Ticket-Resale
Konzertkarten als Luxusgut?
Konzerttickets sind oft heiß begehrt – doch viele Fans gehen leer aus, während die Karten kurze Zeit später im Resale zu horrenden Preisen auftauchen. Warum der Zweitmarkt für Tickets oft mehr Frust als Freude bringt.
Von Katrin Jokic
Der Ticketverkauf für heiß begehrte Konzerte wie die kommende „From Zero World Tour“ von Linkin Park hat erneut ein bekanntes Problem in den Fokus gerückt: den Resale-Markt. Kaum hatte der Presale begonnen, waren viele Fans leer ausgegangen – während Tickets auf Plattformen wie Viagogo oder Kleinanzeigen kurze Zeit später zu Preisen auftauchten, die den Originalpreis um ein Vielfaches überstiegen. Die Problematik des Ticket-Weiterverkaufs wirft Fragen auf, die über Einzelfälle hinausgehen.
Der Resale-Markt: Wie funktioniert er?
Im Kern basiert der Resale-Markt auf dem Prinzip von Angebot und Nachfrage: Je höher die Nachfrage und je limitierter das Angebot, desto mehr können Verkäufer verlangen. Plattformen wie Viagogo stellen hierfür Marktplätze zur Verfügung, auf denen Tickets von Privatpersonen oder gewerblichen Wiederverkäufern angeboten werden.
Natürlich ist es legitim, Konzerttickets wieder zu verkaufen, wenn man aufgrund von Krankheit oder Terminüberschneidungen doch nicht an einer Veranstaltung teilnehmen kann - oder auch dann, wenn man es sich einfach anders überlegt hat. Doch in vielen Fällen handelt es sich bei den Resellern nicht um harmlose Weiterverkäufe:
- Automatisierte Käufe: Mithilfe von Bots sichern sich Wiederverkäufer große Mengen an Tickets bereits während des offiziellen Vorverkaufs. Fans, die auf reguläre Weise versuchen, Karten zu kaufen, haben oft keine Chance.
- Horrende Preisaufschläge: Die so erworbenen Tickets werden anschließend mit enormen Gewinnmargen weiterverkauft. Für Konzerte von Linkin Park wurden im aktuellen Presale beispielsweise Preise von über 5000 Euro beobachtet – 1500 % teurer als die Originalkarten.
- Fragwürdige Garantien: Resale-Plattformen garantieren zwar häufig die Echtheit der Tickets, doch die Realität sieht oft anders aus. Insbesondere bei personalisierten Tickets können Käufer trotz gültiger Karte am Einlass scheitern.
In Zeiten, in denen Konzerte immer teurer werden und Karten für beliebte Künstler und Bands nicht selten mehr als 100 Euro kosten, verschärfen überzogene Resale-Angebote das Problem noch weiter.
Linkin Park, Taylor Swift & Co: Immer gleiche Muster
Die Rückkehr von Linkin Park auf die Bühne nach sieben Jahren sorgt für einen Ansturm auf Tickets. Bereits im Presale für Telekom-Kunden gingen viele Fans leer aus – frustrierend, da schon 30 Minuten später Tickets im Resale auftauchten. Diese wurden zu Preisen weit über dem regulären Verkaufspreis angeboten. Auch wenn Preise von über 5000 Euro ein Extrembeispiel sind – Ticketpreise von 300 Euro pro Karte sind im Resale absolut üblich, also immer noch doppelt so teuer wie der originale Preis.
Ein großes Ärgernis: Viele der begehrten Karten landen durch diese Mechanismen nicht bei echten Fans, sondern bei Händlern, die aus der hohen Nachfrage Kapital schlagen. Exklusive Vorkaufsrechte, wie sie etwa Telekom-Kunden eingeräumt werden, verstärken die Problematik, da sie den Markt künstlich verknappen und Wiederverkäufern in die Hände spielen.
Fans kennen diese Problematik bereits. Das zeigt sich daran, dass schon vor dem Presale kritische Stimmen auf Social Media laut wurden. „Ernsthaft jetzt? Bis der eigentliche Vorkauf startet sind schon alle Tickets vergriffen. Hab keinen Bock wieder bei Viagogo zu bestellen und 500€ zu verprassen“, schrieb jemand auf Facebook. Bereits im Sommer hatte die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg auf Nachfrage unserer Redaktion vor Wiederverkaufsportalen gewarnt – damals im Zusammenhang mit personalisierten Tickets für Taylor Swift.
Warum der Resale-Markt problematisch ist
Neben den teils unerschwinglichen Preisen gibt es weitere Gründe, warum der Resale-Markt in die Kritik gerät:
Was können Fans tun?
Um sich vor den Risiken des Resale-Markts zu schützen, sollten Fans folgende Tipps beachten:
- Offizielle Verkaufsplattformen nutzen: Tickets sollten möglichst direkt beim Veranstalter oder bei offiziellen Partnern wie Ticketmaster oder Eventim gekauft werden.
- Verifizierte Resale-Portale bevorzugen: Plattformen wie Fansale prüfen die Gültigkeit von Tickets und setzen oft Preisgrenzen bzw. heben faire Preise hervor.
- Geduldig bleiben: Kurz vor Veranstaltungen werden oft Resttickets zum regulären Preis angeboten.
- Vorsicht bei Resale-Angeboten: Extrem günstige oder überteuerte Tickets und Plattformen ohne klaren Kundenservice sind Warnsignale.
Braucht es strengere Regeln?
Die Debatte über den Resale-Markt hat in vielen Ländern bereits zu Regulierungen geführt. Einige Künstler und Events setzen mittlerweile auf personalisierte Tickets, um den Weiterverkauf zu erschweren. In Deutschland ist die Politik bisher zurückhaltend, doch die zunehmende Professionalisierung des Resale-Markts ruft nach klareren Vorgaben.
Für Fans bleibt der Resale-Markt ein zweischneidiges Schwert: Er bietet eine letzte Chance auf begehrte Tickets, doch oft zu untragbaren Preisen. Im Fall von Linkin Park wird dies besonders deutlich – und für viele bleibt nur die Hoffnung, dass sich der Ticketverkauf in Zukunft fairer gestaltet.