Vulkanausbruch auf Island
Lava sprudelt aus dem Boden – 4000 Menschen evakuiert
„Der Boden öffnete sich wie ein Reißverschluss“ - Islands raue Natur zeigt sich abermals von ihrer atemberaubenden Seite. Mit unbändiger Kraft bahnt sich glutrote Lava ihren Weg an die Erdoberfläche.
Von red/dpa
Auf Island sprudeln erneut Unmengen an Lava aus der Erde. Der sechste Vulkanausbruch innerhalb von neun Monaten auf der Nordatlantik-Insel begann am Donnerstagabend - und lieferte spektakuläre Bilder. In einem Livestream des Rundfunksenders RÚV war zu sehen, wie die Lava auf der Reykjanes-Halbinsel südwestlich der Hauptstadt Reykjavik aus einem knapp vier Kilometer langen Erdriss sprudelte. Etwa eine Stunde vor dem Ausbruch hatte es ein relativ kräftiges Erdbeben gegeben, das bis in die Hauptstadtregion zu spüren war.
„Der Boden öffnete sich wie ein Reißverschluss“, berichtete ein Korrespondent des Senders aus dem Einsatzgebiet. Nach Angaben des isländischen Wetteramts stieg dort eine heiße Gaswolke einen Kilometer hoch in den Nachthimmel, während sich ein Netz aus orange schimmernden Lava-Adern über erkaltetes Vulkangestein früherer Ausbrüche ergoss.
Fischerort Grindavík evakuiert
Der etwa 40 Kilometer südwestlich von Reykjavik gelegene Fischerort Grindavík wurde vorsichtshalber evakuiert. In der 4000-Einwohner-Gemeinde waren bei einem Ausbruch im Januar mehrere Häuser am nördlichen Ortsrand von den Lavamassen erfasst und zerstört worden. Diesmal schien der glühende Strom flüssigen Gesteins zunächst nicht in Richtung der Ortschaft zu fließen. Für eine Entwarnung sei es aber noch zu früh, warnten Experten nach einem Kontrollflug der Küstenwache.
JUST IN: A new volcanic eruption has just begun on Iceland's Reykjanes Peninsula. pic.twitter.com/mgiqqUQ8od — Nahel Belgherze (@WxNB_) August 22, 2024
Auch der internationale Flughafen der Insel in Keflavík befindet sich auf der Reykjanes-Halbinsel. Wie schon bei den vorherigen Eruptionen lief der Flugbetrieb aber ungestört weiter. Starts und Landungen würden durch den Vulkanausbruch und die Gaswolken nicht behindert, hieß es auf der Webseite des Flughafens.
Folgen können solche Naturspektakel auch für die Infrastruktur in der Region und die isländische Fernwärme- und Stromversorgung haben. Das bei Touristen beliebte Geothermalbad Blaue Lagune sollte nach Angaben des Betreibers am Freitag geschlossen bleiben.
Sechster Ausbruch innerhalb von neun Monaten
Die Spalteneruptionen auf der Halbinsel im Südwesten von Island lassen sich auf mehrere Vulkansysteme mit unterirdischen Magmakammern zurückführen. Fast 800 Jahre lang gab es dort keinen Ausbruch dieser Art mehr, ehe es im März 2021 zu einer ersten Eruption kam. Seitdem bahnt sich die Lava in der Region immer wieder ihren Weg an die Oberfläche und sprudelt aus länglichen Erdspalten hervor.
❗️ - The Sundhnúkur volcano in Grindavík, southwest of Iceland, erupted, the entire area was evacuated and a state of emergency was declared.The fault from which the magma flows reaches almost 4 kilometers. However, scientists believe that the peak of the eruption will… pic.twitter.com/dDpG86pMCc — The Informant (@theinformant_x) August 23, 2024
Allein seit Dezember 2023 gab es nunmehr sechs Vulkanausbrüche in dem dünn besiedelten Gebiet. Zuletzt kam es Ende Mai zu solch einer Eruption. Forscher gehen davon aus, dass die aktuelle Ausbruchsserie noch Jahrzehnte andauern könnte. Bei den jeweiligen Eruptionen beruhigte sich die Lage oft jeweils schon nach wenigen Tagen wieder.
Erdbeben als Vorboten
Das isländische Wetteramt hatte in den vergangenen Wochen vor einem drohenden Ausbruch gewarnt. Zuletzt nahm die Zahl der Erdbeben in dem Gebiet kontinuierlich zu, während sich unter der Erdoberfläche immer mehr Magma ansammelte - diesmal sogar noch mehr als bei der letzten Eruption im Mai.
Dabei muss man sich die Ausbrüche auf der Reykjanes-Halbinsel nicht wie diejenigen aus einem klassischen Vulkanberg vorstellen. Stattdessen strömt die Lava aus einem länglichen Erdriss, weshalb diese Art von Eruption auch als Spalteneruption bezeichnet wird. In der Regel entsteht dadurch keine große Aschewolke - anders als etwa beim Ausbruch am Vulkangletscher Eyjafjallajökull im Jahr 2010. Dessen kilometerhohe Wolke legte damals tagelang den internationalen Flugverkehr lahm.