Nach Welle von Protesten
Lebenslange Haft im Fall vergewaltigter Ärztin in Indien
Der Tod der Frau in Kolkata hatte 2024 wochenlange Proteste ausgelöst. Es folgte ein Prozess gegen einen Verdächtigen, der die Tat begangen haben soll. Die Mutter des Opfers zeigt sich enttäuscht.
Von red/dpa
In einem viel beachteten Prozess im Osten Indiens um die Vergewaltigung einer angehenden Ärztin, die an ihren Verletzungen gestorben war, ist ein 33-jähriger Mann zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Der Fall hatte im vergangenen Jahr in dem bevölkerungsreichsten Land der Erde eine Welle von Protesten einschließlich Streiks von Ärztinnen und Ärzten ausgelöst. Zwei Tage nach der Verurteilung des Mannes, der der Vergewaltigung und des Mordes für schuldig befunden worden war, verkündete ein Gericht in der Millionenstadt Kolkata nun das Strafmaß, wie der Sender NDTV und weitere indische Medien berichteten.
Die Eltern des Opfers äußerten sich den Berichten zufolge mit den Ermittlungen in dem Fall unzufrieden. Sie hätten sich dem Verdacht angeschlossen, dass es nicht nur einen Täter gegeben habe. Die zentrale Ermittlungsbehörde habe es versäumt, die anderen zu fassen, wurde die Mutter zitiert. Aus Kreisen der Ärzteschaft hatte es damals geheißen, die Obduktion deute darauf hin, dass die Frau wahrscheinlich gemeinschaftlich von mehreren Personen vergewaltigt worden sei.
Die Leiche der jungen Frau war im August in einem Seminarraum des Krankenhauses gefunden worden, wo sie nach einer langen Schicht geschlafen hatte. Ein Mann wurde kurze Zeit später als Verdächtiger von der Polizei festgenommen. Die Ermittler hatten in dem anschließenden Prozess die Todesstrafe für den Mann gefordert, der als freiwilliger Helfer in demselben Krankenhaus wie die junge Frau tätig gewesen war. Er hatte vor Gericht seine Unschuld beteuert.
Forderung nach Ende der Bedrohungskultur
Bei den Protesten, die der Fall ausgelöst hatte, forderten die Teilnehmenden neben der Bestrafung des Täters oder der Täter auch sicherere Arbeitsbedingungen sowie ein Ende der „bestehenden Bedrohungskultur“.
Der Fall warf auch ein Schlaglicht auf die sexuelle Gewalt gegen Frauen. In Indien wird nach offiziellen Zahlen alle 15 Minuten eine Frau oder ein Mädchen vergewaltigt. Frauenrechtler gehen von einer hohen Dunkelziffer aus. Immer wieder kommt es zu Fällen, die auch international Bestürzung auslösen. Zwar wurden in den vergangenen Jahren entsprechende Gesetze in Indien verschärft, trotzdem haben viele das Gefühl, dass zu wenig getan wird.