Land prüft Bürohaus als Unterkunft für Geflüchtete
Weil sich die Angebote aus Stuttgart-Weilimdorf ballen, werden laut dem Regierungspräsidium weitere Standortprüfungen zurückgestellt.
Von Konstantin Schwarz
Stuttgart - Dem Land ist eine weitere Büroimmobilie im Gewerbegebiet Mittlerer Pfad in Weilimdorf zur Nutzung als Landeserstaufnahmezentrum (Lea) angeboten worden. Das Regierungspräsidium (RP) prüft, ob der Komplex mit der Hausnummer Mittlerer Pfad 19 „möglicherweise als Unterkunft in Frage kommt“, so eine Sprecherin. Da mit dem neuen Angebot inzwischen drei Immobilien, darunter das Hotel Holiday Inn (Mittlerer Pfad 25 und 27), in der Prüfung sind und für einen Komplex (Mittlerer Pfad 13 und 15) bereits eine Bauvoranfrage bei der Stadt eingereicht worden ist, werde man andere in Stuttgart in Prüfung befindliche Standorte „vorübergehend zurückstellen“. Der Standort Weilimdorf werde „priorisiert untersucht“. Das Land hat eine Bauvoranfrage auch für ein Bürohaus in der Augsburger Straße 712 in Untertürkheim gestellt.
Den Bürokomplex Mittlerer Pfad 19 nutzt seit den 1990er-Jahren die Vereinigte Postversicherung (VPV) als Hauptsitz, ein Zweitsitz befindet sich in Köln. Die VPV ist Eigentümer. Man habe die Hauptzentrale dem Land angeboten und Gesprächsbereitschaft signalisiert, heißt es auf Anfrage unserer Zeitung aus dem Vorstandsbereich der Versicherung. Man beobachte den Büromarkt in der Stadt und Region Stuttgart, heißt es weiter. Der Versicherer hat rund 480 Mitarbeitende im Innendienst und verwaltete 2023 rund 1,1 Millionen Verträge.
Die Liegenschaft der Vereinigten Postversicherung erreiche die Größe des nebenliegenden Bürokomplexes Mittlerer Pfad 13 und 15, so die VPV. Für diesen hatte das RP (nach einem Umbau) eine Lea-Kapazität von bis zu 1300 Plätzen genannt. Das Holiday Inn wäre für an die 1200 Flüchtlinge nutzbar. Das Land ist dringend auf der Suche nach einem Ersatz für die Lea in Ellwangen in der Reinhardt-Kaserne, die Ende 2025 geschlossen werden soll. Im Regelbetrieb hat diese 650, in der Spitze 1450 Plätze. Flüchtlinge wohnen in einer Lea übergangsweise, sie werden von hier auf auf die Kommunen im Land verteilt.
Alle drei angebotenen Immobilien in Weilimdorf grenzen aneinander, man untersuche die drei potenziellen Standorte daher „mit Blick auf mögliche Synergien“, so das Regierungspräsidium.
Eine knappe ökosoziale Mehrheit des Stuttgarter Gemeinderates (31 von 60 Stimmen) hatte sich Anfang Dezember für die Ansiedlung einer Landeserstaufnahmestelle in Stuttgart ausgesprochen. Ein Vorteil sei dabei die stufenweise Anrechnung der Lea-Plätze auf die von der Stadt bereitzustellenden Wohnplätze für Flüchtlinge. Auf die Entscheidung über eine Lea-Ansiedlung haben Kommunen keinen Einfluss, sie wird allein vom CDU-geführten Integrationsministerium getroffen. Das Baurecht gilt im Gewerbegebiet nicht als Hindernis, weil speziell für die Flüchtlingsaufnahme Befreiungen möglich sind.
Oberbürgermeister Frank Nopper hatte in der Gemeinderatssitzung am 5. Dezember erklärt, dass er Stuttgart nicht für einen geeigneten Standort für eine Landeserstaufnahmeeinrichtung halte. Sollte es dennoch dazu kommen, wolle er alles dafür tun, „dass eine für die Stadt und ihre Einwohnerschaft möglichst verträgliche Lösung zustande kommt“. Zum neuen Angebot an das Land können man noch nichts sagen, weil der Stadt dazu keine Einzelheiten vorlägen.