Bedrohte Meeressäuger
Klimawandel und Schifffahrt gefährden Wal-Wanderrouten
Zehntausende Wale ziehen zweimal pro Jahr von ihrem Sommer- in ihr Winterquartier und zurück. Immer mehr Schiffe kreuzen die „blauen Korridore“, zudem lässt die Erderwärmung das Meereseis schmelzen.
Von Markus Brauer/dpa
Der zunehmende Schiffsverkehr in der Arktis gefährdet laut einem Bericht der Umweltschutzorganisation WWF die angestammten Wanderrouten der Wale. Im Frühjahr und im Herbst ziehen Zehntausende Wale entlang „blauer Korridore“ in ihre Sommer- und Winterquartiere.
Der WWF hat die Wanderungsbewegungen der arktischen Meeressäuger für einen neuen Bericht nun erstmals kartiert und mit Schiffsrouten in der Region abgeglichen.
#Arctic blue corridors are migration superhighways that allow whales & other animals to move between important habitats they need for feeding, mating & more.#ProtectingBlueCorridors safeguards whales from: Shipping activity ️ #ClimateChange : https://t.co/zc2CKJw4cnpic.twitter.com/x4XOawHwBp — WWF Global Arctic Programme (@WWF_Arctic) September 24, 2024
Zahl der Schiffe in der Arktis stark gestiegen
„Arktische Wale und Schiffe nutzen oft dieselben Routen, das zeigen die neuen Karten deutlich. Für die Wale wird das gefährlich, der Unterwasserlärm setzt ihnen zu und das Risiko von Schiffskollisionen ist hoch“, sagt Heike Zidowitz von WWF Deutschland.
Von 2013 bis 2023 sei die Zahl der Schiffe in arktischen Gewässern um 37 Prozent gestiegen, die zurückgelegte Entfernung habe sich verdoppelt. Durch den Klimawandel nehme der Druck auf die arktischen Wale noch weiter zu, hieß es in dem Bericht. Die Arktis erwärme sich bis zu viermal schneller als der Rest des Planeten.
WWF: Fahrtgeschwindigkeit muss reduziert werden
Der WWF forderte die Schifffahrtsbranche auf, die Korridore der Wale bei der Kursplanung zu berücksichtigen. Wo die Routen sich untrennbar überschneiden, müsse die Fahrtgeschwindigkeit reduziert werden.
„Narwale, Belugas und Grönlandwale haben sich an die eisigen Gewässer optimal angepasst und sind sonst nirgends auf dem Planeten heimisch“, unterstreicht WWF-Expertin Zidowitz. „Doch Wale kennen keine Grenzen, und ihre Wanderrouten erstrecken sich über mehrere nationale und über internationale Gewässer, deshalb braucht es koordinierte Zusammenarbeit für ihren Schutz.“
Internationale Walfang-Konferenz in Peru
In der peruanischen Hauptstadt Lima hat am Montag (23. September) die 69. Konferenz der Internationalen Walfangkommission (IWC) begonnen. Bis Freitag (27. September) beraten rund 400 Delegierte aus 88 Ländern über den Schutz der Meeressäuger. Die Europäische Union will mit einer Resolution das seit 1986 geltende Walfang-Moratorium auf Großwale stärken.
Published today: the new IWC Intersessional Report 2022-24. The report summarises work, progress & achievements over the last two years & is a general intro for anyone wishing to learn about the IWC. Read it at https://t.co/XdT11Apobt#IWC69#cetaceanscience#cetaceanconservationpic.twitter.com/qy8CkExuvY — International Whaling Commission (@iwc_int) August 27, 2024
Im Zentrum der Debatte stehen Resolutionen zur Stärkung des weltweiten Walfang-Verbots, zum Beitrag des Walfangs für die Ernährungssicherheit und ein Antrag für ein Schutzgebiet für Wale im Südatlantik. Umweltschützer fürchten, dass das Walfang-Verbot gekippt werden könnte. So wird in Lima auch über eine Resolution beraten, die den Beitrag des Walfangs für die Ernährungssicherheit anerkennt. Derzeit betreiben nur Japan, Norwegen und Island noch kommerziellen Walfang.