Neues G9 in Baden-Württemberg
Landessportverband ist alarmiert und fordert mehr Sportunterricht
16 Wochenstunden Sport verteilt auf neun Schuljahre: Der Vertretung der Sportvereine in Baden-Württemberg ist das eindeutig zu wenig. Sie setzt sich für eine Überarbeitung der Stundentafel ein – und will noch mehr erreichen.
Von Alexandra Kratz
Der Deutsche Sportlehrerverband (DSLV) ist vorgeprescht. In einer Pressemitteilung kritisierte der Landesverband Baden-Württemberg: „Die neue Stundentafel für das Fach Sport ist eine Katastrophe!“ Nun legt der Landessportverband (LSVBW) Baden-Württemberg nach: „Wir sind alarmiert“, sagt der Präsident Jürgen Scholz im Gespräch mit unserer Zeitung. Denn gemäß der Stundentafel für das neue, neunjährige Gymnasium gibt es zwar mit insgesamt 16 Wochenstunden künftig genauso viel Sportunterricht wie bisher – aber verteilt auf neun statt auf acht Schuljahre. Bezogen auf die einzelnen Klassenstufen haben die Mädchen und Jungen damit weniger Sport.
Zu wenig, da sind sich der DSLV und der LSVBW einig. Das Thema sei bereits in der Sommerpause aufgeploppt, man sei im Gespräch mit dem Kultusministerium, und habe die Kritik darum noch nicht öffentlich gemacht, berichtet Scholz. Ministerin Theresa Schopper habe zugesichert, dass sie sich für eine weitere verpflichtende Stunde Sport einsetzen werde. Aus Sicht des Landessportverbands ist dies das Mindeste. Zusätzlich fordert er für jede Schülerin und jeden Schüler einmal in der Woche ein obligatorisches Sportangebot in Form einer Nachmittags-AG. Die Jugendlichen dürften also die Sportart wählen, und es gäbe keinen Leistungsdruck in Form von Noten. Sehr wohl aber wären die Mädchen und Jungen verpflichtet, zusätzlich an einem Nachmittag in der Woche Sport zu machen.
Das Kultusministerium bestätigt, dass gemäß der aktuellen Planungen bislang 16 Sportstunden verteilt auf neun Gymnasialjahre vorgesehen seien. Final werde der Landtag das Schulgesetz im Januar 2025 ändern. In der schriftlichen Stellungnahme des Ministeriums heißt es aber auch: „Wir wissen um die Bedeutung von Sport und Bewegung für Kinder und Jugendliche.“
Das Ministerium verweist auf die insgesamt acht Poolstunden. Von diesen sei eine verpflichtend für Sport oder Musik einzusetzen. Zwei weitere Schulstunden entfallen verpflichtend auf das Mentoring. Damit würden noch immer fünf Poolstunden übrig bleiben, die flexibel genutzt werden könnten, also auch für Sport. „Ergänzend prüfen wir aktuell verschiedene Möglichkeiten, um das Fach Sport weiter zu stärken“, schreibt das Kultusministerium.
„Ich gehe davon aus, dass das Ministerium die Botschaft verstanden hat. Ich gehe aber auch davon aus, dass das neue G9 erst einmal anlaufen und dann Zug um Zug nachgebessert wird“, sagt Landessportverbandschef Scholz. Er sei für pragmatische Lösungen. Der LSVBW wolle dem Ministerium wenigstens die Chance bieten, auf die Forderung einzugehen. „Gefordert ist immer schnell, aber die Umsetzung dauert eben“, bekennt Jürgen Scholz.