Kostenlose Erfrischung an heißen Tagen im Backnanger Annonaygarten

Im Annonaygarten wird ein erster öffentlicher Trinkwasserbrunnen in Betrieb genommen, mindestens ein weiterer soll folgen. Auch die Gemeinde Oppenweiler hat eine Idee für die Reaktivierung eines Brunnens.

Keyla, die Hündin von Oberbürgermeister Maximilian Friedrich, ist die erste Vorkosterin am neu errichteten Trinkwasserbrunnen im Annonaygarten. Auch der Geschäftsführer der Stadtwerke Backnang Thomas Steffen ist zufrieden. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Keyla, die Hündin von Oberbürgermeister Maximilian Friedrich, ist die erste Vorkosterin am neu errichteten Trinkwasserbrunnen im Annonaygarten. Auch der Geschäftsführer der Stadtwerke Backnang Thomas Steffen ist zufrieden. Foto: Alexander Becher

Von Lorena Greppo und Carolin Aichholz

Backnang/Oppenweiler. Nach den Erfahrungen des überdurchschnittlich heißen und trockenen Sommers 2022 hat die Bundesregierung angekündigt, man wolle Bürgerinnen und Bürgern im öffentlichen Raum besseren Zugang zu Trinkwasser ermöglichen. In einem ersten Schritt sollen Städte und Gemeinden etwa 1000 zusätzliche Trinkwasserbrunnen aufstellen, hieß es. Doch wie genau das vonstattengehen soll, dafür gibt es noch immer keine konkreten Vorgaben. Die Stadt Backnang geht nun in Vorleistung: Am Freitag haben Oberbürgermeister Maximilian Friedrich und Thomas Steffen, Geschäftsführer der Stadtwerke, Backnangs ersten öffentlichen Trinkwasserbrunnen im Annonaygarten in Betrieb genommen.

Erster Brunnen sorgt für große Freude

„Die letzten Wochen mit den anhaltend heißen Temperaturen zeigen deutlich, wie wichtig Trinkwasserbrunnen an öffentlichen Plätzen sind“, sagt Maximilian Friedrich bei der Eröffnungsrede und erinnert an die Wetterlage im Rest von Europa, wo zurzeit viele Gebiete von Hitzewellen geplagt werden. Darum sei dies ein Projekt für die Zukunft und gleichzeitig ein soziales Projekt. Das Wasser des Brunnens ist nämlich für jeden kostenlos verfügbar.

Es werde auch reichlich Anklang finden, da ist sich Friedrich sicher. Seine Hündin Keyla darf als Erste die Hundeschale des zwei Meter großen Wasserspenders testen und scheint schnell überzeugt zu sein. In der Nähe des Spielplatzes dürfte vor allem die Nebeldüse bei Kindern gut ankommen. Zunächst wird sie allerdings von den Verantwortlichen der Stadt Backnang und den anwesenden Gemeinderatsmitgliedern ausprobiert. 350 Milliliter Wasser sorgen fein verstäubt 25 Sekunden lang für eine erfrischende Abkühlung an heißen Tagen.

Strom für eine Kühlung ist nicht notwendig, denn das Wasser kommt direkt aus der Leitung im Boden und hat darum eine angenehme Trinktemperatur. „Aus hygienischen Gründen wird das Gerät außerdem viermal am Tag durchgespült“, betont Thomas Steffen.

Der Trinkbrunnen ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit der Stadtwerke und der Stadt Backnang. Stadtrat Volker Dyken von den Backnanger Demokraten brachte die Idee Anfang des Jahres in den Gemeinderat ein. Dort wurde die Aufstellung einstimmig beschlossen und nun ist man mit dem Ergebnis hochzufrieden. Auch dass das Modell eine Nummer kleiner ist als die ursprünglich geplante Säule, trifft auf Anklang, denn sie ist dadurch auch preiswerter. 10000 Euro kostete die Anschaffung, die Hälfte der Kosten wird jedoch vom Projekt „Klimopass“ des Ministeriums für Umwelt, Energie und Energiewirtschaft Baden-Württemberg übernommen.

Zweiter Brunnen folgt spätestens im August

Ein zweiter Brunnen wird laut Thomas Steffen spätestens im Lauf des Augusts aufgestellt. „Wir warten auf die Lieferung. Der zweite Brunnen wird im Biegel an der Ecke zum Seniorenbüro aufgestellt.“ Dann könne gemessen werden, wie viel Wasser verbraucht wird, sagt Annika Schiestel, die als Mitarbeiterin der Stadtwerke für das Projekt verantwortlich ist. Je nachdem, wie gut die ersten beiden Brunnen angenommen und genutzt werden, sind noch vier weitere Standorte im Gespräch. Diese Pläne hatte die Verwaltung im Januar im Ausschuss für Technik und Umwelt vorgestellt.

