Liebeserklärung an den Schwäbischen Wald

Der freie Journalist Jochen Fischer schreibt in seinem neuen Buch „55 Gründe, den Schwäbischen Wald zu lieben“ über seine Heimat. In den 55 Gründen finden sich bunte Geschichten über mystische Burgen, idyllische Schluchten und die Menschen, die die Region so interessant machen.

Die meisten Geschichten über den Schwäbischen Wald hat der Autor Jochen Fischer zu Fuß „erwandert“. Fotos: Silberburg-Verlag

© Silberburg-Verlag

Die meisten Geschichten über den Schwäbischen Wald hat der Autor Jochen Fischer zu Fuß „erwandert“. Fotos: Silberburg-Verlag

Von Kristin Doberer

Rems-Murr. Romantische Schluchten, alte Burgen, der römische Limes, historische Mühlen sowie rätselhafte Sagen und Mythen – im Schwäbisch-Fränkischen Wald ist von all dem so einiges geboten. Doch so wirklich bekannt ist das Waldgebiet trotzdem nicht. Das will der freie Journalist und Autor Jochen Fischer aber ändern. In dem Buch „55 Gründe, den Schwäbischen Wald zu lieben“ sind verschiedenste Aspekte seiner Heimat alphabetisch aufgereiht, beginnend bei B wie Backnang bis zu W wie Weihnachtszauber im Rudersberger Adventswald. Die meisten Punkte sind relativ kurz gehalten und beschränken sich auf zwei bis drei Seiten, ein Foto ist meistens auch mit dabei. Sich so kurz zu fassen fiel Fischer nicht immer leicht, eigentlich schreibt er gerne längere Texte. Alteingesessenen aus der Region kommen vermutlich bereits so einige Geschichten in Fischers Buch bekannt vor. Was es zum Beispiel mit dem Gänsemarkt in Backnang auf sich hat, überrascht viele Backnanger kaum, und auch der Juxkopf als schöner Aussichtspunkt ist wohl kaum ein neuer Tipp. Trotzdem denkt der Autor, dass gerade Einheimische auch viele neue Aspekte über den Schwäbischen Wald entdecken können, denn ihm sei es bei der Recherche zu dem Buch eben auch so gegangen. „Auch wenn man die Region schon kenn, steht vieles drin, das unerwartet oder neu ist.“

Auch für Einheimische gibt es im Wald noch viele Geschichten zu entdecken

Denn obwohl Jochen Fischer in Kernen im Remstal wohnt und damit den Schwäbisch-Fränkischen Wald direkt vor der Haustür hat, waren ihm selbst einige Dinge neu. „Viele Themen und Geschichten habe ich bei der Recherche erst entdeckt“, erzählt er. Bei der Recherche sind ihm besonders zwei Dinge aufgefallen, die ihn überrascht haben. „Ich habe zum Beispiel festgestellt, dass sich Mythen und Sagen länger gehalten haben, als es in Stuttgart oder dem eher städtisch geprägten Remstal der Fall ist“, meint der Autor. So schreibt er zum Beispiel über Geister, die in Murrhardt ihr Unwesen getrieben haben sollen, oder über sogenannte „Hexenbanner“, über die bis in die 1930er-Jahre berichtet wird. An diese habe man sich gewandt, wenn ein böser Zauber auf dem Haus oder Vieh lag, erzählt er. „Die Region hat sich den Glauben an dieses Mystische und diese Sagen lange bewahrt.“ Gerade dabei bekam Fischer viel Unterstützung von Eberhard Bohn, dem sogenannten „Mühlendoktor“. Er sammelt Geschichten, Sagen und Märchen aus der Murrhardter Gegend (wir berichteten).

Das Buch gibt es für 14,99 Euro.

Das Buch gibt es für 14,99 Euro.

Auch überrascht haben Fischer bei seiner Recherche die vielen Hofläden und handwerklichen Betriebe, die es im Schwäbisch-Fränkischen Wald zuhauf gibt. So gibt es zum Beispiel Geschichten über das Tälesbräu in Weissach im Tal, über einen Landmetzger bei Kaisersbach oder Holzofenbäcker in Cronhütte. Obwohl das Buch mittlerweile erschienen und die Recherche beendet ist, fahre er nun immer wieder gezielt für bestimmte Besorgungen zu diesen ganz speziellen Läden.

Auch stellt Fischer einige besondere Orte im Schwäbisch-Fränkischen Wald vor, die die Einheimischen sicher kennen, über die sie aber doch noch ein wenig Hintergrundwissen erfahren können. Zum Beispiel vom Ebnisee, der 1746 nicht für Touristen, sondern für die Waldbesitzer angelegt wurde. Der See wurde aufgestaut, um dann nach Öffnen einer Schleuse Holz über das Flüsschen Wieslauf bis nach Stuttgart zu transportieren. Ein besonderes Augenmerk legt Fischer aber auch auf besondere Menschen der Region und deren Geschichten. So geht es zum Beispiel um den „Traktorkönig“ Eugen Kiemele, der als Sammler in der Trödel- und Traktorszene bekannt ist, oder um Manfred Schaible aus Spiegelberg, der Eisenbahngleise in seinem Garten verlegt hat.

Sich auf eine Lieblingsgeschichte festzulegen, fällt dem Autor nicht leicht, nach kurzem Überlegen entscheidet er sich aber doch: die Hägelesklinge. „Zum einen lohnt es sich einfach, dorthin zu gehen“, meint Fischer. Die Hägelesklinge liegt an der Straße zwischen Kaisersbach und Cronhütte in einem Naturschutzgebiet. Gerade den etwa sechs Kilometer langen Ebersberger Rundweg fand Fischer als Wanderer sehr schön, aber auch die – in diesem Fall wahre – Geschichte, die hinter dem Namen der Klinge steckt, hat ihn besonders fasziniert. Denn dieser geht auf den 1806 geborenen Johannes Hägele zurück, der sich als Fahnenflüchtiger jahrelang in der Gegend versteckt hat und durch die Hilfe der Anwohner auch nie gefasst werden konnte.

Wie kam es überhaupt zu der Idee für das Buch?

Auch für Touristen könnte das Buch interessant sein. „Vielleicht fahren die Leute dann mal nicht in den Schwarzwald oder an den Bodensee, sondern in den Schwäbischen Wald.“ Jochen Fischer war viele Jahre Redakteur bei „Sonntag Aktuell“. Heute schreibt er freiberuflich. Als er mit dem Silberburg-Verlag über neue Buchideen gesprochen hat, hatte er gleich großes Interesse, den Schwäbischen Wald in dessen neuer Reihe „55 Gründe,...“ vorzustellen – eben weil es hier noch so viele Geschichten zu entdecken gebe.

Das Buch Auf 144 Seiten beschreibt Jochen Fischer verschiedenste Orte und Menschen des Schwäbisch-Fränkischen Waldes. Das Buch ist kurz vor Weihnachten beim Silberburg-Verlag aus Tübingen erschienen. Zu kaufen gibt es das Buch für 14,99 Euro. ISBN: 978-3-8425-2359-3.

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Erstellt:
18. Januar 2022, 06:00 Uhr

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