Kita-App ersetzt die Zettelwirtschaft in Backnang

In einigen Backnanger Kindergärten bekommen die Eltern wichtige Informationen mittlerweile auf digitalem Weg. Das beschleunigt die Kommunikation und entlastet die Erzieherinnen. Das persönliche Elterngespräch kann und soll die App aber nicht ersetzen.

Patricia Geiger nutzt regelmäßig die App „Stay informed“, um Eltern über wichtige Themen zu informieren. Für sie und ihre Kolleginnen sei die digitale Kommunikation eine große Arbeitserleichterung, sagt die Leiterin der Kita in der Talschule Waldrems. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Patricia Geiger nutzt regelmäßig die App „Stay informed“, um Eltern über wichtige Themen zu informieren. Für sie und ihre Kolleginnen sei die digitale Kommunikation eine große Arbeitserleichterung, sagt die Leiterin der Kita in der Talschule Waldrems. Foto: Alexander Becher

Von Kornelius Fritz

Backnang. Um wie viel Uhr beginnt das Laternenfest? Wo trifft sich die Gruppe zur Waldwoche? Und wie viel kostet der Ausflug in die Wilhelma? Eltern von Kitakindern brauchen viele Informationen. Früher haben sie diese in der Regel auf Zetteln erhalten, die die Erzieherinnen den Kindern in die Hand gedrückt oder in dafür vorgesehenen Fächern deponiert haben.

In vielen Einrichtungen läuft das auch heute noch so. Doch so langsam werden auch die Kitas digital. In Backnang nutzen bereits zehn der 23 städtischen Kitas die App „Stay informed“. Zum Beispiel der dreigruppige Kindergarten in der Talschule in Waldrems. Dort ist die App schon seit zwei Jahren im Einsatz und Patricia Geiger ist davon begeistert: „Für uns als Erzieherinnen bedeutet das eine enorme Arbeitserleichterung und Zeitersparnis“, sagt die Kitaleiterin. Schon das Ausdrucken und Verteilen von 50 Zetteln war aufwendig. Anschließend mussten ihre Kolleginnen auf Listen abhaken, wer sich schon zurückgemeldet hat. Wo die Antwort ausblieb, war vielleicht noch ein zweiter Zettel oder ein Anruf zur Erinnerung nötig. Das alles gibt es in der Waldremser Kita nicht mehr.

Wenn das Kind krank ist,müssen die Eltern nicht mehr anrufen

„Wenn wir eine Information für die Eltern haben, stellen wir sie in die App und alle werden sofort über ihr Smartphone informiert“, erzählt Patricia Geiger. Und die Eltern können auch direkt über die App antworten und zum Beispiel mitteilen, ob und mit wie vielen Personen sie zur Nikolausfeier kommen. „So sehen wir sofort, wie viele Stühle wir brauchen und wie viel Punsch wir kaufen müssen“, erzählt die Kitaleiterin. Und sollte doch mal eine Mutter oder ein Vater eine Nachricht übersehen, ist das auch kein Problem. Mit einem Klick können die Erzieherinnen eine Erinnerung auf den Weg schicken, die dann ein zweites Mal als Push-Meldung auf dem Smartphone des jeweiligen Elternteils erscheint.

Die Eltern können die App auch nutzen, um ihre Kinder in der Kita abzumelden, zum Beispiel wenn diese krank sind oder einen Arzttermin haben. „Seitdem hängen wir morgens nicht mehr die erste halbe Stunde am Telefon“, sagt Patricia Geiger. Umgekehrt kann aber auch die Kitaleitung die Eltern kurzfristig informieren, wenn Betreuungspersonal ausfällt und deshalb zum Beispiel die Öffnungszeiten vorübergehend verkürzt werden müssen.

Daneben bietet die App noch weitere Möglichkeiten: Zum Beispiel können die Eltern den Speiseplan der Kinder einsehen. In der Kita Talschule verbreiten die Erzieherinnen auch ab und zu kleine Berichte über die App. So wissen die Eltern, mit welchen Themen sich ihre Kinder gerade beschäftigen oder welche Geschichte ihnen in der Märchenstunde vorgelesen wurde.

Grundsätzlich ist die Nutzung der App für die Eltern freiwillig. Wer darauf besteht, bekommt die Infos auch weiterhin auf Papier. In der Kita Talschule hat das bisher aber noch niemand verlangt. Die meisten seien froh über diese unkomplizierte Möglichkeit der Kommunikation, erzählt Patricia Geiger: „Wir installieren die App in der Regel gleich beim Aufnahmegespräch mit den Eltern.“ Wichtig ist der Kitaleiterin aber, dass die App nicht das Elterngespräch ersetzt. „Sobald es um Themen geht, die das einzelne Kind betreffen, besprechen wir diese natürlich auch weiterhin mit den Eltern persönlich“, betont die 36-Jährige.

Daten werden auf Servern in Deutschland gespeichert

Eingeführt hat die Kita-App in Backnang Mario Wolf, der als Sachgebietsleiter im Amt für Familie, Jugend und Bildung für die Kindergärten zuständig ist. Er kannte „Stay informed“ bereits von seiner früheren Tätigkeit bei der Diözese Freiburg und schlug sie den Backnanger Kitaleitungen vor. Hohe Kosten sind damit nicht verbunden. Die monatlichen Gebühren liegen bei unter einem Euro pro Kind und Monat und werden von der Stadt getragen. Wenn man die Ersparnisse bei Papier und Druckerfarbe gegenrechne, komme man fast bei null raus, erklärt der Sachgebietsleiter. Außerdem entlaste man damit die Umwelt.

Auch die Sicherheit der Daten sei dabei gewährleistet: Der Anbieter der App hat seinen Sitz nämlich in Freiburg und garantiert die Einhaltung der Datenschutz-Grundverordnung. Die Server, auf denen die Daten gespeichert werden, stehen in Deutschland.

Mario Wolf würde sich deshalb freuen, wenn noch mehr Backnanger Kitas das digitale Angebot nutzen würden. Druck will er aber keinen ausüben: „Die Kitas können selbst darüber entscheiden und das soll auch so bleiben.“ Wenn in Kürze die Kita Ob der Ekertsklinge als elfter Backnanger Kindergarten mitmacht, ist die Zettelwirtschaft aber schon fast bei der Hälfte der städtischen Einrichtungen Geschichte.

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Erstellt:
5. Januar 2024, 06:00 Uhr

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