Stilllegung des Gasnetzes
Mannheim verkündet Gas-Aus ab 2035 – so sind die Reaktionen darauf
Als erste Großstadt hat Mannheim bekannt gegeben: In zehn Jahren soll es für Haushalte kein Gas mehr geben. Andere Städte scheuen diesen Schritt, weil sie einen großen Widerstand gegen solche Pläne befürchten. Gibt es Ärger in Mannheim?
Von Judith A. Sägesser
Anfang November hat der Mannheimer Energieversorger MVV angekündigt, sich bis 2035 aus dem Gasnetz zurückziehen zu wollen. Es ist die erste deutsche Großstadt, für die dieses Ziel so deutlich formuliert wird. Die Nachricht machte bundesweit Schlagzeilen. Auch, weil der Bund den Bürgern per Gesetz bis 2045 und damit zehn Jahre länger Zeit gibt.
In Mannheim dürfte die Nachricht derweil geringeren Neuigkeitswert haben. Laut eigener Mitteilung habe der Energieversorger MVV – der zu 50,1 Prozent der Stadt gehört – bereits 2021 darauf hingewiesen, „ab 2035 keine Produkte und Dienstleistungen auf fossiler Basis mehr anzubieten“. Es gehe um klare Signale an die Bürger.
Rückzug Gasnetz erfolge schrittweise in Mannheim
Wie groß war die Empörung, nachdem der Energieversorger mit seinen Gasausstiegsplänen nun an die Öffentlichkeit gegangen ist? „Der von MVV angestrebte Rückzug aus dem Gasnetz hat selbstverständlich zu Diskussionen in Mannheim geführt“, berichtet Sebastian Ackermann, der Sprecher des Energieversorgers. „Insbesondere direkt betroffene Bürgerinnen und Bürgern äußerten sich kritisch oder verärgert.“ Man nehme die Sorgen „sehr ernst“. Der Rückzug aus dem Gasnetz erfolge schrittweise, „und keine Gasheizung muss kurzfristig stillgelegt werden“, erklärt der MVV-Sprecher weiter.
Gleichzeitig habe man auch positive Rückmeldungen zum klaren Bekenntnis bekommen, so Ackermann. „Dass wir mit unserem Weg eine konkrete Perspektive aufzeigen, um die von der Politik vorgegeben Klimaschutzziele zu erreichen.“
In Stuttgart beispielsweise tut man sich schwerer. Auch hier war es unlängst zu Diskussion darüber gekommen, wie man eine mögliche künftige Stilllegung des Gasnetzes kommuniziert. In einem ZDF-Beitrag hatte ein Vertreter der Stadt gesagt, das Gasnetz werde ab 2035 stillgelegt. Das wurde inzwischen relativiert, wenn auch nicht kassiert. Oberbürgermeister Frank Nopper erklärte gegenüber unserer Zeitung, dass er nichts von einem Konfrontationskurs gegenüber den Stuttgarter Bürgern halte.