Kirchen-Obere rufen an Pfingsten zu Solidarität auf

dpa/lsw Stuttgart. Pfingsten, das ist neben Weihnachten und Ostern das dritte wichtige Fest der Christen. Es gilt als Geburtsfest der Kirche. Und deren Obere in Baden und in Württemberg nutzen es, um auch über die Grenzen dieser Kirche hinauszuschauen in der Zeit der Corona-Krise.

Frank Otfried July steht in seinem Arbeitszimmer. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

Frank Otfried July steht in seinem Arbeitszimmer. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

Im Kampf gegen das Coronavirus müssen wirtschaftlich besser gestellte Länder der Welt nach Ansicht des württembergischen Landesbischofs Frank Otfried July den bedürftigen Regionen stärker unter die Arme greifen und zur Seite stehen. „Menschenrechte haben keine Sprach- oder Ländergrenzen. Sie sind universell“, sagte er in seiner Predigt am Pfingstmontag in Stuttgart. „Wenn die Pandemie global ist, muss auch die Hilfe global sein. Wenn die Wirtschaft nur global funktioniert, müssen auch die Erträge global ankommen.“ Es sei nicht gerecht, dass in der Pandemie manche Menschen Hilfe bekämen, andere dagegen nicht.

Die Menschen hätten die Krise auf unterschiedliche Weise erlebt. „Manche mit den besten wirtschaftlichen Voraussetzungen, hier im Norden der Weltkugel. Andere ohne die Möglichkeit, zu Hause zu bleiben, im Homeoffice zu arbeiten, medizinische Versorgung, Masken oder Impfstoff zu bekommen, in so vielen Ländern der Welt“, sagte July laut dem vorab veröffentlichtem Predigttext. Sich nicht voneinander abzuwenden, sei Gabe und Aufgabe, die der Pfingstgeist den Christinnen und Christen gebe.

Bereits in ihrem gemeinsamen Pfingstwort hatten die Bischöfe der vier großen Kirchen in Baden-Württemberg an Politik und Gesellschaft appelliert, die Verlierer der Krise nicht aus dem Blick zu verlieren. Es sei die Zeit der Solidarität mit denen, die benachteiligt aus der Corona-Pandemie hervorgingen, hatten sie geschrieben und ergänzt: „Nun ist es an der Zeit, die neue Gegenwart zu gestalten. Schauen wir nicht weg! Schenken wir den Benachteiligten die Chance auf eine gelingende Zukunft.“

In seiner Pfingstpredigt am Sonntag betonte der Freiburger Erzbischof Stephan Burger das Verbindende dieses Festes. Pfingsten führe die Menschen zusammen, sagte er laut Mitteilung in seiner Predigt im Freiburger Münster. Das Fest des Heiligen Geistes schaffe Verständigung über alle Nationalitäten, über alles Trennende hinweg.

Zugleich sei Pfingsten, also die Erfahrung der Herabkunft des Heiligen Geistes, „Kompass der Kirche“. Dabei bezog sich Burger auch auf die Kirche selbst, in der „es braust und stürmt in diesen Zeiten“, wie der Erzbischof sagte. Dies wäre „fast ein pfingstliches Geschehen, wenn es bei all den unterschiedlichen Interessen auch wirklich um die Einheit ginge“. Für viele stelle sich derzeit die Frage, wie viele Unterschiede, welche Vielfalt die Kirche in ihrer Einheit vertrage.

© dpa-infocom, dpa:210524-99-721537/3

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Erstellt:
24. Mai 2021, 11:25 Uhr

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