Land: Zahl der Drogentoten sinkt stark

Weniger Sterbefälle durch Opioide, mehr durch psychoaktive Pillen – Mehr als eine Million Alkoholabhängige in Deutschland

Heroin, Amphetamine, Kokain:Illegale Drogen kosten immer noch viele Menschen das Leben. Nun liegen neue Daten vor. In Baden-Württemberg befindet sich die Zahl der Drogentoten auf einem Tiefstand.

Frage:

In Baden-Württemberg sind deutlich weniger Drogentote zu beklagen als im Vorjahr: 2018 waren 121 Menschen an dem Konsum illegaler Drogen gestorben – nach 160 Menschen im Jahr 2017. „Mit diesem Rückgang von knapp 25 Prozent werden die historischen Tiefstände der Jahre 1989 und 2013 wieder erreicht“, teilte das Innenministerium in Stuttgart mit. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 hatte die Zahl einen Höchststand erreicht – damals verzeichnete die Statistik noch 287 Drogentote im Südwesten.

Wenn man den Blick auf ganz Deutschland richtet, sieht die Situation anders aus: Die Zahl der Drogentoten in Deutschland ist nahezu konstant geblieben. Wegen des Konsums illegaler Substanzen starben im vergangenen Jahr 1276 Menschen und damit vier mehr als 2017, wie die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), am Mittwoch in Berlin mitteilte. Häufigste Ursache waren weiterhin Überdosierungen von Opioiden wie Heroin und Morphin. Daran starben 629 Menschen, nachdem es im Jahr zuvor 707 waren. Einen Anstieg gab es bei Todesfällen durch psychoaktive Medikamente.

Von den Drogentoten in Baden-Württemberg waren 103 Männer und 18 Frauen. Ihr Durchschnittsalter lag bei 38,2 Jahren. Die Zahl derer, die an Heroin starben, sank im Vergleich zum Jahr 2017 von 30 auf zwölf Menschen. Dennoch ist demnach der Konsum von Heroin – alleine oder mit anderen Drogen, Medikamenten oder Alkohol – die Haupttodesursache unter den Rauschgifttoten auch im Südwesten. Die Bedeutung von Heroin als Droge nimmt dem Bericht zufolge aber ab. „Den Konsumenten muss jedoch klar sein, dass jegliche Art des Rauschgiftkonsums gefährlich ist und hier keine Verharmlosung betrieben werden darf“, betont Innenminister Thomas Strobl (CDU).

Volksdroge bleibt dagegen der Alkohol: Mehr als eine Million Menschen in Deutschland gelten als abhängig. Weit mehr konsumieren Alkohol in einem problematischen Ausmaß. 16 Prozent der Männer im Südwesten neigen einem riskanten Alkoholkonsum zu – der zweitniedrigste Wert in Deutschland (Durchschnitt Männer: 18 Prozent). Nur Schleswig-Holstein hat mit 14,7 Prozent noch geringere Zahlen. Anders bei den Frauen: Hier befindet sich der Südwesten mit 13,9 Prozent im Mittelfeld (Durchschnitt Frauen: 14 Prozent).

Beim Rauchen nannte die Drogenbeauftragte Mortler die Tendenz erfreulich. So ist der Anteil rauchender Jugendlicher in den vergangenen zehn bis 15 Jahren um zwei Drittel zurückgegangen. Auch bei Erwachsenen sank der Raucheranteil laut Drogenbericht seit 2003 spürbar – von knapp 39 Prozent auf 27 Prozent bei Männern, von 29 Prozent auf 21 Prozent bei Frauen. Mortler dazu: „Bei 120 000 Tabaktoten im Jahr können wir uns dennoch nicht zurücklehnen. Wer regelmäßig raucht, lebt im Schnitt zehn Jahre weniger.“

Mortler sagte: „Jeder einzelne Todesfall verpflichtet uns, Menschen noch besser vor den Gefahren von Drogen zu schützen und sie vor den oftmals tödlichen Folgen ihres Drogenkonsums zu retten.“ Gefragt seien neben dem Staat auch Unternehmen und die ganze Gesellschaft. „Drogenabhängigkeit ist eine Krankheit. Kranke brauchen Hilfe und keine Stigmatisierung.“

Eine zentrale Rolle komme den 1500 ambulanten Suchtberatungsstellen zu, die auch beim Bewältigen sozialer Folgen des Drogenkonsums unterstützen. „Um Leben zu retten, brauchen wir eine funktionierende Suchthilfe vor Ort“, betonte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung.

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Erstellt:
11. April 2019, 03:14 Uhr

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