Frühere CDU-Vorsitzende
Kramp-Karrenbauer tritt nach CDU-Kritik aus Katholikenkomitee aus
Politischer Kurswechsel, scharfe Kritik, überraschender Rücktritt: Wegen des Streits um die Migrationspolitik der Union verlässt CDU-Politikerin Annegret Kramp-Karrenbauer das ZdK. Das Präsidium reagiert mit Bedauern.
Von red/KNA
Nach kirchlicher Kritik an der Migrationspolitik der Union hat die frühere CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer ihre Mitgliedschaft im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) beendet. Sie habe am Freitagabend die Präsidentin Irme Stetter-Karp schriftlich informiert, dass sie mit sofortiger Wirkung all ihre Ämter und Funktionen in dem Laiendachverband, der sich als Vertretung der katholischen Zivilgesellschaft versteht, niederlege, bestätigte Kramp-Karrenbauer der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Montag.
Sie sei damit nicht an die Öffentlichkeit gegangen und wolle sich darüber hinaus auch nicht dazu äußern erklärte sie auf Nachfrage. Aus ZdK-Kreisen erfuhr die KNA, dass Kramp-Karrenbauer ihren Rücktritt mit der Haltung des ZdK-Präsidiums zur aktuellen Migrationspolitik begründet habe. Sie sehe für eine weitere Mitarbeit keine Grundlage. Die CDU-Politikerin ist seit vielen Jahren ZdK-Mitglied und war zuletzt Sprecherin des Sachbereichs „Nachhaltige Entwicklung und globale Verantwortung“.
Kirchliche Kritik an Migrationskurs der Union
Das ZdK hatte die Union vergangene Woche für ihren verschärften Kurs in der Migrationspolitik hart kritisiert. Mit dem sogenannten Zustrombegrenzungsgesetz überschreite die Partei die „Grenzen der politischen Kultur und löst zugleich keine Probleme“, hieß es am Donnerstag. Der Entwurf sei „eine einzige Anti-Integrationskampagne“. Friedrich Merz breche damit sein Versprechen, in der heißen Phase des Wahlkampfs nicht auf Asyl- und Migrationsthemen zu setzen, um der AfD keinen Auftrieb zu geben. Ähnlich hatten sich auch Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland geäußert.
Stetter-Karp: Austritt ist schmerzlicher Verlust
Stetter-Karp bedauerte auf Anfrage den Austritt als schmerzlichen Verlust. Sie schätze Kramp-Karrenbauers Wirken im ZdK, „ihre nachhaltige und auf Ausgleich angelegte Arbeit“ sehr. Zugleich betonte sie, das ZdK habe Beschlüsse zu migrationspolitischen Themen gefasst, die den Unions-Vorstößen klar widersprächen. Das in entscheidenden Augenblicken zu benennen und eine klare Haltung zu formulieren, sei ihre Aufgabe als Präsidentin.
Schwer wiege zudem, „dass die AfD eine tragende Rolle in den Abstimmungen erhalten konnte beziehungsweise deren Zustimmung mit einkalkuliert war“. Gleichwohl betonte Stetter-Karp: „Ich bin überzeugt, dass wir eine CDU als starke Volkspartei in der Mitte der Demokratie brauchen. Umso mehr schmerzt das Vorgehen von Friedrich Merz und das darauffolgende Feixen der AfD.“