Kirchberger feiern goldene Hochzeit

Am heutigen Samstag wird bei Ingrid und Matthias Forch aus Kirchberg gefeiert. Fünf gemeinsame Jahrzehnte haben das Ehepaar zusammengeschweißt.

Ingrid und Matthias Forch feiern heute ihre goldene Hochzeit. Foto/Repro: Alexander Becher

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Ingrid und Matthias Forch feiern heute ihre goldene Hochzeit. Foto/Repro: Alexander Becher

Simone Schneider-Seebeck

Kirchberg an der Murr. Ihre Eltern hatten recht behalten: „Die wussten gleich, dass er ein Guter ist“, erinnert sich Ingrid Forch und schmunzelt dabei. Und auch die Oma hatte den Auserwählten der damals 19-Jährigen mit Wohlwollen in die Familie aufgenommen, denn: „Sie war eine regelmäßige Kirchgängerin.“ Und da der junge Matthias Forch damals in der Kirche die Orgel spielte und somit ein fester Bestandteil des Gottesdiensts war, konnte einfach nichts gegen den jungen Mann sprechen, den die Enkelin zudem in einer katholischen Jugendgruppe kennengelernt hatte.

Pfarrer Willy Fuchs traute das Paar.

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Pfarrer Willy Fuchs traute das Paar.

Dass beide auch einen ähnlichen familiären Hintergrund mit Fluchterfahrung hatten, war eine weitere Gemeinsamkeit. Matthias Forchs Mutter stammte aus Schlesien und fand zunächst im sächsischen Kamenz ihre neue Heimat, wo sie ihren Mann, ein Angehöriger der sorbischen Minderheit, kennenlernte und der Sohn geboren wurde. Später zog die Familie nach Kirchberg, dann ins benachbarte Rielingshausen. Ingrid Forchs Eltern waren im Grenzgebiet zwischen Ungarn und (damals) Jugoslawien (heute Serbien) beheimatet, wurden nach Ende des Zweiten Weltkriegs jedoch vertrieben und zogen nach Linz in Österreich, wo auch Ingrid Ginder geboren wurde. Über die Lager Passau und Ulm gelangte die Familie nach Ludwigsburg, dann nach Marbach und schließlich nach Kirchberg.

Die Erlaubnis der Eltern war nötig

Dort lernte sich das junge Paar erst etwas später kennen. In guter Erinnerung ist beiden der damalige Pfarrer Anton Reuter geblieben, der sich sehr für die Jugendlichen seiner Gemeinde eingesetzt hatte und durchaus mal eher ungewöhnliche Aktionen organisiert hat. Etwa einen Kinobesuch nach Stuttgart in den Film „Easy Rider“. Und dort knüpften Ingrid und Matthias Forch die ersten zarten Bande.

Gut zweieinhalb Jahre später, am 31. Dezember 1972, wurde Verlobung gefeiert, am 28. Juni 1974 folgte die standesamtliche Trauung. Einen Tag später fand die kirchliche Hochzeit in der katholischen Kirche St. Michael in Kirchberg statt. Die Trauung nahm Pfarrer Willy Fuchs vor. Zwar war bereits im März 1974 beschlossen worden, die Volljährigkeit von 21 auf 18 Jahre zu senken, doch trat dieses Gesetz erst zum 1. Januar 1975 in Kraft, sodass die damals 19-jährige Braut dennoch die Erlaubnis ihrer Eltern brauchte.

Die erste gemeinsame Wohnung fand das Paar in Kirchberg, nicht weit vom Haus ihrer Eltern entfernt. Da waren sie zwar noch nicht verheiratet, jedoch schon verlobt und der Vermieter sah das etwas lockerer. Fünf Jahre später konnten die beiden das eigene Haus, ganz in der Nähe, wo sie noch heute zu Hause sind.

Sport spielte eine große Rolle

Nach ihrer Ausbildung zur technischen Zeichnerin in Ludwigsburg arbeitete Ingrid Forch bei der Kirchberger Firma Renz und setzte damit eine Familientradition fort, denn sowohl Vater als auch Mutter waren dort beschäftigt. Nach einer Kinderpause, 1982 erblickte Sohn David das Licht der Welt und drei Jahre später Sebastian, arbeitete sie ab Ende der 1990er-Jahre bis zur Rente 2019 in Nellmersbach.

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Als Versicherungskaufmann und staatlich geprüfter Betriebswirt war Matthias Forch von 1976 an für die R+V Versicherung tätig, erst in Stuttgart, später für 17 Jahre in Wiesbaden. An vielen Wochenenden kam ihn die Familie besuchen. „So eine Fernbeziehung funktioniert nur bei gegenseitiger Akzeptanz und Unterstützung bei hohem Vertrauen“, erinnert sich Matthias Forch. „Wir haben die Zeit gut gemeistert.“ Seine Frau fügt an: „Für mich ist Wiesbaden fast eine zweite Heimat geworden.“

Beide waren immer sportlich aktiv. Er spielte Handball, das wurde auch an die Söhne weitergegeben. Sie ist früher gern gelaufen, hat auch Halbmarathons absolviert. Dazu liebt sie die Gartenarbeit und ist auch handwerklich und im Deko- und Bastelbereich sehr geschickt.

Reisen ist die gemeinsame Leidenschaft

„Ich habe zwei linke Hände“, sagt Matthias Forch. Mit denen er aber ausgezeichnet Orgel spielen kann. Seit über 60 Jahren unterstützt er so den Gottesdienst in den Kirchen der katholischen Seelsorgeeinheit Oppenweiler/Kirchberg, hatte zudem bis 2020 für 50 Jahre die Leitung des Singkreises Burgstetten/Kirchberg inne. 2018 durfte er sogar auf der Bach-Orgel der Thomaskirche in Leipzig ein kleines Konzert geben – eine unvergessliche Erinnerung.

Eine gemeinsame Leidenschaft ist zudem das Reisen, auf allen fünf Kontinenten waren die beiden bereits. Eine gesundheitliche Beeinträchtigung verhindert mittlerweile weitere Abenteuer dieser Art. Doch: „Wir passen uns den Umständen an und geben Zuversicht und Hoffnung nicht auf.“ Sich gegenseitig halten und dabei auch auf Familie und Freunde vertrauen hilft ihnen dabei. Stolz sind die beiden auf die mittlerweile vier Enkelkinder. Der Jüngste hat es sogar noch pünktlich zum Hochzeitsjubiläum auf die Welt geschafft, das am heutigen Samstag feierlich in der katholischen Kirche in Kirchberg begangen wird, zusammen mit Pfarrer Julius Ekwueme und Dirigent Rainer Roos an der Orgel.

Was die beiden trotz der langen räumlichen Trennung zusammengehalten hat: „Jedem seine Freiräume lassen, ob im privaten Umfeld, Hobby oder Beruf. Es gibt immer noch viele Gemeinsamkeiten, an denen man sich ein Leben lang erfreuen kann.“

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Erstellt:
29. Juni 2024, 14:00 Uhr

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