Kliniken melden Corona-Patienten mit alter Technik
dpa/lsw Stuttgart. Die Zahl der Corona-Patienten in Kliniken soll künftig ein wichtiger Kennwert für Maßnahmen in der Pandemie sein. Bei der Bereitstellung der Daten hapert es aber noch.
Und wieder grüßt das Faxgerät: Zur Übermittlungen der Zahl an Corona-Patienten an die Gesundheitsämter sind die Kliniken in Baden-Württemberg derzeit allein auf das Faxgerät angewiesen. Hintergrund ist eine Vorgabe im Infektionsschutzgesetz des Bundes, wie ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Stuttgart mitteilte. Die Meldungen der Krankenhäuser erfolgten momentan ausschließlich per Fax, eine digitale Schnittstelle zu den Gesundheitsämtern gebe es derzeit nicht.
Für den Leiter des Referats Gesundheitsschutz und Epidemiologie beim Landesgesundheitsamt, Stefan Brockmann, ist dieser Umstand „misslich“. Dabei soll für künftige Maßnahmen in der Pandemie vor allem die sogenannte Hospitalisierungsinzidenz wichtiger werden, wie Brockmann sagte. Der Wert sagt aus, wie viele Corona-Infizierte pro 100 000 Einwohner in einer Woche in einem Krankenhaus aufgenommen wurden. Ausschlaggebend ist das Meldedatum der Infektion beim Gesundheitsamt. Dazu müssen die Daten zu Corona-Patienten von den Kliniken den Weg zurück zu den Gesundheitsämtern finden.
Auch der Hauptgeschäftsführer der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG), Matthias Einwag, beurteilt den Meldeweg per Fax kritisch: „Es mutet schon etwas anachronistisch an, wenn im Jahr 2021 eine Meldung an das Gesundheitsamt per Fax erfolgen soll.“ Die Meldung per Fax bedeute selbstverständlich zusätzlichen Personal- und Zeitaufwand, da die Daten aus dem Krankenhaussystem herausgezogen, in einen Meldebogen eingetragen und dann per Fax weitergeleitet werden müssten.
Dabei könnten die Krankenhäuser die Meldung durchaus elektronisch weiterleiten, sagte Einwag. Die Kliniken im Südwesten berichteten jeden Tag bereits an zwei verschiedene Register wie ihre Intensivstationen ausgelastet seien und wie viele Covid-19-Patientinnen und -Patienten dort behandelt werden. Zum einen an das sogenannte Ressource-Board des Landes und an das DIVI-Intensivregister. Beides sei nicht synchronisiert und bedeute so schon einen erhöhten Aufwand.
Nach Angaben des Ministeriumssprechers plant der Bund eine digitale Schnittstelle. Bis wann es diese gebe, sei nicht bekannt.
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