Laufend BKZ: „Bewegung wirkt wie ein Medikament“

Laufend BKZ startet nach den Sommerferien in die elfte Runde. Hast du bei der Premiere vor elf Jahren geglaubt, dass dieses Projekt unserer Zeitung und der AOK eine solche Erfolgsgeschichte wird?

Ich habe ehrlich gesagt nicht so weit in die Zukunft gedacht. Wir mussten uns erst einmal überraschen lassen. Aber auf jeden Fall war ich davon überzeugt, dass der Kurs eine super Idee ist. Wir haben dann auch auf Anhieb viele Leute vom Sofa geholt. Im Lauf der Jahre hat uns die immer hohe Resonanz gezeigt, dass es eine Erfolgsgeschichte ist.

Kannst du dich noch an das erste Training am 25. September 2012 erinnern?

Das ist natürlich schon ziemlich lange her, aber ich glaube, es hat geregnet. Trotzdem hat man sofort gespürt, dass alle topmotiviert sind und sich auf den Kurs freuen.

Mit dem Wetter hatten wir sonst überwiegend Glück. Welche Ausnahmen sind dir im Gedächtnis geblieben?

Einmal ist ein starkes Gewitter aufgezogen. Wir hatten das Aufwärmen im Plattenwald bereits hinter uns und wollten klitschnass loslaufen, als zum Regen, der für sich alleine noch kein Problem gewesen wäre, die immer näher kommenden Blitze kamen. Damit war klar: Heute geht nichts mehr.

Was ist das ideale Laufwetter und wann sollte man es tatsächlich bleiben lassen?

Bei der aktuellen Sommerhitze ist Training am Morgen angesagt. Bis wir im September mit Laufend BKZ und Training am Dienstagabend loslegen, dürfte das aber kein Problem mehr sein. Für mich ist ideal, wenn es eher kühl und die Luft etwas feucht ist, aber nicht regnet. Zu kalt darf es aber auch nicht sein, denn bei hohen Minusgraden wird der Körper zusätzlich belastet. Wenn es stürmt, gewittert oder vereist ist, sollten die Laufschuhe im Schrank bleiben – ebenso bei Krankheiten, insbesondere mit Fieber.

Zum Laufend-BKZ-Betreuerstab zählen Frauen und Männer, die vorher selbst teilgenommen haben. Ist das der beste Beweis für die Beliebtheit des Kurses?

Das ist so, weil es zeigt, dass sie das Lauffieber gepackt hat und sie die Motivation weitergeben wollen. Zudem hat es ihnen in der Gruppe offenbar Spaß gemacht, denn sonst hätten sie sicher nicht dabeibleiben wollen.

Jetzt bitte eine Motivationshilfe für potenzielle Einsteiger, die noch mit ihrem inneren Schweinehund kämpfen: Warum lohnt es sich, bei Laufend BKZ mitzumachen und den Kurs bis zum Backnanger Silvesterlauf durchzuziehen?

Erstens, weil es eine tolle Gruppe mit einem engagierten, zuverlässigen Betreuerstab ist. Zweitens, weil es ein tolles Kursprogramm beinhaltet. Drittens, weil der Silvesterlauf ein lohnendes Ziel und mit den Tausenden begeisterten Zuschauern ein riesiges Erlebnis ist. Und viertens, weil das Laufen gesundheitsfördernd ist – in vielerlei Hinsicht: Es hilft bei der Stressbewältigung, stärkt das Herz-Kreislauf-System und das Immunsystem und fördert den Stoffwechsel.

Was müssen die Einsteiger tun, um nach dreieinhalb Monaten tatsächlich einen 10-Kilometer-Lauf schaffen zu können?

Sie sollten regelmäßig bei unserer gemeinsamen wöchentlichen Trainingseinheit am Dienstagabend dabei sein und zudem noch zweimal pro Woche selbstständig trainieren, allerdings immer mit mindestens einem Tag Pause dazwischen. Für diese Hausaufgaben kriegen alle Teilnehmer einen eigens ausgearbeiteten Trainingsplan an die Hand.

Das Wörtchen „Hausaufgaben“ hat mit Blick auf die eigene Schulzeit vielleicht einen negativen Touch. Zumindest bei Laufend BKZ völlig zu Unrecht, oder?

Man könnte darüber nachdenken, ein unverfänglicheres Synonym für Hausaufgaben zu verwenden (lacht). Nennen wir es einfach Trainingsläufe, die Spaß machen sollen.

Der Kurs steht auch Fortgeschrittenen offen. Wer zählt zu dieser Kategorie?

Das können Wiedereinsteiger mit gewisser Grundfitness sein, die schon einmal einen 10-Kilometer-Lauf gemeistert haben, bevor sie von Verletzungen oder Krankheiten gestoppt wurden oder einfach so eine längere Pause eingelegt haben. Das können Läufer sein, die bereits fünf Kilometer im Tank haben und die doppelte Distanz angehen wollen. Oder auch solche, die 2022 den Silvesterlauf geschafft haben und dieses Jahr ihre Zeit noch ein bisschen verbessern wollen.

Vor allem einige Männer wie beispielsweise meine Wenigkeit bekommen bei deinen Koordinations- und Kräftigungsübungen ihre Beine kaum sortiert. Warum sind sie trotzdem ein wichtiger Baustein bei jedem Training?

Koordinationsübungen sind fürs Aufwärmen wichtig, weil der Körper zuerst auf Betriebstemperatur gebracht werden muss, damit die Muskeln und Gelenke aufeinander abgestimmt sind und miteinander funktionieren. Kräftigungsübungen sind auch zwischen den Lauftagen ratsam, weil wir beim Laufen die Muskulatur brauchen. Das Ausdehnen am Ende des Trainings beugt Verletzungen vor.

Wer dich kennt, kann es eigentlich kaum glauben, aber du hast mittlerweile deinen 70. Geburtstag gefeiert und bist trotzdem noch fit wie ein Turnschuh. Was ist dein Geheimrezept?

Dass ich schon immer sportlich aktiv gewesen bin – egal was es ist, alles außer Yoga. Das galt und gilt für meine Freizeit, das war in meinem Arbeitsleben als AOK-Sportpädagogin so und daran hat sich nach dem Renteneintritt als freie Mitarbeiterin der AOK sowie als Kursleiterin bei Laufend BKZ oder beim SV Steinbach auch nichts geändert.

Können unsere Teilnehmer für die Zeit nach Laufend BKZ etwas daraus lernen?

Sie sollten sich zum Beispiel einem Lauftreff in Backnang oder in den Nachbargemeinden anschließen, wenn ihnen das Training alleine oder zu zweit schwerfallen sollte. Auf alle Fälle sollten sie sich bewegen, denn Bewegung wirkt wie ein Medikament und hält fit. Bewegt man sich dauerhaft nicht mehr, bilden sich Muskeln und vieles andere zurück.

Noch ein Blick in die Zukunft: Denkst du, dass Laufend BKZ auch noch einen zweiten runden Geburtstag feiert und damit 2032 zum 20. Mal stattfindet?

Das würde ich mir sehr wünschen, aber ich selbst werde mit dann fast 80 Jahren nicht mehr dabei sein (lacht). Dann wird sich ein frischer junger Trainer oder eine frische junge Trainerin mit altgedienten und mit neuen Betreuern um die Gruppe kümmern.

Das Gespräch führte Steffen Grün.