Kurzstreckenflüge: Für Landesflughäfen schlechte Aussicht
dpa/lsw Stuttgart. Die Grünen wollen Kurzstreckenflüge durch gute Bahnverbindungen überflüssig machen - für die Flughäfen in Baden-Württemberg sind das keine guten Aussichten. Denn von den vier Airports werden vor allem Kurzstreckenflüge bis zu 1500 Kilometer abgewickelt. Das geht aus einer Antwort von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) auf eine parlamentarische Anfrage der FDP hervor. Von Stuttgart bedienten demnach 2019 etwa 89 Prozent der Flüge die Kurzstrecke. Von Karlsruhe/Baden-Baden waren es 70 Prozent, in Friedrichshafen 89 Prozent und vom Flugplatz Mannheim sogar 100 Prozent. „Es wäre der sichere Tod für den Luftverkehrsstandort Baden-Württemberg“, kommentierte der FDP-Verkehrsexperte Christian Jung am Mittwoch.
Die Debatte um Kurzstreckenflüge war im Mai entbrannt, nachdem Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock in einem Interview gesagt hatte: „Kurzstreckenflüge sollte es perspektivisch nicht mehr geben.“ Verkehrsminister Hermann schrieb in der Antwort auf die FDP-Anfrage: „Die Landesregierung verfolgt das Ziel, Kurzstreckenflüge durch attraktive Angebote im Schienenpersonenfernverkehr zu reduzieren und möglichst überflüssig zu machen.“ Hermann ist aber auch dafür, dass Fliegen teurer werden muss. Zuletzt hatte er in einem dpa-Interview gesagt: „Klar ist: Wenn Fliegen billiger ist als das Taxi zum Flughafen, dann stimmt was nicht.“
In seiner Antwort verweist Hermann darauf, dass eine europaweit durchgeführte Studie den „in der Kundenwahrnehmung angenommenen Preisvorteil der Fluggesellschaften“ widerlege. „So waren bei der letzten Erhebung im Jahr 2017 auf den untersuchten Routen fast 90 Prozent der Bahn-Testbuchungen günstiger als der vergleichbare Flug.“ Der FDP-Politiker Jung sagte dazu, damit werde die Behauptung, Fliegen sei billiger als Bahnfahren, „endlich als Legende enttarnt“.
Der Liberale resümiert: „Baden-Württemberg kann auf seine Flughäfen nicht verzichten. Sie sind das Tor zur Welt für unsere Wirtschaft und bringen die Menschen sicher in den Urlaub.“ Um mehr Klimaschutz zu erreichen, müsse man beim Fliegen auf synthetische Kraftstoffe setzen. „Innovationen statt Ideologie sind praktizierter Umweltschutz“, sagte Jung. Allerdings hatte auch Hermann jüngst gesagt: „Zu einer modernen Mobilität gehört auch das Fliegen.“ Allerdings müsse die Flugwirtschaft deutlich nachlegen beim Klimaschutz. „Deswegen fördert das Land auch in Pilotprojekten synthetisches Kerosin auf Basis erneuerbarer Energien. Auf diese Weise kann der Flugverkehr klimafreundlicher werden.“
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