Kommentar: Mehr Einsatz geht immer
Kommentar: Mehr Einsatz geht immer
Von Jörg Nauke
Die Landesregierung hat der Stadt Stuttgart einen angespannten Wohnungsmarkt attestiert. Und in der Bürgerumfrage wurden zu hohe Mieten und fehlende Wohnungen als größtes Problem genannt. Mehr preisgünstigen Wohnraum zu schaffen, würde dagegen helfen, ist derzeit aber nicht in Sicht, schon gar nicht auf die Schnelle. Da böte es sich doch an, vorhandene Potenziale zu heben. Gemeint sind Wohnungen, die für Touristen statt für Stuttgarter reserviert sind, weil sich damit mehr Kasse machen lässt. Man kann über die EU ja viel schimpfen, aber dafür, dass sie jetzt Airbnb und Vermietern den unseriösen Teil des Geschäfts vermiest, müsste sich die Stadt bedanken.
Gegen den unsozialen Leerstand muss die Verwaltung aber allein vorgehen. Es gibt wenig gute, angesichts der Not aber viele nicht nachvollziehbare Gründe, sein Eigentum nicht zu vermieten. Das schädigt nicht nur Wohnungssuchende, sondern – weil das auch flächendeckend vorkommt – ganze Quartiere. Man fragt sich, warum die den Wohnungseigentümern zugeneigten Fraktionen nicht eher die Chance sehen, die die Beseitigung des Leerstands ihrer Klientel bietet – nämlich Mieteinnahmen! –, sondern versucht, in Trump’scher Manier die Daten der Volkszählung zu diskreditieren. Man sollte sich im Rathaus wenigstens darauf einigen können, dass jene rund 4000 Wohnungen, die länger als ein Jahr leer stehen, kaum noch vermietet werden dürften.
Im Baurechtsamt scheint man mit der eigenen Leistung bei der Bekämpfung von Zweckentfremdung zufrieden zu sein. Na ja, wollte man dem Vizeamtsleiter zuraunen. Die Zahlen veranlassten die Stadträte nicht zu Luftsprüngen. Mehr geht immer, vor allem mehr Öffentlichkeitsarbeit. Man darf gespannt sein, ob die Idee einer positiv besetzten Kampagne, um Vermieter zum Vermieten zu motivieren, umgesetzt wird.