Kronenhöfe werden ein Geschoss niedriger

Bebauungsplan für neues Backnanger Stadtquartier verabschiedet – Stadträte loben geänderte Planungen

Das Projekt Kronenhöfe nimmt Fahrt auf. In einer gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse Technik und Umwelt sowie Verwaltung und Finanzen wurde die Aufstellung des nötigen Bebauungsplans bei einer Gegenstimme beschlossen. Zuvor hatten die Investoren die Pläne vorgestellt. Im Vergleich zu früheren Studien wurde der Entwurf um ein Geschoss reduziert. In dem Innenstadt-Quartier sollen nun unter anderem 41 Wohneinheiten, mehrere Gewerbeflächen und 86 Stellplätze entstehen.

„Wir stehen bisher schon im Dialog mit den Nachbarn und wir werden weitere Gespräche führen“Andreas Benignus,Aspa-Geschäftsführer

© Gordon Koelmel

„Wir stehen bisher schon im Dialog mit den Nachbarn und wir werden weitere Gespräche führen“ Andreas Benignus, Aspa-Geschäftsführer

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Die meisten Gebäude im Areal zwischen Eduard-Breuninger-Straße/Dilleniusstraße und Obstmarkt sind mittlerweile abgebrochen, nur der Asien-Imbiss beim Obstmarkt steht noch. Andreas Benignus, Geschäftsführer der Aspa Bauträger GmbH, ist zufrieden, „wir sind mit dem Abriss gut vorangekommen und freuen uns jetzt, dass jetzt das Bebauungsplanverfahren angestoßen wird“. Er blickte zurück auf die vergangenen 15 Monate seit der Bekanntgabe der Gewinner des Architektenwettbewerbs. Das Vorhaben sei aus topografischer und städtebaulicher Sicht sehr komplex. Trotzdem sei man vom Planungsstand schon sehr weit.

Den Architektenwettbewerb gewonnen hatte das Büro baurmann.dürr aus Karlsruhe. Martin Dürr stellte den Ausschussmitgliedern das städtebauliche Konzept vor. Demnach gibt es an den Quartiersrändern drei prägende Bausteine. Bei der Vorstellung früherer Entwürfe war die Höhe der Gebäude kritisch angesprochen worden. Jetzt erklärte Dürr, man habe darauf verzichtet, drei Untergeschosse zu bauen, sondern sich auf zwei beschränkt. Dadurch werden nahezu alle Gebäude fast drei Meter niedriger ausfallen. Trotzdem gelingt es, in der Tiefgarage und entlang der Eduard-Breuninger-Straße 86 Stellplätze zur Verfügung zu stellen. Bislang war das Gebiet kein öffentlicher Raum. Künftig sollen im Areal Straßen für Fußgänger zur Verfügung stehen. So entsteht eine neue Verbindung vom Bahnhof und der künftigen Kulturmeile über die Albertstraße durch die Kronenhöfe und den Obstmarkt bis in die historische Innenstadt. Die neu entstehenden Gebäude können so eingebunden werden in den Stadtraum. In den Erdgeschossen sind auch Ladengeschäfte vorgesehen.

Die jeweiligen Gebäude werden unterschiedlich gestaltet und erhalten verschiedene Dachformen. Am Obstmarkt und entlang der Eduard-Breuninger-Straße werden es Giebeldächer werden, im unteren Teil der Dilleniusstraße Flachdächer. Die Flachdächer sind neu und eine Reaktion auf die Kritik der Vorentwürfe. Dürr: „Die Planung ist jetzt deutlich in der Höhe reduziert und angepasst an die bestehende Bebauung.“

Das stimmt. Aber vor allem die direkte Anbindung des Neubaus an das Eckgebäude Dilleniusstraße/Obstmarkt sorgte für Unmut, da dort eine Dachterrasse direkt an eine bestehende Terrasse anschließen soll. Da dort jedoch laut Baudezernent Stefan Setzer eine „geschlossene Bauweise“ vorgesehen ist – und zwar sowohl laut bestehendem als auch laut neuem Bebauungsplan – hätten die Investoren nichts falsch gemacht. Es wäre gar nicht zulässig gewesen, einen Freiraum zwischen den Gebäuden zu lassen.

Trotzdem merkte etwa Heinz Franke (SPD) an: „Baurechtlich ist das Treffen der beiden Dachterrassen zulässig. Aber wir sollten in diesem Bereich sehr sensibel sein. Wäre ich der Nachbar, so wäre diese Situation nicht gerade die, von der ich träume.“ Franke appellierte dafür, bei konfliktbehafteten Passagen darüber nachzudenken, „ob es nicht gefälligere Lösungen gibt“. Gleichzeitig lobte Franke, es habe sich bei der Planung seit den letzten Entwürfen einiges getan und das Vorhaben sei in sich gefälliger geworden. Auch Gerhard Ketterer (CDU) betonte, dass bauen in der Altstadt ein sehr sensibles Thema sei. Gegenüber dem ersten Entwurf gehe die Planung „in die richtige Richtung“. Er verwies jedoch darauf, dass die Änderungen auch den künftigen Aspa-Kunden und somit auch der Aspa-Marketingabteilung zugutekommen. Lob gab es von Ketterer für den Fußweg und die neue Verbindung zwischen Innenstadt und Albertstraße, „der Weg wird sicher sehr gut angenommen“. Der CDU-Mann fragte sich jedoch, ob es bei so einem bedeutenden Vorhaben angebracht sei, den Bebauungsplan in einem beschleunigten Verfahren durchzuziehen. Und er wollte wissen, wie sichergestellt sei, dass die Anwohner Gehör finden. Setzer klärte auf, beschleunigtes Verfahren heiße nicht, dass die Planung durchgepeitscht werde, sondern lediglich, dass einige (in diesem Fall) unnötige Verfahrensschritte ausgespart werden können. Und er wies darauf hin, dass die Stadt demnächst alle Interessierten zu einer Informationsveranstaltung einladen werde. Andreas Benignus betonte ebenfalls, dass speziell die Frage der direkt aneinanderstoßenden Balkone mit den direkten Nachbarn besprochen werde. „Wir sind ein regionales Unternehmen. Da liegt es uns am Herzen, dass wir im Konsens mit den Nachbarn bauen. Das haben wir schon immer gemacht, und das werden wir auch künftig fortführen.“

