Folgen von Corona-Erkrankung
Long-Covid-Verdacht? Das müssen Sie wissen
Die Infektion überstanden, aber immer noch Symptome: Das ist relativ selten, aber für Betroffenen mit großen Einschränkungen verbunden. Was Anzeichen für Long Covid sind und welche Hilfe es gibt.
Von Markus Brauer/dpa
Corona-Infektionen, deren Symptome oder Auswirkungen länger anhalten als die anderer Infekte und so Leben und Alltag beeinträchtigen: Kann das Long Covid sein? Wann spricht man überhaupt von Long Covid? Und wie lässt es sich behandeln? Die Stiftung Gesundheitswissen gibt Antworten und Tipps, um Symptome zu verstehen und geeignete Anlaufstellen zu finden.
Was versteht man unter Long Covid?
Eine SARS-CoV-2-Infektion kann anhaltende Gesundheitsprobleme nach sich ziehen, für die sich der Begriff Long Covid eingebürgert hat. Symptome sind etwa Erschöpfung, Schwindelgefühle und Konzentrations- und Herzprobleme. Wer auch Monate oder gar Jahre nach einer Corona-Infektion noch unter Spätfolgen leidet, braucht Hilfe.
Aber auch die akuten und chronischen Folgen der Virenerkrankung sind noch lange nicht vollständig geklärt. So scheinen genetische und epigenetische Faktoren Spätfolgen in Form eines Long-Covid oder Neuro-Covid zu begünstigen. Aber auch die Immunreaktion auf die akute Infektion spielt offenbar eine wichtige Rolle.
Was sind die häufigsten Symptome?
Long Covid bezieht sich auf anhaltende gesundheitliche Probleme, die mindestens vier Wochen nach einer COVID-19-Infektion fortbestehen. Zu den häufigsten Symptomen zählen extreme Müdigkeit und Erschöpfung – ein Gefühl, alltägliche Dinge nicht mehr schaffen zu können, etwa drei Treppenstufen zu steigen oder sich einen Kaffee zu machen, so die Stiftung. Der Fachbegriff dafür lautet Fatigue. Dazu kommen Atembeschwerden, Muskelschmerzen sowie Konzentrations- und Gedächtnisprobleme.
Ist der Terminus klar definiert?
Nein. Der Begriff Long Covid ist nicht eindeutig definiert. Er beschreibe laut Weltgesundheitsorganisation WHO gesundheitliche Beschwerden, die länger als vier Wochen nach einer Corona-Infektion andauern und nicht durch eine andere Erkrankung zu erklären sind. Wer nach einer COVID-Erkrankung merkt, dass Beschwerden nicht weggehen, zurückkommen oder neu auftreten, sollte ärztlichen Rat einholen, so die Stiftung Gesundheitswissen.
An wen wendet man sich mich beim Verdacht auf Long Covid?
- Der erste Weg sollte in die Hausarztpraxis führen. Hier kann eine Ersteinschätzung der Symptome erfolgen.
- Es kann hilfreich sein, ein Symptomtagebuch zu führen, das beim Arztbesuch vorgelegt werden kann.
- Durch eine Reihe von Untersuchungen können die Beschwerden eingeordnet und eventuell mit Long Covid in Zusammenhang gebracht werden. Dabei werden typische Symptome wie Erschöpfung, Kurzatmigkeit und Konzentrationsprobleme mit verschiedenen Tests festgestellt.
- Der Hausarzt kann je nach Beschwerden verschiedene Maßnahmen wie etwa Atemtherapie oder Physiotherapie verschreiben, rät die Stiftung Gesundheitswissen.
Was kann man selbst tun?
Für das Selbstmanagement einiger Symptome hat die Stiftung Gesundheitswissen auf ihrer Webseite Tipps und Übungen etwa bei Atembeschwerden und Konzentrationsproblemen aufgelistet. Dort findet sich auch ein Link zu Selbsthilfegruppen.
Info: Hilfsangebote für Long-Covid-Patienten
Long-Covid-Ambulanzen und -Sprechstunden Wer befürchtet, Long Covid zu haben, kann sich an spezialisierte Ärzte wenden. So haben viele Kliniken Long-Covid-Sprechstunden oder -Ambulanzen eingerichtet. Auch einige Arztpraxen bieten entsprechende Angebote. Die Ärzte bemühen sich bei diesen Stellen um eine sichere Diagnose der oft diffusen Symptome und erstellen ein Therapiekonzept.
Reha Betroffene können eine spezialisierte stationäre oder ambulante Rehabilitation (Reha) machen. Es gibt symptomspezifische Angebote für Behandlungen von zum Beispiel Lungenbeschwerden oder Störungen des Nervensystems, bei denen der Gesundheitszustand verbessert werden soll. Menschen mit Belastungsintoleranz können während einer Reha lernen, in einem neuen Alltag zurechtzukommen. Etwa durch das sogenannte Pacing: Man lernt, das Tempo des Alltags unter Kontrolle zu haben und auf die Bremse zu treten, wenn die Anstrengung zu groß wird.
Antrag stellen Den Antrag stellen die Betroffenen selbst, Hausarzt und Hausärztin können beraten. Alle Versicherten gesetzlicher Kassen haben ein Recht auf Reha - auch Rentner, mitversicherte Partner und Kinder. Aber die Krankenkassen zahlen die Maßnahmen nur dann, wenn keine anderen Kostenträger zuständig sind. Betroffene, deren Erwerbsfähigkeit aufgrund der Erkrankung gefährdet ist, wenden sich daher am besten an die Rentenversicherung. Dabei ist es egal, ob man berufstätig oder gerade arbeitssuchend ist, erläutert die Deutsche Rentenversicherung. In bestimmten Fällen kann Long Covid als Berufkrankheit oder Arbeitsunfall anerkannt werden, etwa bei Beschäftigten im Gesundheitsdienst, in der Wohlfahrtspflege oder in einem Labor. Dann ist die Unfallversicherung zuständig.
Rentenversicherung Für Menschen in Rente sowie Mütter und Väter, die sich hauptberuflich zu Hause um die Kinder kümmern, ist die Krankenkasse der richtige Ansprechpartner. Für Kinder und Jugendliche besteht der Deutschen Rentenversicherung zufolge grundsätzlich eine gleichrangige Zuständigkeit der Renten- und Krankenversicherung. Für alle Betroffenen können aber auch Sozialhilfe, Eingliederungshilfe und Bundesagentur für Arbeit Kostenträger sein.