Die laufenden Kosten sind nach Angaben von Stadtwerkechef Thomas Steffen überschaubar. Abgesehen von regelmäßigen Kontrollen durch Bauhofmitarbeiter werden einmal im Monat Wasserproben entnommen, um die Qualität des Trinkwassers sicherzustellen. Die Sorge, dass Bürger die Brunnen missbrauchen könnten, um dort Wasser für andere Zwecke abzuzapfen, hält Steffen für unbegründet. Aus den Brunnen kommt nur ein dünner Wasserstrahl. Einen Liter abzuzapfen dauert 40 Sekunden. Wer damit einen Kanister füllen möchte, muss also einiges an Geduld aufbringen.

Die Brunnen sind in Backnang nicht die einzige Möglichkeit, kostenlos an Trinkwasser zu kommen. Erst kürzlich hat die Verwaltung außerdem Wasserspender in Verwaltungsgebäuden installiert. Besucher sowie Mitarbeiter können sich Im Biegel 13, Eingang B, und im Stiftshof 16 erfrischen. Drei verschiedene Varianten – gekühlter Sprudel, stilles Wasser in Zimmertemperatur sowie gekühltes stilles Wasser – stehen dort zur Verfügung. Das Angebot werde von der Belegschaft rege nachgefragt, teilt Pressesprecher Christian Nathan mit. „Was das Nutzungsverhalten der Bürgerschaft anbelangt, lässt sich derzeit noch nichts sagen.“ Das Angebot müsse erst noch bekannter werden. Geplant ist allerdings auch hier eine Ausweitung. „Von wenigen Ausnahmen abgesehen werden perspektivisch alle städtischen Gebäude mit solchen Wasserspendern ausgestattet, je nach Bedarf allerdings in unterschiedlicher Größe und Ausführung.“

Nachbargemeinde will nachziehen

Auch in Oppenweiler gibt es Überlegungen, der Bürgerschaft eine Wasserquelle zur Verfügung zu stellen. Kürzlich hatte Bürgermeister Bernhard Bühler im Gemeinderat die Idee vorgebracht, einen Brunnen am Freibad zu reaktivieren. „Früher gab es da ein Brünnele. In meiner Kindheit habe ich nach dem Freibadbesuch da immer noch einen Schluck Wasser getrunken“, erinnert sich der Rathauschef. Die Vorrichtung sei also vorhanden. Momentan sei dort allerdings nur ein Wasserhahn. „Ein bisschen qualifizierter sollte es schon sein“, findet Bühler. Die Überlegung sei daher, die Vorrichtung zu optimieren. Die Lage sei sehr geschickt, denn an Freibad und Gemeindehalle herrscht ein reges Treiben, viele Menschen kommen hier vorbei.

Nach Kenntnis der Gemeindeverwaltung müsste das Wasser an dieser Stelle Trinkwasserqualität haben. „Das Wasser wird auch im Becken verwendet“, berichtet Bühler. Das müsste natürlich noch aufgearbeitet werden, damit man einen Brunnen ausweisen kann. Denn diese Hürde hemme den Ausbau an anderen Stellen, wo das Wasser direkt aus einer Quelle kommt, ordnet der Bürgermeister ein. Dort wird die Qualität nicht geprüft, deswegen steht an solchen Brunnen auch für gewöhnlich der Hinweis „Kein Trinkwasser“. Weitere Trinkwasserbrunnen sind nach derzeitigem Stand aktuell nicht geplant.

Die Bundesregierung möchte mehr Brunnen

Istzustand In vielen europäischen Städten gibt es flächendeckend öffentliche Trinkbrunnen, an denen man sich kostenlos die Trinkflasche auffüllen kann. In Deutschland ist man noch längst nicht so weit. Allerdings gibt es nach Schätzungen der Bundesregierung mehr als 1300 öffentliche Trinkwasserbrunnen. Ziel sei es, in einem ersten Schritt in Städten und Gemeinden etwa 1000 zusätzliche Trinkwasserbrunnen aufzustellen.

Gesetzesänderung Allen Bürgerinnen und Bürgern soll im öffentlichen Raum Zugang zu qualitativ hochwertigem Trinkwasser ermöglicht werden – das ist Ziel der EU-Trinkwasserrichtlinie. Diese Richtlinie hat die Bundesregierung zu Anfang des Jahres mit einer Änderung des Wasserhaushaltgesetzes in deutsches Recht umgesetzt. Das heißt: Die Bereitstellung von Leitungswasser durch Trinkwasserbrunnen an öffentlichen Orten gehört nun auch zur Aufgabe der Daseinsvorsorge. Sofern es technisch machbar ist und dem lokalen Bedarf entspricht, sollen Kommunen Trinkwasserbrunnen aufstellen, etwa in Parks, Fußgängerzonen und in Einkaufspassagen. Genaue Vorgaben hierzu stehen jedoch noch aus.

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Erstellt:
22. Juli 2023, 06:00 Uhr

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