Kretschmann gegen Impfpflicht und für Überzeugungsarbeit

dpa/lsw Mannheim. Je mehr Menschen geimpft sind, desto drängender die Frage, wie mit Menschen umgegangen wird, die sich nicht impfen lassen wollen. Ministerpräsident Kretschmann setzt auf Einsicht statt auf Zwang.

Winfried Kretschmann (Grüne), Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Foto: Christoph Schmidt/dpa/Archivbild

Winfried Kretschmann (Grüne), Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Foto: Christoph Schmidt/dpa/Archivbild

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat sich gegen eine Impfpflicht in Deutschland ausgesprochen. Man müsse für die Corona-Impfung werben, um den Menschen die Angst vor deren möglichen Nebenwirkungen zu nehmen, sagte der Regierungschef am Freitag am Mannheimer Lessing Gymnasium. Der Impfstoff sei so gut geprüft wie kein anderes Medikament. Die Nebenwirkung von Covid-19 könne der Tod sein. Impfen sei umso wichtiger, da bei der sich ausbreitenden Delta-Mutation erst eine Herdenimmunität erreicht werde, wenn sich 90 Prozent der Bevölkerung impfen lassen, sagte er. Alle, die sich nicht impfen lassen, würden über kurz oder lang angesteckt und könnten dann andere infizieren. Die Impfung sei auch ein Zeichen der Solidarität untereinander. „Wir kommen anders nicht aus der Krise raus.“

Er gab zu bedenken, dass eine obligatorische Impfung ein großer Eingriff in die Grundrechte sei. Die Frage, wie die Skepsis gegenüber der Impfung vertrieben werden könne, sei ein „ein wunder Punkt“, sagte Kretschmann bei einer Diskussionsveranstaltung mit zwei zehnten Klassen.

Weitere Station des Regierungschefs in der Quadratestadt war eine sogenannte Quartiersimpfung; das ist ein Impfangebot in einem Stadtteil mit bislang geringer Impfquote. In der Neckarstadt-West sind in den vergangenen zwei Wochen 4500 Menschen zum zweiten Mal geimpft worden. Der Schwund im Vergleich zur Erstimpfung betrage etwa 10 Prozent, sagte Tobias Vahlphal, Koordinator des Quartiermanagements in Mannheim. Er zeigte sich überzeugt, dass das niedrigschwellige Angebot die Quote in dem durch Vielfalt und beengte Lebensverhältnisse geprägten Quartier deutlich verbessert habe. Neben 30 Ehrenamtlichen und drei Impfteams ist auch eine junge Frau als Multiplikatorin eingesetzt. Sie soll vor allem die bulgarischen Familien im Stadtteil auf die Impf-Möglichkeit aufmerksam machen.

Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz (CDU) betonte, es sei an der Zeit, nicht auf die Leute zu warten, sondern auf sie zuzugehen. Die dezentralen Angebote würden bis in den Herbst fortgesetzt. Corona zeige wie mit dem Brennglas den Zusammenhang zwischen Gesundheit und sozialem Status. „Da müssen wir ausgleichend wirken.“

Kretschmann und Kurz kamen auch mit einer Bürgerinitiative ins Gespräch, die sich gegen steigende Mieten in der Neckarstadt wendet und die Zusammenarbeit der Stadt mit privaten Investoren kritisiert Die Sanierung des Bestands führe dazu, dass weniger wohlhabende Menschen verdrängt würden.

© dpa-infocom, dpa:210702-99-235268/3

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Erstellt:
2. Juli 2021, 14:27 Uhr

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