Streik im öffentlichen Dienst
Klinikum muss hundert Operationen verschieben
Die Warnstreiks im öffentlichen Dienst sind am Klinikum Stuttgart deutlich zu spüren – indirekt auch an anderen Krankenhäusern. Am Freitag geht der Arbeitskampf weiter.

© Imago/Achim Zweygarth
Das Klinikum Stuttgart wird bestreikt.
Von Werner Ludwig
Die Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi haben am Donnerstag am Klinikum Stuttgart zu erheblichen Einschränkungen für Patienten geführt. „Rund hundert geplante Operationen mussten verschoben werden, ebenso musste Patienten abgesagt werden, deren Behandlung medizinisch vertretbar verschoben werden konnte“, teilt eine Sprecherin mit.
Notfälle würden jedoch versorgt und lebenswichtige sowie zeitkritische Operationen fänden statt. Auch die Versorgung schwerster Notfälle – etwa von Patienten mit Schlaganfall oder Polytrauma – sei gesichert. Gleiches gelte für Risikogeburten im Olgahospital – Deutschlands größter Kinderklinik. Auf den Stationen werde jedoch mit teils stark reduzierter Besetzung gearbeitet. „Die Situation ist sowohl für unsere Mitarbeitenden vor Ort wie auch die Patienten belastend“, so die Sprecherin.
Kein Verdi-Streik im Robert-Bosch-Krankenhaus
Am Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK), das von der Robert-Bosch-Stiftung getragen wird und daher nicht von den Streiks betroffen ist, waren infolge des Arbeitskampfs mehr Patienten als sonst erwartet worden. „Im Bereich der Notaufnahme wurden die jeweiligen Schichtbesetzungen verdoppelt, das betrifft sowohl die Pflegefachkräfte als auch die Ärzte“, teilt eine Sprecherin mit. Tatsächlich hielten sich Auswirkungen aber in Grenzen. „Es ist heute erstaunlich ruhig“, teilt eine Sprecherin am Donnerstag mit. Hier machten sich vermutlich die Ferien bemerkbar.
Bis zum frühen Nachmittag habe auch in der Notaufnahme normaler Betrieb geherrscht. Die Wartezeiten seien nicht länger als sonst gewesen. „An einem normalen Tag wäre der Ausfall größerer Krankenhäuser hoch problematisch“, sagt der Medizinische Geschäftsführer des RBK, Mark Dominik Alscher. „Wir sind froh, dass es bisher so aussieht, als ob es heute geht.“
Mehr Patienten in der Notaufnahme
Im Diakonie-Klinikum, das ebenfalls nicht bestreikt wird, wurden am Donnerstagnachmittag etwa 20 Prozent mehr Patienten als sonst in der Notaufnahme verzeichnet, wie ein Sprecher mitteilt. Insgesamt habe der Streik im städtischen Klinikum bisher aber keine massiven Folgen für das von der Evangelischen Diakonissenanstalt Stuttgart und der Stiftung Paulinenhilfe getragene Krankenhaus gehabt.
Eine Sprecherin des Marienhospitals berichtet dagegen von einer angespannten Lage in der Notaufnahme. Das Patientenaufkommen sei deutlich höher als üblich. „Besonders auffällig ist, dass viele Menschen zu uns kommen, die sonst in anderen Kliniken behandelt würden. Dadurch wird der Zugriff auf medizinische Unterlagen erschwert.“ Bisher habe man die Situation aber gut bewältigt – auch dank einer „konsequenten Priorisierung der Behandlungsfälle“.
Die Warnstreiks am Donnerstag und Freitag sind Teil der laufenden Tarifrunde im öffentlichen Dienst, zu dem auch Kliniken in kommunaler Trägerschaft gehören. Die Gewerkschaft Verdi fordert für die Beschäftigen unter anderem acht Prozent mehr Lohn, aber mindestens 350 Euro mehr im Monat, höhere Schicht- und Wochenendzuschläge sowie eine 38,5-Stunden-Woche. In Baden-Württemberg waren in 20 Kliniken Arbeitsniederlegungen angekündigt.