Krank machendes Hühnerfleisch

Durchfallerreger in jeder zweiten Hähnchenprobe im Handel entdeckt

Frage: Düsseldorf/Berlin Wie gefährlich ist Hähnchenfleisch aus dem Supermarkt?

Antwort: Hähnchen im Lebensmitteleinzelhandel weisen nach Angaben des Bundesernährungsministeriums häufig einen gefährlichen Durchfallerreger auf. Fast 52 Prozent von rund 400 Hähnchen-Frischfleischproben enthielten 2017 das sogenannte Campylobacter-Bakterium, wie aus einer Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage des Grünen-Fraktionsvorsitzenden Anton Hofreiter hervorgeht. 2011 war das noch bei 31,6 Prozent der Fall. So wurde der Erreger 2017 bei Proben durch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) an den Schlachthöfen sogar bei fast 79 Prozent der Masthähnchen gefunden. 2011 waren etwa 41 Prozent der Tiere betroffen.

Frage: Wie gesundheitsschädlich sind die Keime?

Antwort: Die Infektion mit dem Durchfallerreger Campylobacter ist laut Robert-Koch-Institut mit 60 000 bis 70 000 Fällen pro Jahr die häufigste bakterielle meldepflichtige Krankheit in Deutschland. Kinder unter fünf Jahren und junge Erwachsene zwischen 20 und 29 Jahren sind demnach besonders häufig betroffen. Der Erreger kann vor allem bei immungeschwächten Menschen zu gefährlichen Erkrankungen führen.

Frage: Sind die Lebensmittelkontrollen zu lax?

Antwort: Laut dem Grünen-Fraktionschef Hofreiter lautet die Antwort: Ja. Er forderte mehr Hygiene auf den Schlachthöfen. „Dazu gehört, dass sich die Bundesregierung in Brüssel dafür einsetzt, dass die Grenzwerte für Keimbelastung deutlich nachgebessert werden“, forderte Hofreiter in der „Rheinischen Post“. Auch der Chef des Verbraucherzentrale-Bundesverbandes, Klaus Müller, mahnte verschärfte Kontrollen an. „Entscheidend ist, dass Schlachthäuser besser kontrolliert und zu verbesserten Hygienemaßnahmen verpflichtet werden“, so Müller. Der Bundesverband des Lebensmittelhandels wies dagegen darauf hin, dass die in den USA zulässige Methode, Keime auf dem Fleisch durch Chlor zu beseitigen, in Europa nicht erlaubt sei. Auf Geflügelfleisch würden deshalb Verzehrhinweise gegeben.

Frage: Wie können sich Verbraucher schützen?

Küchenhygiene und die richtige Zubereitung sind absolut wichtig. Nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung lassen sich Krankheitserreger in Lebensmitteln nicht zu 100 Prozent vermeiden. Zum Schutz vor Campylobacter-Bakterien etwa empfiehlt es sich, Fleisch – vor allem Geflügelfleisch – immer vollständig durchzugaren. Auch sollte das Auftauwasser von Fleisch direkt entsorgt werden. Auch wenn es banal klingt: Hände waschen – und zwar nach jedem Tierkontakt, nach jedem Toilettengang, vor dem Kochen und Essen. Auch rohes Gemüse und Obst sollte vor dem Verzehr erst gründlich gewaschen oder geschält werden. Wichtig ist zudem, stets getrennte Küchenutensilien für rohe und gegarte Lebensmittel zu nutzen sowie Schneidebretter, Spülschwämme und Küchentücher regelmäßig zu reinigen.

Frage: Welche Keime können auf Lebensmitteln noch auftauchen?

Antwort: Eine gute Küchenhygiene schützt auch vor anderen typischen Krankheitserregern auf Lebensmitteln wie Salmonellen, die unter anderem über kontaminiertes Fleisch, Wurstwaren oder rohe, unzureichend erhitzte Eier in die Nahrung kommen. Eine andere Gefahr kann durch Ehec-Bakterien drohen, die durch die Aufnahme von Fäkalspuren etwa an Lebensmitteln übertragen werden. Vorsicht ist auch bei Listerien geboten: Die stäbchenförmigen Bakterien kommen fast überall in der Umwelt vor. Sie machen Gesunden meist keine Probleme. Bei Älteren und chronisch Kranken kann eine Infektion zu Blutvergiftungen und Hirnhautentzündungen führen. Bei Schwangeren können sie Früh- oder Totgeburten verursachen. Die Erreger findet man auf tierischen und auf pflanzlichen Lebensmitteln. (dpa/epd/StN)

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Erstellt:
12. Januar 2019, 03:14 Uhr

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