Seltenes Raubtier im Enzkreis

Luchs erkundet Wälder bei Friolzheim

Im Enzkreis ist bereits vor einigen Wochen ein Luchs in eine Fotofalle getappt. Für das Landratsamt und den Forst ist das eine frohe Botschaft – denn Luchse sind im Land selten.

Luchse sind in Baden-Württemberg selten.

© dpa/Sebastian Gollnow

Luchse sind in Baden-Württemberg selten.

Von Sophia Herzog

Im Enzkreis ist ein Luchs unterwegs: Seit Anfang des Jahres ist eines der Tiere wiederholt in Fotofallen getappt, darunter auch im Gemeindewald von Friolzheim. Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Enzkreis, die in Baden-Württemberg unter anderem für das Monitoring von Luchs und Wolf zuständig ist, hat dem Tier jetzt einen amtlichen Namen gegeben. B3010 heißt der Luchs nun, der durch die Wälder des Enzkreises streift. Und auch in anderen Landkreisen war das Tier unterwegs, heißt es aus dem Landratsamt des Enzkreises.

Männchen suchen im Schwarzwald verzweifelt nach Weibchen

Der Eurasische Luchs ist der größte Vertreter europäischer Raubkatzen. Charakteristisch für den heimlichen Beutegreifer sind neben den Pinselohren und der markanten gefleckten Fellfärbung auch ein ausgeprägter Backenbart und ein kurzer Stummelschwanz. Bis zu 70 Zentimeter hoch können die Tiere wachsen – sind also in etwa so groß wie ein Schäferhund.

Welches Geschlecht, welches Alter oder welche Herkunft der Luchs aus dem Enzkreis hat, ist derweil nicht bekannt. Unklar ist auch, ob der Luchs sich in der Region niederlässt – und ob er überhaupt noch da ist. „Luchse haben ein sehr großes Streifgebiet“, erklärt der Wimsheimer Forstrevierleiter Rolf Müller, der auch für die Gegend rund um Friolzheim verantwortlich ist. „Die Tiere sind sehr selten und kommen meist aus dem Schweizer Jura oder den Vogesen zu uns.“

Weitere Wanderungen, erklärt der Fachmann, würden in der Regel aber nur die Männchen auf sich nehmen. Auf der Suche nach einem Weibchen, von denen es hier wenige gibt, wandern sie durch den Schwarzwald und die schwäbische Alb. Seit 2004 sind laut der Landesregierung 18 männliche Luchse eingewandert. Nur ein Weibchen war kurz zu Gast im Land. Weil sie hier keine Partner fanden, zogen viele der Luchse wieder ab.

Um den Bestand zu schützen, Biodiversität zu fördern und den als Lebensraum geeigneten Schwarzwald wieder zu besiedeln, werden deshalb im Rahmen des Projekts „Luchs Baden-Württemberg“ immer wieder einzelne Tiere aus Wildgehegen ausgewildert. Eine Luchskatze, Finja, wurde 2023 ausgesetzt, ist aber inzwischen verstorben. Ende 2024 folgten zwei weitere Luchse: Reinhold und Verena.

Land fördert aktiv die Wiederansiedlung

Dass, wie jüngst in Friolzheim, auch immer wieder eingereiste Luchse in den Wäldern unterwegs sind, freut Forstrevierleiter Rolf Müller. „Ich finde es toll und enorm spannend, dass Luchse versuchen, die Lücken in der Population zu schließen“, sagt er. „Für mich ist das auch eine Bestätigung, dass unser Kurs der naturnahen Waldbewirtschaftung richtig ist und Wirkung zeigt.“

Den genauen Ort der Sichtung bei Friolzheim habe man aus gutem Grund nicht veröffentlicht – nämlich, um einen gewissen Tourismus zu vermeiden. Aber selbst, wer nun regelmäßig durch die Friolzheimer Wälder stapfen würde, hätte wahrscheinlich kein Glück. „Einen Luchs im Wald zu sehen, ist wie ein Sechser im Lotto“, sagt Müller. Denn die Tiere jagen vor allem bei Nacht und in der Dämmerung. Ihre Hauptbeute sind Rehe.

Luchs-Sichtung: Wie ein Sechser im Lotto

Sorge vor einer Begegnung mit der Raubkatze, wie sie in der Bevölkerung häufiger bei einer Wolfssichtung entsteht, muss deshalb auch niemand haben. „Der Wolf ist kulturell bei uns sehr negativ belastet und kann auch Konflikte auslösen“, so der Forstrevierleiter. „Der Luchs hat bei den Menschen einen sehr viel größeren Sympathievorschuss.“ Nicht der Luchs bedroht den Menschen, das Gegenteil ist der Fall: Eine der häufigsten Todesursache für Luchse in Deutschland bleibt der Straßenverkehr.

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Erstellt:
13. März 2025, 16:40 Uhr

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