Weil Ketterer moniert hatte, dass das sensible Thema der Parkplatzsituation nicht angesprochen wurde, betonte Benignus nochmals den Bau von 86 Stellplätzen. Und Setzer erklärte: „Damit sind alle Anforderungen erfüllt. Ich rechne damit, dass es zu keiner Verschärfung der Parksituation kommt.“

Sieglinde Lohrmann (SPD) bezeichnete es als einen großen Schritt, den das Projekt jetzt nach vorne geht. Und es freute sie, dass selbst die Architekten und Investoren eingeräumt haben, „dass ihnen die jetzige Planung besser gefällt“.

Auch Dorothee Winter sprach von einer deutlichen Verbesserung. Sie hätte sich jedoch noch mehr Mut gewünscht für die Gestaltung des Gebäudes Obstmarkt 4. Dies sollte ihrer Ansicht nach kein Giebelhaus, sondern ein Solitär werden, also ein frei stehende Gebäude.

Alfred Bauer erklärte: „Wir vom Bürgerforum finden das Konzept ausgewogen und werden das Verfahren positiv begleiten.“ Das sah Professor Dr. Wolfgang Schwalbe ganz anders. Er kündigte an, gegen den Beschluss zu stimmen und sagte: „Mir ist das alles immer noch viel zu hoch. Es erinnert mich an den Biegel.“ Erster Bürgermeister Siegfried Janocha konterte diese Kritik, „die Investoren müssen auch die Wirtschaftlichkeit im Auge behalten, noch niedriger geht wohl nicht“.

Die beiden Ausschüsse beschlossen bei der einen Gegenstimme, den Bebauungsplan im beschleunigten Verfahren aufzustellen und öffentlich auszulegen.

Zwei Jahre Bauzeit Info Die Kronenhöfe sind ein Gemeinschaftsprojekt der Aspacher Aspa Bauträger GmbH und der Murrtal Werte GmbH. Die Murrtal Werte GmbH ist eine 100-prozentige Tochter der Volksbank Backnang. Noch in diesem Monat lädt die Stadt Backnang alle Interessierten zu einer Informationsveranstaltung ins Bürgerhaus ein. Gebaut werden 41 Wohneinheiten sowie Ladengeschäfte und Büros. Die Gesamtinvestitionskosten liegen zwischen 20 und 30 Millionen Euro. Damit sind die Kronenhöfe eines der größten und stadtbildprägendsten Bauprojekte. Vor 15 Monaten stellten die Bauherren vier Entwürfe verschiedener Architektur- und Planungsbüros bei einem Architektenwettbewerb vor. Die Jury entschied sich einstimmig für den Entwurf der Karlsruher Architekten Baurmann und Dürr. Zur Jury gehörten Vertreter der Stadt Backnang, des Gemeinderats und der Kronenhöfe GmbH. In den vergangenen Monaten wurde der Architektenentwurf verfeinert. Die Zufahrt zur Tiefgarage erfolgt am tiefsten Punkt der Eduard-Breuninger-Straße. Die Garage ist nicht öffentlich, sondern den Bewohnern und den Gewerbetreibenden vorbehalten. Die Bauherren rechnen mit einer Bauzeit von zwei Jahren für das Gesamtprojekt.
Der Abriss der Gebäude im Bereich Eduard-Breuninger-Straße/Dilleniusstraße/Obstmarkt ist weit fortgeschritten. An dieser Stelle sollen Ladengeschäfte und 41 Wohnungen entstehen. Foto: R. Schütz

Der Abriss der Gebäude im Bereich Eduard-Breuninger-Straße/Dilleniusstraße/Obstmarkt ist weit fortgeschritten. An dieser Stelle sollen Ladengeschäfte und 41 Wohnungen entstehen. Foto: R. Schütz

Blick von der Eduard-Breuninger-Straße auf den künftigen Kronenplatz. Von hier aus können Fußgänger quer durch das Ensemble in Richtung Obstmarkt gehen. Für Radfahrer oder Menschen mit Kinderwagen oder Rollator ist ein barrierefreier Durchgang vermutlich nicht möglich. Wegen des großen Höhenunterschieds werden aller Voraussicht nach Treppen benötigt. Visualisierung: baurmann.dürr architekten/Kronenhöfe GmbH

© Andreas.Benignus

Blick von der Eduard-Breuninger-Straße auf den künftigen Kronenplatz. Von hier aus können Fußgänger quer durch das Ensemble in Richtung Obstmarkt gehen. Für Radfahrer oder Menschen mit Kinderwagen oder Rollator ist ein barrierefreier Durchgang vermutlich nicht möglich. Wegen des großen Höhenunterschieds werden aller Voraussicht nach Treppen benötigt. Visualisierung: baurmann.dürr architekten/Kronenhöfe GmbH

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Erstellt:
14. Juli 2018, 06:00 Uhr

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