Sein Rücktritt macht die ohnehin prekäre Lage der SPD nicht leichter.
Erfahrung und Stehvermögen
Mit Matthias Miersch hat die Spitze der Sozialdemokraten in einer schwierigen Situation einen geeigneten Nachfolger gefunden. Der 55-Jährige bringt die Erfahrung mit, die unbedingt nötig ist. Einen Anfänger könnte sich die SPD jetzt nicht leisten. Dass der Mann vom linken Parteiflügel Stehvermögen in politischen Prozessen hat, das hat er nicht zuletzt im Streit um das Heizungsgesetz bewiesen. Als Fraktionsvize hat er in zähem Ringen mit Grünen und FDP eine sozialere Gestaltung des umstrittenen Gesetzes durchgesetzt. Miersch hat einen guten Draht zu den SPD-Chefs Lars Klingbeil und Saskia Esken. Aber er hat auch einen eigenen Kopf und bewiesen, dass er auch den Konflikt mit dem Kanzler nicht scheut.
Das ist gut so. Denn bloße Ja-Sager helfen nicht, wenn sich etwas ändern muss. Wenn die eigene Mannschaft weit zurückliegt, reicht es nicht, wenn ein eingewechselter Spieler nur sagen würde: „Lasst uns weitermachen wie bisher.“ Miersch wird nicht nur beweisen müssen, dass er seine neue Aufgabe organisatorisch im Griff hat. Er muss auch helfen, Ideen zu entwickeln, wie die SPD – trotz Ampel-Chaos und beschädigtem Kanzler – wieder eine Partei werden kann, der die Menschen für die Zukunft des Landes etwas zutrauen. Zu beneiden ist er um diesen Höllenjob nicht.