Kretschmann kritisiert Einmischung von Virologen in Politik

dpa Stuttgart. Wissenschaftler wie etwa Virologen sollten sich aus Sicht von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann aus der Politik heraushalten. „Max Weber hat darauf verwiesen, dass Wissenschaften die Welt beschreiben, wie sie war, ist und sein wird. Sie können auch beschreiben, wie man die Welt verändern könnte. Aber die Wissenschaft kann nicht sagen, ob man die Welt auch verändern soll“, sagte der Grünen-Politiker der „Heilbronner Stimme“ und dem „Südkurier“ (Samstag) mit Blick auf den Soziologen (1864-1920).

Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Foto: Bernd Weißbrod/dpa/Archivbild

Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Foto: Bernd Weißbrod/dpa/Archivbild

Die Deutungshoheit über ihr Fach sollten die Wissenschaftler unbedingt haben, sagte Kretschmann. „Aber sie sollten auch dabei bleiben und es unterlassen, politische Ratschläge zu geben.“ Das könne ihre wissenschaftliche Autorität erheblich beeinträchtigen, sagte der Ministerpräsident. „Zum Beispiel, ob jetzt eine Impfpflicht politische Kollateralschäden erzeugt - was sie zweifellos auch tun wird -, das zu bewerten liegt jetzt nicht in der Kompetenz der Stiko oder von wem auch immer.“ Das sei Kompetenz und Aufgabe der Politiker, die dafür gewählt worden seien - nicht der Epidemiologen. „Da ist manches verrutscht.“

Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, hatte sich gegen eine allgemeine Corona-Impfpflicht ausgesprochen.

Scharfe Kritik kam von der Opposition im baden-württembergischen Landtag. „Herr Kretschmann ist mittlerweile in einem Stadium, wo er jedem einen Maulkorb verpassen will, der nicht seiner Meinung ist“, teilte der FDP-Fraktionsvorsitzende Hans-Ulrich Rülke am Freitag mit. Wenn es bei seinen Zufallsbürgern eine Zufallsmehrheit für die Impfpflicht gebe, dann werde das vom Staatsministerium stolz verkündet. „Wenn der Vorsitzende der Stiko aber Bedenken hat, dann will er ihm den Mund verbieten“, sagte Rülke. Ein von der grün-schwarzen Landesregierung mit zufällig ausgewählten Bürgern besetztes „Bürgerforum Corona“ hatte sich am Donnerstag mehrheitlich für eine allgemeine Corona-Impfpflicht ausgesprochen.

© dpa-infocom, dpa:220128-99-890907/3

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Erstellt:
28. Januar 2022, 17:20 Uhr

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