Kleiner Makel
Der Islamunterricht ist ein gutes Modell – auch ohne Ditib
Die gute Nachricht vorweg: Der islamische Religionsunterricht an den Schulen in Baden-Württemberg wird weiterhin angeboten. Das Land geht nach langen schwierigen Verhandlungen neue Wege mit einem Stiftungsmodell. Die Stiftung wird Ansprechpartner für religiös-inhaltliche Fragen, das Land redet bei der Personalauswahl und der Organisation mit. Schon im Herbst soll die Stiftung an den Start gehen.
So bietet das Land den Hinterhofmoscheen mit hierzulande ausgebildeten staatlichen Lehrern zumindest Paroli. Auch wenn es eine Illusion wäre zu glauben, dass die Hinterhofmoscheen zumachen, nur weil es an staatlichen Schulen weiterhin Religionsunterricht gibt. Aber immerhin. Es ist ein Signal.
Doch das zukunftweisende Projekt hat einen Schönheitsfehler. Der mächtige Moscheeverband Ditib, bisher immerhin im Beirat für den Islamunterricht vertreten, macht nicht mit. Der Verband, dessen Nähe zu Ankara vielen verdächtig ist, konnte sich dem Vernehmen nach nicht mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung als Basis für den Unterricht anfreunden.
Es ist zu hoffen, dass die Weigerung des Verbands den Stellenwert und die Attraktivität des Unterrichts bei Eltern und Kindern nicht schmälert. Dafür spricht der bisherige Erfolg des Angebots. Es wollen mehr Schulen teilnehmen, als es Lehrer gibt. Der Beitrag des islamischen Religionsunterrichts für die Integration wird von Eltern wie Lehrern hochgelobt. Ditib stellt sich ins Abseits, wenn der Verband nicht mitmacht. Aber er kann sich ja noch anders entschließen. Es würde vieles leichter machen, wenn die Basis in den türkischen Verbänden möglichst breit wäre.
renate.allgoewer@stzn.de