Kommentar: Planlos in Afghanistan – 20 Jahre lang
Kommentar: Planlos in Afghanistan – 20 Jahre lang
Von Tobias Heimbach
Es war der umfangreichste, teuerste und auch tödlichste Einsatz der Bundeswehr: 17,3 Milliarden Euro hat ihre Entsendung zwischen 2001 und 2021 laut Bundesregierung gekostet, 60 Soldaten starben.
Es macht beim Blick in den Abschlussbericht der Enquete-Kommission, die drei Jahre an der Aufarbeitung gearbeitet hat, fassungslos, wie planlos Deutschland mit diesem Einsatz umging. So haben sich die beteiligten Ministerien offenbar kaum untereinander abgesprochen, die Lageeinschätzung machte jedes Ressort für sich. Überhaupt sei die gesamte Strategie des Einsatzes nicht klar gewesen, Zwischenziele ebenso wenig.
Die Leidtragenden waren in vielen Fällen die Angehörigen der Bundeswehr. Während die Politik lange suggerierte, die Soldaten seien dazu da, um Brunnen zu bohren und afghanische Mädchen auf dem Weg zur Schule zu begleiten, waren sie in schweren Gefechten. Und das oftmals mit mangelnder Ausrüstung und Unterstützung. Selbst das Wort „Krieg“ für den Einsatz mutete man der Bevölkerung erst nach Jahren zu.
Die politische Führung scheute eine ehrliche Debatte, erst recht echte Konsequenzen. Es bleibt zu hoffen, dass Deutschland daraus lernt. Denn auch wenn es sich angesichts der Bedrohung durch Russland auf die Landes- und Bündnisverteidigung konzentriert, so wird es wohl auch in Zukunft internationale Kriseneinsätze geben. Dann hoffentlich mit klarem Plan.