Waldbrände in Kalifornien
Los Angeles bangt neuem Feuerinferno entgegen
Das Schlimmste schien überstanden. Für die kommenden Tage sind aber erneut gefährliche Starkwinde vorhergesagt. Der designierte Präsident Trump kündigt seinen Besuch in der Katastrophengegend an.
Von Markus Brauer/dpa
Das Schlimmste schien vorüber für Los Angeles. Doch die Wettervorhersage lässt die Sorge vor einem erneuten Aufflammen der Feuer in der US-Westküstenmetropole wieder steigen. Der Wetterdienst warnte vor der Rückkehr der gefährlichen Starkwinde, welche die mühsam eingegrenzten Brände neu anfachen können.
„Extremes Feuerwetter“ kehrt zurück
Erwartet wird, dass das „extreme Feuerwetter“ vom späten Montag (20. Januar) bis zum frühen Dienstag (21. Januar) andauert. Der künftige US-Präsident Donald Trump kündigte an, sich am Freitag (24. Januar) selbst ein Bild von den gewaltigen Schäden der Feuer machen zu wollen und versprach Hilfe.
Durch die Flächenbrände wurden bislang Schätzungen zufolge mehr als 12.000 Gebäude in der Region zerstört oder beschädigt. Die Zahl der bestätigten Todesfälle stieg auf 27. Mehrere Menschen gelten als vermisst.
Am Wochenende hatten sich bei der Brandbekämpfung Fortschritte abgezeichnet. Die Feuerwehr meldete Erfolge im Kampf gegen die beiden Feuer, die weiter brennen. Zehntausende Menschen durften nach Freigabe der Behörden wieder in die betroffenen Gebiete zurückkehren. Insgesamt sind aber weiter 39.000 Menschen von Evakuierungs-Anordnungen betroffen.
Böen sorgen für starken Funkenflug
Die leichte Entspannung wird wohl nicht von Dauer sein: Der Wetterdienst schrieb auf der Plattform X: „Zerstörerische Santa-Ana-Winde und extremes Feuerwetter werden von Montag bis Dienstag erwartet.“ Die Meteorologen sagen Böen mit Geschwindigkeiten von bis zu 130 Kilometern pro Stunde voraus.
Damaging #SantaAnaWinds and extreme fire weather is expected Mon through Tue, with winds peaking Mon evening through Tue morning. Wind will be strongest along the traditional wind prone corridor of #LosAngeles and #Ventura counties. NOW is the time to prepare! #CAwxpic.twitter.com/ADvJ9GJs4y — NWS Los Angeles (@NWSLosAngeles) January 19, 2025
Durch den Wind könnten sich die Brände rasch ausbreiten, hatte der Wetterdienst bereits zuvor gewarnt. Denn die Böen treiben Funken durch die Gegend, die neue Feuer starten könnten. Ein großes Problem sei auch, dass das Löschen aus der Luft bei starkem Wind nicht mehr funktioniere, heißt es immer wieder seit dem Ausbruch der Brände am 7. Januar. Der Wind verwehe das Wasser, bevor es am Boden ankommen könne. Auch die sehr trockene Vegetation begünstigt die Ausbreitung bereits existierender und neuer Brände.
Trotz Fortschritten steigt Bedrohung
In den vergangenen Tagen waren kühlere Temperaturen und abflauende Winde den Einsatzteams zu Hilfe gekommen. Das „Eaton“-Feuer nahe der Stadt Pasadena war Behörden zufolge zu 81 Prozent unter Kontrolle, das „Palisades“-Feuer am Westrand von Los Angeles zu 52 Prozent.
Doch nun fordern Behörden die Menschen in der Region wieder auf, Vorsichtsmaßnahmen für den Ernstfall zu treffen. So sollen Anwohner unter anderem Notfalltaschen packen, ihre elektronischen Geräte aufladen und sich von Bäumen und Stromleitungen fernhalten.
Der designierte Präsident Trump sagte Los Angeles unterdessen seinen Besuch zu. Er erklärte am Vorabend seiner Vereidigung vor Anhängern in Washington: „Ich werde am Freitag dahin reisen. Wir beten für euch alle.“ Er versprach, den betroffenen Gebieten in Kalifornien beim Wiederaufbau zu helfen. „Wir richten es wieder her.“
Info: Santa-Ana-Winde
„Devil’s breath“ Verantwortlich für das Neuentfachen der Feuer in Los Angels sind die berühmt-berüchtigten Fallwinde namens Santa-Ana-Winde, die bei den Menschen in Kalifornien auch als „Teufelshauch“ (auf Englisch: „Devil’s breath“) bekannt sind. Was hat es damit auf sich? Der Deutsche Wetterdienst bezeichnet die Santa Anas als „trocken-warmen Föhnwind“, der vor allem im Spätherbst und Winter regelmäßig in Erscheinung tritt. Dann ströme die Luft vom Hochplateau zwischen den Rocky Mountains und der Sierra Nevada in Richtung Pazifik, erwärme sich durch den Höhenabfall und die Durchquerung der Mojave-Wüste erheblich und erreiche dann als extrem trockener und heißer Wind die Küsten Kaliforniens, so die Wetterexperten.
Heiß, trocken und rasend schnell Weil er sich dabei durch enge Pässe und Canyons zwänge, erreiche er sehr hohe Geschwindigkeiten. „Wenn Sie einen Gartenschlauch nehmen, durch den Wasser fließt, und die Öffnung verengen, erhöhen Sie die Wassergeschwindigkeit und beobachten einen ähnlichen Effekt“, schreibt die University of California dazu. Wenn die Santa Anas wehen, können in Los Angeles die Temperaturen selbst im Winter auf 30 Grad steigen. Gepaart mit ihren hohen Windgeschwindigkeiten von teilweise 100 Kilometer pro Stunde, dem Entzug von Luftfeuchtigkeit und längeren Trockenperioden machen sie die Region sehr anfällig für Waldbrände.
Woher kommt der Name? Die häufigste Erklärung ist, dass der Wind nach dem Santa Ana Canyon im Orange County im Süden Kaliforniens benannt wurde. Er hat aber noch weitere Spitznamen, wie Teufelswind oder auch Roter Wind. Die Santa-Ana-Winde wurden zudem schon häufiger in der Literatur sowie in Filmen und Musik erwähnt. Die Beach Boys brachten 1980 einen Song mit dem Titel „Santa Ana Winds“ heraus, in dem sie das Phänomen treffend als „Feuer-Wind“ bezeichnen.