Kunstmuseum: Studenten widmen sich der Protestkultur
dpa/lsw Stuttgart. Die Montagsdemos in der DDR sind ein Teil der deutschen Geschichte geworden, die baden-württembergische Landesregierung ist über die Auflehnung gegen das Bauprojekt „Stuttgart 21“ gestürzt, und in diesen Tagen gehen Tausende aus Protest gegen die Corona-Politik auf die Straße. Protestbewegungen sind in Deutschland fester Teil der Demokratiekultur - und sie sind für das Stuttgarter Kunstmuseum Anlass für eine neue Ausstellung. Unter dem Titel „Protestbereitschaft - Zeitgenössischer Aktivismus zwischen Haltung und Stil“ widmet sich das Haus bis zum 16. Januar 2022 der nach Ansicht der Kuratoren steigenden Bereitschaft, eine Meinung für oder gegen ein meist politisches Ziel zu artikulieren.
Studierende der Klasse des Konzept- und Aktionskünstlers Christian Jankowski an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart haben sich mit der Frage auseinandergesetzt, wie Protest und Unmut auch künstlerisch Ausdruck verliehen werden kann. Sie haben sich dabei nach Angaben Jankowskis inspirieren lassen von der jugendlichen Umweltbewegung „Fridays for Future“ ebenso wie von Bildern der Proteste gegen die Abholzung des Hambacher Forsts oder von brutalen Polizeieinsätzen in Belarus, von Slogans, Transparenten und Menschenketten.
„Protest ist ein Thema der Zeit“, sagt Jankowski. „Und es ist ein Thema, das man vor allem in einer Stadt des Protestes, wie es Stuttgart ist, aufgreifen muss.“ Begleitet wird die Kunst von Ideen Pforzheimer Mode-Studenten, die die Gedankenspiele in eigene Kreationen umgesetzt und Schaufensterpuppen gekleidet haben.
Auffällig zum Beispiel die „Protesttapete“, auf der Angela Vanini Slogans und Botschaften transportieren will, die üblicherweise der „political correctness“ zum Opfer fallen. Oder die Puppen in weißer Kleidung (Clarissa Ottmann), die an die Proteste gegen den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko erinnern. Lydia Askani zeigt Fotos junger Mädchen in ihren Zimmern, die als ein stiller Protest auf Plakaten festgehalten haben, was ihnen an den Eltern nicht passt. Sissi Schöllhuber nutzt zudem für ihre Videoarbeit „Verschwörung“ Aussagen rund um eine „Querdenker-Demonstration in Stuttgart.
© dpa-infocom, dpa:211221-99-464206/2