Regenschauer beim letzten Naturparkmarkt der Saison in Murrhardt
Der Saisonabschluss der diesjährigen Naturparkmärkte in Murrhardt gestaltet sich ausgesprochen regnerisch. Gäste und Beschicker machen das Beste draus. Im kommenden Jahr wird von fünf auf sechs der populären Direktvermarkterevents des Schwäbisch-Fränkischen Waldes aufgestockt.

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Die Naturparkmärkte haben eine treue Kundschaft. Trotz des Regens kommen nicht wenige Gäste zum Saisonabschluss nach Murrhardt.
Von Christine Schick
Murrhardt. Die Beliebtheit der Naturparkmärkte mit der Möglichkeit, etwas über die Palette und Arbeit der heimischen Produzentinnen und Produzenten zu erfahren und das eine oder andere Mitbringsel ins Einkaufskörbchen zu legen, scheint vergleichsweise ungebrochen, da sind sich Naturparkgeschäftsführer Karl-Dieter Diemer und Murrhardts Bürgermeister Armin Mößner, zugleich Vorsitzender des Naturparkvereins, einig. Beschicker und Gäste seien nach der Pause seit 2019 jedenfalls Gewehr bei Fuß gestanden, um die diesjährige Naturparkmarktsaison auskosten zu können. Als Nachweis könnte auch dienen, dass sich am Sonntag trotz des unwirtlichen Wetters mit wenn auch nicht heftigen, doch relativ hartnäckigen Regenschauern gar nicht so wenige Besucherinnen und Besucher in der Walterichstadt zum Abschlussmarkt eingefunden haben. Regenschirme und Regenjacken haben Hochkonjunktur, selbst der eine oder andere Hund mit Regencape ist zu sehen. Belohnt wird das Publikum mit einem Markt im Herzen der Altstadt und 32 Betrieben, Freischaffenden und Naturparkakteuren, die sich und ihre Waren präsentieren.
Als wärmenden Snack lässt sich bei Margret und Walter Heinz aus Murrhardt-Fornsbach ein Kartoffelspieß als Kostprobe der landwirtschaftlichen Arbeit abholen. Insgesamt sind es sieben Sorten, die die Familie auf rund einem Hektar Fläche anbaut. Unter ihnen ist auch die Blaue St. Galler. Ihr natürliches Farbpigment schützt die Pflanze vor freien Radikalen. Der Verzehr der Kartoffel gilt deshalb auch für den Menschen als gesundheitsfördernd, informiert der Betrieb. Walter Heinz bezeichnet die Knolle als Liebhabersorte, die eine bunte Kartoffelpfanne nicht nur schmackhaft, sondern auch fürs Auge zu einem Genuss macht.
Die Stutenvorzugsmilch schmeckt nicht süß, aber nach Hafer
Lissi Langer und Steffi Fiedler haben eine ziemliche Besonderheit im Gepäck: Gehrhofer Stutenvorzugsmilch aus Fichtenberg, von der sich kosten lässt und die als eine der Zutaten auch in ihre frisch zubereiteten Crêpes kommt. Lissi Langer ist auf dem elterlichen Hof mit Pferden aufgewachsen, kam mit dem Thema aber erst im Rahmen ihres Studiums – Naturraum und Regionalmanagement – und der Arbeit auf einem Stutenmilchbetrieb in Kontakt. Mittlerweile verkauft sie selbst die Rohmilch, was in Deutschland selten sei (sie kennt nur einen weiteren Betrieb bei Berlin) und eines aufwendigen Zertifizierungsprozesses als Vorlauf bedürfe. „Die Milch ist nicht pasteurisiert“, erläutert sie. „So bleiben viele der Inhaltsstoffe wie Vitamine erhalten.“ Heilpraktiker würden sie bei Neurodermitis empfehlen, auch als Darmkur werde sie eingesetzt. Zwei Marktbesucherinnen probieren. „Schmeckt ein bisschen nach Hafer, überhaupt nicht süß“, so das Urteil.

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Lissi Langer und Steffi Fiedler (von links) mit einer Auswahl von Produkten, bei denen Stutenvorzugsmilch verwendet wird. Fotos: Stefan Bossow
Die nicht verwertbaren Abfälle der Rapssamen sind wertvolles Tierfutter
Die Mischung aus Schalen und weiteren Resten geht im landwirtschaftlichen Betrieb in Pfedelbach-Buchhorn jedenfalls als wertvolles Futtermittel an die Schweine. Bis das Öl vom Fass in Flaschen gefüllt werden kann, vergeht rund eine Woche, aber die Familie hat genügend Exemplare mitgebracht und nicht wenige nutzen die Gelegenheit, sich einzudecken.
Auch mit verschiedensten Ölen – aus Olive, Reiskeimen, Distel, Rizinusbäumen, Kokos oder Shea – arbeitet Sabine Giailidis von der Spiegelberger Manufaktur Waschart, um Seifen herzustellen. Was mit einem Hobby anfing, hat sich zu einer beachtlichen Produktion von rund 800 Kilogramm pro Jahr ausgewachsen. „Beim Preis braucht es schon viel Überzeugungsarbeit“, sagt sie. „Aber wir verwenden keine tierischen Fette und wer die Seifen ausprobiert, kommt meist auf den Geschmack.“ Das Stück muss rund sechs Wochen reifen. „Später kann es immer noch Feuchtigkeit verlieren und auch ein wenig Duft, aber im Grunde hält es ewig.“

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Raphael Fleisch zeigt, wie auf dem Hof Rapsöl gemahlen wird.
Karl-Dieter Diemer zieht eine gute Bilanz mit Blick auf die Naturparkmarktsaison
Wer möchte, kann durch die Geschäfte der Innenstadt bummeln, für die Robusteren halten Stadt, Kooperationspartner und Naturparkführerteam auch ein Rahmenprogramm bereit. Das Interesse an Wanderungen hält sich allerdings in Grenzen. Die meisten pilgern dann doch nur an den Ständen entlang, um sich Infos abzuholen oder einen Blick auf die Haas’schen Alpakas zu werfen. Außerdem wartet Céline Krempler vor dem Naturparkzentrum mit einem neu entwickelten Actionbound auf. Er führt durch die Ausstellung des Hauses und ist mit einer digitalen Schnitzeljagd vergleichbar. Über einen QR-Code gelangt man zu verschiedenen Fragen und Aufgaben, über die Kindern spielerisch verschiedene Themen des Naturparks nahegebracht werden – umgesetzt von der Studentin der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, die so den Naturpark unterstützt. Beispielsweise erläutert Fledermaus Lucy, was sie besonders gut kann, und die jungen Mitspieler können überlegen, wozu sich denn wohl Stubensandstein verwenden lässt. Karl-Dieter Diemer zieht eine gute Bilanz mit Blick auf die Naturparkmarktsaison. „Die Besucher haben den Neustart sehnsüchtig erwartet, genauso wie die Beschicker“, sagt er und kündigt an, dass es 2023 einen weiteren Markt, sprich sechs Termine in verschiedenen Kommunen des Naturparks, geben wird. „Los geht es voraussichtlich Ende April.“