Spektakuläre Übernahme in Italien möglich

Luxusmarke Prada buhlt um Versace

Die Krise der Modebranche dürfte die Konsolidierung weiter vorantreiben. Noch halten sich die Protagonisten bedeckt. Es geht um ein Milliardenpaket.

Models auf der Prada-Fashion-Show – übernimmt Prada den Konkurrenten Versace?

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Models auf der Prada-Fashion-Show – übernimmt Prada den Konkurrenten Versace?

Von Gerhard Bläske

Die weltweite Krise im Luxusmodesektor beschleunigt die Konsolidierung in der Branche. Italiens größter Modekonzern Prada steht offenbar vor der Übernahme der beiden zur amerikanischen Capri-Holding gehörenden Marken Versace und Jimmy Choo (Schuhproduzent). Im Gespräch ist ein Kaufpreis für beide zusammen von 1,5 bis zwei Milliarden Euro.

Bei der eben zu Ende gegangenen Mailänder Modewoche war der mögliche Verkauf das große Thema. Spekulationen darüber gibt es aber schon seit Wochen. Angeblich ist oder war auch die OTB-Holding des Unternehmers Renzo Rosso (Diesel, Maison Martin Margiela, Jil Sander) interessiert. Die Exor-Holding der früheren Fiat-Eigner Agnelli-Elkann soll dagegen nach anfänglichem Interesse abgewunken haben.

„Gerüchte“ werden nicht kommentiert

Auch Prada-Chef Andrea Guerra hat bei der Vorstellung der Jahreszahlen gerade betont, man konzentriere sich auf organisches Wachstum und wolle „Gerüchte“ nicht kommentieren. Doch in der Branche heißt es, Prada stehe kurz vor einer Einigung mit Capri.

Versace geht es derzeit schlecht. Der Umsatz ist im dritten Quartal 2024 um 15 Prozent auf 193 Millionen Euro zurückgegangen. Operativ wurde ein Verlust von 21 Millionen Euro vermeldet. Für das Gesamtjahr wird bei einem Umsatz von 810 Millionen Euro ein Verlust erwartet. Versace, eine emblematische Marke, braucht dringend Investitionen. Armando Branchini, Mailänder Ökonom für den Luxussektor, weiß nicht, ob eine Übernahme wirklich zustande kommt. Doch er ist überzeugt: „Sollte Prada Versace übernehmen, würden sie das sicher sehr gut machen, denn die Marke und die DNA von Versace sind sehr stark und Prada-CEO Andrea Guerra sowie die Familie Bertelli haben die Kompetenzen und die Fähigkeiten, das Potenzial der Marke noch besser zu entwickeln.“

Der gesamte Luxusmodenmarkt ist derzeit in der Krise. Die schwierige wirtschaftliche Lage, Krisen und Konflikte, die stark gesunkene Nachfrage aus China und exzessive Preiserhöhungen haben die Nachfrage einbrechen lassen. Der Beratungsgesellschaft Bain Capital zufolge hat die Branche zwischen 2022 und 2024 global 50 Millionen Kunden verloren. Der Umsatz der weltweit führenden italienischen Unternehmen ging 2024 um 5,5 Prozent auf 96 Milliarden Euro zurück. Zwischen 2019 und 2024 gaben nach Angaben des Branchenverbandes Confartigianato 15 000 italienische Unternehmen dieses Sektors auf. Die Lieferkette ist extrem gefährdet. Sollten jetzt noch US-Strafzölle dazu kommen, wäre das ein weiterer schwerer Schlag für die Branche.

Besonders getroffen hat es Unternehmen wie Gucci: Der Umsatz der Marke, die zum französischen Kering-Konzern gehört, ging 2023 um 33 Prozent und 2024 noch einmal um 23 Prozent zurück. Auch LVMH, der weltweit größte Luxusgüterkonzern, vermeldete einen Erlösrückgang von zwei Prozent.

Prada-Konzern geht es gut

Branchini ist überzeugt, dass die Branchenkrise „konjunkturell bedingt, nicht strukturell“ ist. Dem in Hongkong notierten Prada-Konzern geht es aber sogar in der derzeit schwierigen Lage sehr gut, vor allem dank der boomenden Marke Miu Miu. Der Umsatz stieg im vergangenen Jahr um 17 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro. Vergleichbare Wachstumsraten in dieser für den Luxussektor problematischen Phase weisen derzeit nur noch der Kaschmirmoden-Spezialist Brunello Cuccinelli und die französische Hermès-Gruppe auf. Der Großteil der Luxusgüter-Unternehmen kommt auf allenfalls einstellige Wachstumsraten oder weist rückläufige Umsätze und Gewinne aus.

Versace wurde 1978 von Gianni Versace gegründet. 2018 übernahm die Capri Holding das Unternehmen für 1,8 Milliarden Euro von der Investmentgesellschaft Blackstone. Anders als früher sollen diesmal auch die Franzosen, die in den vergangenen 25 Jahren einen großen Teil der italienischen Luxusgüterbranche übernommen haben, (Gucci, Fendi, Valentino, Loro Piana, Brioni, Berluti, Bulgari, Bottega Veneta) nicht interessiert sein. LVMH ist noch kürzlich beim italienischen Damenmodenproduzenten Moncler und beim Schuhhersteller Tod`s eingestiegen.

Zu Prada gehören Marken wie Miu Miu, Car shoe, Marchesi 1824 und Church`s. Mit einer Kapitalisierung von etwa 23 Milliarden Dollar ist das in Hongkong börsennotierte Unternehmen aber im Vergleich etwa zu LVMH (fast 350 Milliarden Euro Börsenwert) ein Zwerg. Branchini vermutet, dass in einer Konsolidierung der Branche neben LVMH, Kering und der Schweizer Richemont auch Investmentfonds eine wichtige Rolle spielen. „Ich glaube aber, dass Übernahmen durch Industrie-Unternehmen sinnvoller und zukunftsträchtiger sind.“

Italiens Modebranche

ModebrancheItaliens Modebranche erwirtschaftet mit etwa 300 000 Beschäftigten 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts des Landes. Größte Unternehmen sind Prada, Luxottia, Oniverse (früher Calzedonia), Moncler und Armani. Der Modesektor gehört neben der Lebensmittelindustrie (Ferrero, Weine, Käse, Pasta, Wurstwaren), Luxusautos (Lamborghini, Ferrari), Maschinen, Jachten und Pharmaprodukten zu den wichtigsten Exporteuren des nach den USA, China und Deutschland weltweit viertgrößten Ausfuhrlandes.

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Erstellt:
8. März 2025, 06:12 Uhr

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