Kretschmann: Bei Wiesenthal-Zentrum Rufschädigung Blumes

dpa/lsw Stuttgart/Los Angeles. Das wollte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann nicht auf sich sitzen lassen: Ausgerechnet der Antisemitismusbeauftragte der Landesregierung, Michael Blume, steht auf der weltweiten „Antisemiten-Liste“ des Simon-Wiesenthal-Zentrums (SWC) in Los Angeles. Nun hat der Grünen-Regierungschef dem Rabbiner Marvin Hier, Vorsitzender des Zentrums, einen Brief geschrieben, in dem er den Vorwurf als „abwegig“ bezeichnet. Er bedauere, dass dadurch andere, wirklich antisemitische Vorfälle verharmlost würden. „Ich kann daher nicht anders, als dies als Rufschädigung des Beauftragten und des Landes Baden-Württemberg aufzufassen, die jeglicher Grundlage entbehrt.“ Zuvor hatte die „Jüdische Allgemeine“ über den auf Mittwoch datierten Brief berichtet.

Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Er wolle sein „tief empfundenes Befremden“ über die Nennung Blumes zum Ausdruck bringen, schreibt Kretschmann. „Er leistet seit Jahren einen wertvollen Beitrag im Kampf gegen den Antisemitismus und Judenhass in unserem Land und genießt bei den Israelitischen Religionsgemeinschaften höchste Reputation.“

Das Wiesenthal-Zentrum hatte die Aufnahme Blumes auf die Liste unter anderem damit begründet, dass dieser seit 2019 anti-jüdische, anti-israelische und konspirative Twitter-Accounts gelikt und Beiträge weiterverbreitet habe. Um welche Posts und welche Accounts es sich genau handelte, schrieb die Organisation nicht. Angeführt wird die Liste, die am Dienstag vorgestellt wurde, vom Iran, von der Hisbollah und dem britischen Sender BBC.

Kretschmann entgegnete: „Nicht näher bestimmte "Likes" oder "Retweets" in einer Liste mit dem Verhalten des Iran und der Hamas gleichzusetzen, hat im gesamten Land großes Unverständnis hervorgerufen und dem Ansehen des Simon Wiesenthal Centers erheblich geschadet.“ Der Regierungschef ergänzte, es wäre mindestens notwendig gewesen, „vor einer solchen Aufnahme in eine Liste mit unseren jüdischen Landesgemeinden ausführlich zu sprechen“.

© dpa-infocom, dpa:220203-99-965252/2

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Erstellt:
3. Februar 2022, 17:32 Uhr

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