Curevac in Tübingen
Biotec-Unternehmen schafft es aus der Verlustzone
Das Tübinger Biotechnologieunternehmen schreibt nach langen Verlusten erstmals schwarze Zahlen. Die für den Kampf gegen Covid-19 gebaute Produktionshalle steht leer.

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Curevac konzentriert sich jetzt auf die Entwicklung von Impfstoffen gegen Krebs.
Von Ulrich Schreyer
Das Tübinger Medizintechnikunternehmen Curevac hat im vergangenen Jahr nach langen Verlusten schwarze Zahlen geschrieben. Dabei handelt es sich allerdings um einen Einmaleffekt. Durch den Verkauf von Lizenzen an den britischen Biopharmakonzern GSK (ehemals Glaxo Smith Kline, Umsatz 2024 rund 31 Milliarden Euro) kamen 400 Millionen Euro in die Kasse. Vor Steuern wies das Unternehmen einen Gewinn von knapp 192 Millionen Euro aus. Im Jahr 2023 wurde dagegen noch ein Vorsteuerverlust von 260 Millionen Euro verbucht. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit wurde für 2024 mit Plus 177,7 Millionen Euro nach Minus 274 Millionen Euro im Jahr zuvor angegeben.
Der Verkauf von Lizenzen für Impfstoffkandidaten für Covid-19 und Grippe an GSK Milliarden Euro trug auch dazu bei, das der Umsatz nach oben schnellte: Dieser stieg von 53,8 Millionen Euro auf 535 Millionen Euro.
Jahr der Transformationen
Das vergangene Jahr sei ein Jahr bedeutender Transformationen für Curevac gewesen, sagte der Vorstandsvorsitzende Alexander Zehnder. Die Einnahmen durch den Lizenzverkauf schlugen im August zu Buche und verbesserten deshalb die Bilanz für das Gesamtjahr. Im vierten Quartal 2024 schrieb Curevac rote Zahlen. Der Verlust vor Steuern gegenüber der vergleichbaren Vorjahresperiode konnte allerdings von Minus 86,5 auf Minus 38,6 Millionen Euro reduziert werden.
Chance für ausgeschiedene Beschäftigte
Dazu trug auch ein Abbau der Belegschaft um ein Drittel auf jetzt noch rund 800 Beschäftigte in Tübingen bei. Weitere Standorte gibt es in Wiesbaden, aber auch im Ausland, etwa in den USA. Der weitaus größte Teil der Beschäftigten arbeitet allerdings in Tübingen. Der Betriebsratsvorsitzende Heiko Klever vermutet, dass ein großer Teil der ausgeschiedenen Mitarbeiter bei anderen Medizintechnikunternehmen – wie etwa Cegat oder Immatics in Tübingen – untergekommen seien.
Betriebsrat: Mit Partnern auf den Markt streben
Eine neue Fabrik, die ursprünglich für die Herstellung von Impfstoffen gegen Covid-19 gebaut wurde, stehe im Augenblick leer, sagte Klever. Curevac galt einst als Hoffnungsträger bei der Entwicklung von Impfstoffen gegen Covid-19, kam aber nicht über klinische Studien hinaus. Inzwischen konzentriert sich das Unternehmen auf die Entwicklung von Impfstoffen gegen Krebs. Damit geht man zurück auf die Arbeit in der Zeit vor dem Versuch, Impfstoffe gegen Covid-19 zu entwickeln. Nach den Worten des Betriebsratsvorsitzenden muss Curevac seine Ressourcen nun nutzen, um mRNA-Impfstoffe zu entwickeln, die mittels finanzstarker Partner auf den Markt gebracht werden können. Das Unternehmen selbst sieht seine Finanzierung zumindest bis 2028 als gesichert an.